Türkei | Einer von mehr als 100 inhaftierten Journalisten
Amnesty International fordert Deniz Yücels Freilassung
Ein Jahr nach der Festnahme von Deniz Yücel hat Amnesty International die Türkei zur umgehenden Freilassung des "Welt"-Korrespondenten aufgefordert. "Diese andauernde Untersuchungshaft ohne Gerichtsverfahren kommt einer Strafe ohne Verfahren gleich und ist menschenrechtswidrig", kritisierte Markus Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, am Dienstag.
Yücel sei einer von mehr als 100 in der Türkei inhaftierten Journalisten, deren Berichte und Kommentare der türkischen Regierung offensichtlich ein Dorn im Auge seien. "Die freie Presse sitzt in der Türkei in Haft", erklärte Beeko.
Er rief Regierungen aller Länder dazu auf, "die umgehende Freilassung Deniz Yücels und der anderen Journalisten einzufordern und die Türkei an die Einhaltung der Pressefreiheit zu erinnern".
Anlässlich des Jahrestages von Yücels Festnahme am Mittwoch übte der Chef der Partei Die Linke, Bernd Riexinger, scharfe Kritik an der deutschen Regierung. Er warf ihr eine "devote Haltung" gegenüber dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vor, der einen "Krieg gegen die Freiheit" führe.
Das sei ein viel grösserer Skandal als die Inhaftierung Yücels, erklärte Riexinger. Die Bundesregierung liefere deutsche Waffen in die Türkei, während dort mit Yücel Tausende unschuldig im Gefängnis sässen.
Die Inhaftierung von insgesamt sechs Deutschen aus politischen Gründen belastet seit Monaten die deutsch-türkischen Beziehungen. In einer Stellungnahme an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte hatte die Bundesregierung die anhaltende Inhaftierung Yücels vor wenigen Wochen als ungerechtfertigt kritisiert.
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