Energie | Zum Auftakt des zweitägigen Besuchs
Putin und Erdogan geben Startschuss zum Bau von türkischem AKW
Als Symbol der Annäherung hat der russische Staatschef Wladimir Putin zum Auftakt seines zweitägigen Besuchs in der Türkei gemeinsam mit Präsident Recep Tayyip Erdogan den Startschuss zum Bau des ersten Atomkraftwerks der Türkei gegeben. Anschliessend sprachen sie hinter geschlossenen Türen über den Syrien-Krieg.
"Wir sind Zeuge eines wahrhaft historischen Augenblicks", sagte Erdogan am Dienstag in einer Ansprache zur Eröffnung der Bauarbeiten. Die Rede wurde per Video von Ankara aus direkt zur Baustelle in der südlichen Provinz Mersin übertragen. Das geplante Atomkraftwerk Akkuyu solle zur "Energiesicherheit" der Türkei ebenso beitragen wie zum "Kampf gegen den Klimawandel".
Die Dimension des Projekts sei "kaum zu übertreiben", sagte Putin. Das Atomkraftwerk stelle eine neue Etappe für die wirtschaftliche Entwicklung der Türkei dar.
Bilder von der Baustelle im türkischen Fernsehen zeigten Arbeiter und ein Feuerwerk anlässlich des Baubeginns. Das Atomkraftwerk soll in Zukunft 10 Prozent des Strombedarfs des Landes decken. Die Anlage wird vom staatlichen russischen Konzern Rosatom errichtet und soll bis 2026 fertiggestellt werden. Die Kosten werden auf 20 Milliarden Dollar veranschlagt.
Annäherung in Syrien-Frage
Beim Besuch Putins in Ankara handelt es sich um die erste Auslandreise des russischen Präsidenten nach seiner Wiederwahl am 18. März. Im vergangenen Jahr hatten sich Putin und Erdogan acht Mal persönlich getroffen.
Im Anschluss an die Eröffnung der Baustelle zogen sich Putin und Erdogan zu Gesprächen mit einem Schwerpunkt auf dem Konflikt in Syrien zurück. Am Mittwoch will der iranische Staatschef Hassan Rohani zu den Gesprächen dazustossen.
Russland und die Türkei stehen im Syrien-Krieg auf unterschiedlichen Seiten: Ankara unterstützt Rebellen, Moskau steht ebenso wie Teheran hinter dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad.
Zuletzt näherten sich die Türkei und Russland aber deutlich an. "Wir arbeiten eng mit Russland zusammen, um den Terrorismus und die Kämpfe in Syrien schnell zu beenden", sagte Erdogan. Er wolle die Kooperation mit Russland "fortsetzen und weiter ausbauen, jeden Tag".
Keine Diplomaten ausgewiesen
Zusammen mit dem Iran hatten die Türkei und Russland vergangenes Jahr Verhandlungen zur Beendigung des Syrien-Konflikts im kasachischen Astana initiiert. Der Einfluss der drei Länder in Syrien könnte demnächst weiter wachsen, nachdem US-Präsident Donald Trump am Donnerstag in einer Rede ein baldiges Ende des Syrien-Einsatzes der US-Armee angekündigt hatte.
Ankara beteiligte sich auch nicht an der Ausweisung russischer Diplomaten aus mehr als 20 Ländern als Reaktion auf den Giftanschlag auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal in Grossbritannien. Erdogan hatte verkündet, er werde nicht auf der Grundlage von "Unterstellungen" gegen Moskau vorgehen. Zudem sind Russland und die Türkei durch Waffengeschäfte und den Bau der Gaspipeline Turkstream im Schwarzen Meer verbunden.
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