USA | Nach Parkland-Massaker:
Empörte Schüler - und das FBI unter Druck
Mit grosser Empörung haben Überlebende des Massakers an einer High School im Bundesstaat Florida den Waffen-Lobbyismus in den USA angeprangert und für striktere Gesetze demonstriert. Eine junge Überlebende verurteilte in einer Wutrede den Umgang von US-Präsident Donald Trump mit Waffengewalt.
Schämen Sie sich", rief Emma Gonzalez am Samstag bei einer Anti-Waffen-Demonstration in Fort Lauderdale. Gonzalez ist Schülerin der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland, in der ein früherer Schüler am Mittwoch mit einem Schnellfeuergewehr 17 Menschen getötet hatte.
Sie kritisierte Trump dafür, im Präsidentschaftswahlkampf 2016 Geld von der National Rifle Association (NRA) angenommen zu haben. "An jeden Politiker, der Spenden von der (Waffenlobby-Organisation) NRA annimmt: Schande über euch!", rief Gonzalez.
An der Demonstration nahmen zahlreiche Menschen von der betroffenen Schule teil, die das Blutbad mit 17 Toten am Mittwoch überlebt hatten. Lehrer und Vertreter mehrerer Gemeinden schlossen sich an.
In leidenschaftlichen Reden brachten junge Leute neben ihrer Trauer um Schulkameraden den Zorn darüber zum Ausdruck, dass sich trotz einer nicht abreissenden Serie von Bluttaten an Schulen und anderen Einrichtungen nichts an den laschen Waffengesetzen in den USA geändert habe.
"Sie sagen, dass striktere Waffengesetze nichts an Waffengewalt ändern würden - wir nennen das Blödsinn!", rief Emma Gonzalez, während sie sich Tränen aus den Augen wischte. "Genug ist genug!"
Ministerin will Lehrpersonen bewaffnen
Einen gänzlich anderen Blick auf die Problematik offenbarte hingegen US-Bildungsministerin Betsy DeVos. Sie sagte auf Nachfrage in einer konservativen Radio-Talkshow, dass Bundesstaaten die Möglichkeit hätten, Lehrer an ihren Schulen zu bewaffnen. "Ich denke, das sollte Teil der breiteren, härter geführten Debatte darüber sein, wie wir solche Vorfälle in Zukunft verhindern können."
"Sie sagen, dass ein guter Mensch mit einer Waffe einen bösen Menschen mit einer Waffe stoppen kann - wir nennen das Blödsinn!", sagte indes Emma Gonzales bei der Kundgebung in Fort Lauderdale.
Am Mittwoch hatte der 19-jährige Nikolas Cruz in der Marjorie Stoneman Douglas High School in Parkland - etwa 50 Kilometer von Fort Lauderdale entfernt - mit einer halbautomatischen Waffe das Feuer eröffnet, nachdem er kurz vor Schulschluss einen Feueralarm ausgelöst hatte.
Seine Opfer kamen wegen des Alarms arglos aus den Klassenzimmern, als er um sich schoss. 17 Menschen starben. Der Täter liess sich danach widerstandslos festnehmen. Medien berichteten unter Berufung auf das FBI, er habe seine Waffe legal erworben.
Kritik am FBI
Das FBI musste inzwischen auch zugeben, hinsichtlich des späteren Todesschützen frühzeitig gewarnt worden zu sein. Ein Anrufer hatte auf dessen Obsession für Waffen hingewiesen - und darauf, dass Cruz womöglich einen Überfall auf eine Schule plane, wie FBI-Chef Christopher Wray vor dem Wochenende einräumte.
Weil der Anruf des Zeugen vom 5. Januar aber nicht weitergegeben wurde, erreichte er die Polizei vor Ort nicht. Justizminister Jeff Sessions ordnete eine Untersuchung der Polizeiarbeit vor den tödlichen Schüssen an: "Es ist jetzt klar, dass es Warnsignale gegeben hat und dass Hinweisen an das FBI nicht nachgegangen wurde", sagte er. Der Gouverneur von Florida, Rick Scott, forderte den Rücktritt von FBI-Chef Wray.
US-Präsident Donald Trump hat bislang jede Äusserung zu den Waffengesetzen vermieden. Stattdessen kritisierte er am Samstag (Ortszeit) das FBI. Es habe zu viele Ressourcen auf den Versuch verwendet, Verbindungen seines Wahlkampfteams mit Russland zu beweisen - und deshalb den Tipp zu Cruz verpasst. "Geht zurück zu den Grundlagen und macht uns alle stolz!", schrieb er auf Twitter.
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar