Terrorismus | IS reklamiert Angriff für sich
Polizist erliegt nach Geiselnahme in Frankreich seinen Verletzungen
Ein Polizist, der bei der Geiselnahme in einem französischen Supermarkt eine Frau beschützt hatte und selbst lebensgefährlich verletzt wurde, ist tot. Der 45-jährige Gendarm erlag seinen Verletzungen, wie Innenminister Gérard Collomb am Samstagmorgen mitteilte.
Damit erhöhte sich die Zahl der bei dem islamistischen Angriff in Südfrankreich am Freitag getöteten Menschen auf vier. "Frankreich wird niemals seinen Heldentum, seine Tapferkeit und sein Opfer vergessen", schrieb Collomb.
Der Polizist wurde in Frankreich als Held gefeiert, weil er sich bei der Attacke auf einen Supermarkt in dem kleinen Ort Trèbes freiwillig gegen Geiseln eintauschen liess. "Er hat Leben gerettet", sagte Staatschef Emmanuel Macron am Freitag. Der Beamte, der allein mit dem Täter im Supermarkt war, wurde lebensgefährlich verletzt, als dieser aus noch ungeklärten Gründen auf ihn schoss - daraufhin stürmte die Polizei das Gebäude. Auch zwei weitere Beamte wurden bei dem Zugriff verletzt.
Ein 25-jähriger Angreifer hatte am Freitag bei mehreren Attacken in der Region Carcassonne insgesamt drei Menschen erschossen, 16 weitere wurden verletzt. Zudem nahm er Geiseln in einem Supermarkt. Nach stundenlangem Drama erschossen Spezialkräfte der Polizei den Angreifer, der sich als "Soldat" der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bezeichnet hatte. Der IS hatte die Attacken anschliessend für sich reklamiert.
Ermittler untersuchen Hintergründe
Nach dem mutmasslichen islamistischen Anschlag in Südfrankreich untersuchen die Ermittler die Hintergründe. Es soll insbesondere aufgeklärt werden, ob der Angreifer Mitwisser oder Unterstützer hatte. Auch die Herkunft seiner Waffe solle untersucht werden, sagte Anti-Terror-Staatsanwalt Francois Molins am Freitagabend.
Der mutmassliche Täter war den Behörden wegen Verstössen gegen das Waffen- und Drogenrecht bekannt. Staatsanwalt Molins sagte, er sei zudem wegen Verbindungen zur Salafisten-Szene ins Visier der Geheimdienste geraten. Es habe aber keine Anzeichen dafür gegeben, dass der 25-jährige Islamist zur Tat schreiten könnte.
"Unser Land hat einen islamistischen Terroranschlag erlitten", sagte Staatspräsident Emmanuel Macron am Abend in Paris. Er versprach den Franzosen seine "absolute Entschlossenheit" für den Kampf gegen den Terrorismus.
Frankreich mehrfach Ziel von Anschlägen
Frankreich war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge. Vor allem die schweren Attacken von Paris 2015 und Nizza 2016 hatten das Land tief erschüttert - der neue Vorfall weckte auch Erinnerungen an die Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt in Paris vor gut drei Jahren.
Staatsanwalt Molins und Präsident Macron sagten, die terroristische Bedrohung komme inzwischen vor allem von innen. "Das heisst, dass Sie viele Personen haben, die sich selbst radikalisiert haben", sagte Macron beim EU-Gipfel in Brüssel vor Journalisten. Frankreich sei aber nicht mehr in einer Situation wie vor zwei oder drei Jahren, wo Anschläge vom irakisch-syrischen Kriegsgebiet aus gesteuert worden seien. Die Pariser Terroranschläge vom 13. November 2015 waren nach Darstellung der Ermittler von dort aus gelenkt worden.
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