Slowakei | Investigativer Springer-Journalist wird Opfer eines Mordanschalgs
Enthüllungsjournalist in Slowakei getötet
In der Slowakei ist ein Enthüllungsjournalist offenbar wegen seiner Tätigkeit zum Opfer eines Mordanschlags geworden. Die Leiche des 27-jährigen Jan Kuciak wurde nach Polizeiangaben vom Montag neben derjenigen seiner Freundin Martina Kusnirova in ihrem Haus in Velka Maca gefunden.
Kuciak starb demnach durch eine Kugel in die Brust, seine Partnerin durch einen Kopfschuss. Polizeichef Tibor Gaspar vermutete einen Zusammenhang der Tat mit Kuciaks Berichterstattung. Der Reporter hatte wiederholt Fälle von Korruption und mutmasslichem Steuerbetrug aufgedeckt.
Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico sprach von einem "beispiellosen Angriff auf Pressefreiheit und Demokratie in der Slowakei", sollte Kuciak tatsächlich wegen seiner journalistischen Arbeit ermordet worden sein.
Der tschechische Regierungschef Andrej Babis verurteilte die Tat. "Ich bin schockiert", teilte der gebürtige Slowake am Montag bei Twitter mit. "Im Leben wäre mir nicht eingefallen, dass so etwas in der Slowakei im Jahr 2018 geschehen kann", fügte der Gründer der populistischen ANO-Bewegung hinzu. Er verurteile jedwede Form von Gewalt gegen Journalisten.
Der Präsident des Europäischen Parlaments, Antonio Tajani, schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, die EU "könne nicht dulden, dass ein Journalist getötet werde, weil er seinen Job mache". Tajani rief die slowakischen Behörden auf, "gründliche Ermittlungen - bei Bedarf mit internationaler Unterstützung - einzuleiten".
Verlag ist fassungslos
Kuciak war seit 2015 Redakteur des Newsportals aktuality.sk, das zu Ringier Axel Springer Slovakia gehört. Die beiden Verlage Springer und Ringier zeigten sich "entsetzt und fassungslos".
Sollte das Attentat ein Versuch zur Unterbindung einer unabhängigen Berichterstattung sein, "werden wir dies zum Anlass nehmen, unseren journalistischen Auftrag noch gewissenhafter und konsequenter auszuüben", hiess es in einer Mitteilung.
Der Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, Christian Mihr, erklärte, "zum zweiten Mal innerhalb von fünf Monaten" sei in einem Land der Europäischen Union ein Journalist ermordet worden. Die slowakischen Behörden müssten "jetzt schnell aufklären, wie es zu dieser schockierenden Tat kommen konnte, obwohl Jan Kuciak schon vor Monaten bedroht wurde".
Medienberichten zufolge hatte Kuciak auch über mutmassliche Verfehlungen von Unternehmern berichtet, die der Partei Smer von Regierungschef Fico nahestehen sollen. Im vergangenen Herbst soll er Drohungen erhalten haben und erstattete daraufhin Anzeige bei der Polizei.
Am 16. Oktober war in Malta die bekannte Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia bei einem Bombenanschlag getötet worden. Drei Männer stehen wegen der Tat derzeit unter Mordanklage vor Gericht. Wer die Hintermänner sind, ist unklar.
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