Demonstration | Druck auf US-Politik steigt, strengere Regeln beim Zugang zu Schusswaffen zu erlassen
Neuer Höhepunkt in Debatte zu Waffengewalt in den USA
Ein jahrzehntelang geführter Streit erreicht in den USA einen neuen Höhepunkt: Nach den Todesschüssen von Parkland formiert sich eine Teenager-Bewegung mit emotionalen Argumenten gegen Schusswaffen. Ist die festgefahrene Debatte an einem Wendepunkt angelangt?
«Ich habe einen Traum», sagt die kleine Yolanda. Auf der Bühne vor dem Kapitol in Washington spricht sie die Worte, die vor ihr schon einmal ein sehr berühmter Amerikaner fast an gleicher Stelle gewählt hatte.
Der Traum von Martin Luther King Jr. war 1963 das Ende jeglicher Unterschiede zwischen Schwarzen und Weissen in den Vereinigten Staaten. Yolanda ist die Enkeltochter des legendären und vor 50 Jahren durch die Gewehrkugel eines Rassisten zu Tode gekommenen Predigers.
Yolandas Traum handelt nicht mehr so sehr von der Gleichstellung der Afro-Amerikaner. Ihr Traum dreht sich um das Ende des Schusswaffenmissbrauchs in den USA. «Ich habe einen Traum: Dass genug genug ist», sagt die Kleine vor einer halben Million Zuschauern auf der Pennsylvania Avenue der US-Hauptstadt.
Ungewöhnliche Zähigkeit
Der Auftritt des Mädchens ist der emotionale Höhepunkt einer Demonstration, die in die Geschichtsbücher eingehen soll. Tausende kämpfen mit den Tränen.
«March For Our Lives» (etwa: "Demonstration für unsere Leben") überschreiben die Schüler der Marjory Douglas Stonemann Highschool in Parkland in Florida die Kundgebung. Aufgerufen hatten sie dazu, nach dem ein Massaker mit 17 Toten ihre Schule erschüttert hatte.
In Los Angeles, Seattle, New York, San Francisco und vielen anderen Städten Amerikas gingen insgesamt mehr als eine Million Menschen auf die Strasse, viele weitere verfolgten das Geschehen an den Fernsehschirmen. Prominente machten mit oder spendeten Geld: Oprah Winfrey und das Ehepaar George und Amal Clooney gaben zusammen eine Million Dollar.
Gesunder Menschenverstand ausgeblendet
Täglich werden in den USA Menschen mit völlig legal beschafften Pistolen und Gewehren umgebracht, täglich kommt es auch zu dem, was die Amerikaner als «Mass Shooting» bezeichnen, als Schusswaffeneinsatz mit mehreren Opfern.
Fast jeden Tag kommt es auch zu Unfällen mit Schusswaffen, bei denen etwa Kleinkinder ihre Eltern oder sich selbst erschiessen, weil eine geladene Waffe irgendwie in ihrer Griffweite lag.
Die Zahl der Todesopfer durch Schusswaffen ist in den USA so hoch wie in keiner anderen westlichen Demokratie. Dennoch kommen immer wieder Politiker mit Argumenten durch, die Waffen würden für die Jagd gebraucht und ausserdem sei das Recht auf Selbstverteidigung in der Verfassung festgeschrieben.
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