Bundesanwaltschaft ermittelt
Nach tödlichen Schüssen auf zwei Menschen in Halle im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt hat die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe die Ermittlungen übernommen. Ein Sprecher begründete dies am Mittwoch mit der "besonderen Bedeutung des Falles". Nach Angaben der jüdischen Gemeinde wollte der Angreifer die Türen der Synagoge aufschiessen.
Der Oberbürgermeister von Halle, Bernd Wiegand, sprach von einer "Amoklage". Der Sprecher der Bundesanwaltschaft sagte zur Übernahme der Ermittlungen durch die Karlsruher Behörde, es gehe hier um "die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland".
Neben den beiden Todesopfern gab es zudem zwei Schwerverletzte. Wie das Universitätsklinikum der Stadt auf Anfrage am Mittwoch mitteilte, wurden die beiden mit Schussverletzungen in die Klinik eingelieferten Opfer am Mittwochnachmittag operiert. Ob Lebensgefahr bestand, stand zunächst nicht fest.
Die Tat ereignete sich am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur. 70 bis 80 Menschen befanden sich deswegen am Mittwoch in der Synagoge. Ob ein Zusammenhang bestand, blieb aber zunächst unklar. Ein offenbar von einem Augenzeugen aufgenommenes Video zeigte einen mit einem Kampfanzug und Helm ausgestatteten Angreifer, der auf offener Strasse mehrere Schüsse abgab.
Bei den Todesopfern handelt es sich nach den Worten einer Polizeisprecherin um einen Mann und eine Frau. Der Mann sei in einem Döner-Imbiss erschossen worden, die Frau in der Humboldtstrasse, in der sich auch die Synagoge befindet. Die beiden wurden gegen Mittag getötet.
Die Polizei sprach zunächst von mehreren mutmasslichen Tätern, die mit einem Auto flüchteten. Ein Tatverdächtiger konnte festgenommen. Details zu dessen Identität blieben zunächst unklar. Die Polizei forderte die Einwohner von Halle auf, wachsam zu bleiben.
Maskiert und mit Sturmgewehr
Ein Zeuge berichtete im Fernsehsender n-tv, dass ein mit Sturmmaske und Helm bekleideter Mann mit einem Sturmgewehr in ein Döner-Restaurant geschossen habe. Zuvor habe der Angreifer eine Art Sprengsatz geworfen, der aber an der Fassade abgeprallt und explodiert sei. In dem Döner-Imbiss hätten sich insgesamt fünf bis sechs Gäste aufgehalten, sagte der Zeuge. Er selbst habe sich in der Toilette versteckt.
In welche Richtung die mutmasslichen Täter flüchteten, war noch unbekannt. Die Polizei forderte die Menschen in Halle auf, in ihren Wohnungen zu bleiben oder sichere Orte aufzusuchen. Der Hauptbahnhof wurde wegen des Einsatzes gesperrt, wie die Bahn mitteilte. Auch der Nahverkehrsbetrieb stellte seinen Liniendienst ein.
Alarm auch in Landsberg
Das Lagezentrum der Landesregierung warnte kurz darauf vor einem "Schusswaffengebrauch im Bereich Landsberg" östlich von Halle. Anwohner wurden ebenfalls aufgefordert, Gebäude und Wohnungen nicht zu verlassen. Die Polizei bestätigte das zunächst nicht.
Nach den tödlichen Schüssen in Halle wurde auch die Polizei im benachbarten Sachsen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Zudem wurde der Schutz jüdischer Einrichtungen ausgeweitet, wie Landesinnenminister Roland Wöller am Mittwoch in Dresden mitteilte.
Die notwendigen operativen Massnahmen würden von einem eigens einberufenen Einsatzstab der Polizei in Leipzig aus geleitet. Die Polizei Sachsen unterstützt darüber hinaus die Polizei in Sachsen-Anhalt mit Einsatzkräften und Technik.
In Leipzig laufen am Mittwoch die Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution, an denen unter anderem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilnimmt. Das am Abend geplante Lichtfest in der Leipziger Innenstadt wird "mit aktuellem Stand" stattfinden, wie die Polizei Sachsen auf Twitter mitteilte. Geprüft werde eine Kräfteaufstockung. sda
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