Katastrophe | Keine Schweizer Opfer
Vulkaninsel jetzt Todeszone
Aus White Island ist nach Ausbruch von Neuseelands gefährlichstem Vulkan mit sechs Todesopfern eine No-go-area geworden. Wegen der Gefahr neuer Eruptionen blieb die Insel 50 Kilometer vor der Küste am Dienstag gesperrt. Jede Hoffnung, Überlebende zu finden, ist dahin.
Vermutet wird, dass in der Nähe des Kraters noch die Leichen von acht Menschen liegen, die am Montag von dem Ausbruch überrascht wurden. Damit würde sich die Zahl der Todesopfer dann auf 14 erhöhen.
Zudem wird befürchtet, dass von den 30 Verletzten nicht alle überleben. Mehrere von ihnen erlitten schwerste Verbrennungen. Die Gesundheitsbehörden beschrieben ihren Zustand als "kritisch". Von Schweizer Opfern hatte das Aussendepartement (EDA) in Bern auch am Dienstag keine Kenntnis, wie es mitteilte.
Ermittlungen eingeleitet
Die neuseeländische Polizei leitete Ermittlungen zum Hergang der Katastrophe ein. Dabei geht es auch um die Frage, ob Todesfälle und Verletzungen hätten vermieden werden können. Der Vulkan war seit einiger Zeit wieder verstärkt aktiv. Trotzdem fuhren immer wieder Boote mit Ausflüglern dorthin.
Die Insel ist seit 80 Jahren in Privatbesitz. Der Zutritt war nur mit ausgebildeten Führern erlaubt, aber auch in den vergangenen Tagen nicht verboten.
Chef-Ermittler John Tims sagte, die Polizei wolle herausfinden, "ob jemand für Tode und Verletzungen kriminell verantwortlich ist". Unter den Todesopfern sind nach Medienberichten auch zwei ausgebildete Führer, die die beiden Gruppen am Montag auf die Insel begleiteten.
Die meisten Ausflügler kamen von einem Kreuzfahrtschiff und waren auf einer Tagestour. Die Hälfte der 47 Inselbesucher stammte aus Australien. Andere Besucher kamen aus China, den USA und Grossbritannien.
Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern sprach von einer "verheerenden Katastrophe". Zur Debatte, ob sie nicht hätte verhindert werden können, meinte sie: "Wir wissen, dass es grössere Fragen geben wird. Diese Fragen müssen gestellt und beantwortet werden." Der Vulkanologe Raymond Cas sagte: "Auf diese Katastrophe konnte man warten."
Sorge vor weiteren Eruptionen
Aus Sorge vor weiteren Eruptionen hielten sich die Rettungskräfte von White Island zunächst fern. Ihre Boote blieben etwa einen Kilometer auf Abstand. Das geologische Überwachungszentrum GeoNet bezifferte das Risiko eines baldigen neuen Ausbruchs auf 50 Prozent. Deshalb verzichtete man auch darauf, mit Hubschraubern über die Insel zu fliegen oder Drohnen starten zu lassen.
Der Polizei zufolge gab es dort schon am Montag keinerlei Lebenszeichen mehr. Tims sagte: "Ich würde sehr stark annehmen, dass auf der Insel niemand überlebt hat."
Mehrere der Verletzten wurden in Kliniken geflogen, die speziell für Brandopfer eingerichtet sind. Der Arzt Pete Watson erklärte, bei 27 Patienten seien mehr als 30 Prozent der Körperfläche verbrannt. Die meisten müssten wegen Lungenschäden durch die eingeatmeten heissen Dämpfe auch künstlich beatmet werden. E
iner der Kreuzfahrt-Passagiere, Geoff Hopkins, berichtete im "New Zealand Herald" von "schrecklichen Verbrennungen". Dem Blatt zufolge ist bei manchen Verletzten sogar 90 Prozent der Körperfläche verbrannt.
Nur einen Tag nach dem Vulkanausbruch wurde die Ostküste von Neuseelands Nordinsel zudem von einem Erdbeben erschüttert. Das Beben der Stärke 5,3 traf die Nordinsel des Pazifikstaats am Dienstag gegen 13 Uhr Ortszeit (1 Uhr MEZ). Grössere Sachschäden oder Verletzte gab es nicht. Neuseeland liegt auf dem so genannten Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde.
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