Geodäsie | Gebirge hebt sich jährlich um 1,8 Millimeter
Die Alpen wachsen und wandern nach Norden
Ganz langsam heben und verschieben sich die Alpen. Forschende aus München haben nun Messdaten aus zwölf Jahren ausgewertet und diese Dynamik des Gebirges in einem Computermodell nachgebildet.
Was für den Menschen unmerklich langsam vonstatten geht, haben Forschende der Technischen Universität (TU) München nun in einem Computermodell veranschaulicht: Durchschnittlich einen halben Millimeter pro Jahr wandern die Alpen nach Norden. Dabei hebt sich das Gebirge im Mittel um 1,8 Millimeter.
Das Team um Florian Seitz von der TU München machte sich für das Modell Messdaten von mehr als 300 GPS-Antennen aus einem Zeitraum von 12 Jahren zunutze, teilte die Hochschule am Dienstag mit. Jede der Antennen führte alle 15 Sekunden Positionsbestimmungen durch. "Die Daten sind eine Goldgrube für die Geodäsie, die das Ziel hat, die Oberfläche der Erde genau zu vermessen und Veränderungen zu erkennen", sagte Seitz gemäss der Mitteilung.
Allerdings mussten die Forschenden die Daten zunächst von Störfaktoren wie Schneelast auf den Antennen oder Atmosphärenanomalien bereinigen. Forscherin Laura Sánchez verarbeitete hierfür etwa eine halbe Million Messdaten, schrieb die TU München. Die so bereinigten Daten flossen in das Computermodell ein, das erstmals den gesamten Alpenraum abdeckt.
Wo die Alpen am schnellsten wachsen
Das Modell macht regionale Unterschiede im Gesamtkontext sichtbar: So wachsen die Alpen nicht überall gleichmässig in die Höhe. Ein Maximum von mehr als zwei Millimetern pro Jahr erreicht es an der Grenze zwischen der Schweiz, Österreich und Italien, während sich der südliche Teil der Westalpen deutlich langsamer hebt.
In der Horizontalen wandern die Alpen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1,3 Millimetern pro Jahr nach Nordosten, allerdings wird diese Bewegung in Süd- und Osttirol durch eine Rotation Richtung Osten überlagert. Dort wird das Gebirge zudem gestaucht.
Interessant sei der umfangreiche Datensatz auch für Geologen und Geophysiker, da sich daraus Rückschlüsse auf die Plattentektonik ziehen lassen, wie Seitz betonte.
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