Ostern | Update: Kreuzweg am Kolosseum
Papst beginnt Karfreitagsfeiern
Papst Franziskus hat die Feierlichkeiten zum Karfreitag begonnen. Bei der Karfreitagsliturgie im Petersdom in Rom gedachte der 81 Jahre alte Pontifex des Leidens und Sterbens Jesu.
Am späten Abend wollte Franziskus die Kreuzwegsprozession am Kolosseum leiten. Zehntausende Menschen verfolgen traditionell das Spektakel, bei dem in 14 Stationen der Weg Jesu ans Kreuz nachgestellt wird.
Weil es in Italien in den vergangenen Tagen mehrere Festnahmen von Terrorverdächtigen gab, wurden die Sicherheitsvorkehrungen an allen zentralen Touristenorten erhöht. 10'000 Sicherheitskräfte sind über Ostern in Rom im Einsatz.
Zu Beginn der Karfreitagsliturgie stand dieses Jahr die Jugend im Mittelpunkt. Der Prediger des päpstlichen Hauses rief junge Menschen bei der Messe im Petersdom dazu auf, sich unter Leidende und Ausgeschlossene zu mischen. So könne man sich von dem Prinzip lösen, das die Welt regiere, nämlich "der pure Egoismus", sagte Raniero Cantalamessa, der traditionell die Predigt am Karfreitag spricht. Im Oktober findet im Vatikan eine Bischofssynode zum Thema Jugend statt.
So hatten die Texte der Meditationen zu den Stationen des Kreuzweges in diesem Jahr erstmals Jugendliche verfasst. Sie sollen auch unter den Kreuzträgern sein, genauso wie eine Familie aus Syrien und Nonnen aus dem Irak, die vor Gewalt der Terrormiliz Islamischer Staat fliehen mussten.
Zentrales Fest des Christentums
Nach dem christlichen Glauben wurde Jesus in der Nacht auf den Karfreitag verhaftet, gefoltert und anschliessend von Pontius Pilatus zum Tod verurteilt. Die Kreuzigung ist der zentrale Moment des Karfreitags. Am dritten Tag nach seinem Tod, also am Ostersonntag, ist Jesus nach christlicher Überlieferung auferstanden. Ostern ist damit das zentrale Fest des Christentums.
Auch in Jerusalem kamen Tausende Menschen am Karfreitag zusammen. Pilger zogen in Prozessionen durch die Altstadt zur Grabeskirche. Am späten Vormittag führten die Franziskanermönche als Vertreter der katholischen Kirche Gläubige die Via Dolorosa zur Grabeskirche hinauf. Mitglieder der evangelischen Kirche waren am frühen Morgen den Pilgerweg dann allerdings zur evangelischen Erlöserkirche gegangen. Am Ort der Grabeskirche soll nach christlicher Überlieferung Jesus begraben worden und wieder auferstanden sein.
Der Karfreitag fällt in diesem Jahr mit dem Beginn des jüdischen Pessach-Festes zusammen. Da es sich um ein Pilgerfest handelt, wird auch am Wochenende mit zahlreichen jüdischen Besuchern in Jerusalem gerechnet. Wenige Gehminuten von der Grabeskirche entfernt steht die Klagemauer, die heute das grösste Heiligtum für Juden weltweit ist. Pessach erinnert an den Auszug der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten.
Blutige Zeremonie auf Philippinen
Auf den Philippinen haben sich mehr als ein Dutzend streng gläubige Christen zum Karfreitag ans Kreuz nageln lassen. Im Dorf San Pedro Cutud wurde die blutige Zeremonie von Tausenden Schaulustigen verfolgt.
Diese besondere Art der Erinnerung an die Leiden Jesu hat dort seit Jahrzehnten Tradition. Die Selbstkasteiung soll dazu dienen, sich von Sünden zu reinigen.
Die Philippinen sind das einzige Land in Asien mit einer mehrheitlich christlichen Bevölkerung, eine Folge der spanischen Kolonialzeit. Die katholische Kirche hat dort bis heute grossen Einfluss. Sie befürwortet die Kreuzigungen nicht, unternimmt aber auch nicht viel dagegen.
In San Pedro Cutud, dem Zentrum der Karfreitags-Spektakel im Norden der Hauptstadt Manila, herrschte wie jedes Jahr Volksfeststimmung. An Ständen wurden Würstchen, Eis und kalte Getränke verkauft. Insgesamt liessen sich hier zehn Gläubige ans Kreuz nageln, einer davon zum 32. Mal.
Aber auch in anderen Dörfern liessen sich Männer kreuzigen. Mit dem Hammer wurden ihnen dazu Nägel in Hände und Füsse getrieben. Die Kreuze mit den Gläubigen wurden dann in die Höhe gezogen und blieben mehrere Minuten lang stehen. Andere trugen grosse Holzkreuze auf dem Rücken durch die Strassen. Auf dem Kopf trugen sie Kronen aus Stacheldraht. Zudem schlugen sich mehrere Dutzend Gläubige mit Peitschen selbst den Rücken blutig.
Von den mehr als 100 Millionen Philippinern sind mehr als 80 Prozent katholischen Glaubens. Der Inselstaat ist - neben dem Vatikan - das einzige Land der Welt, in dem Scheidungen bis heute verboten sind.
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