Migration | IOM intensiviert humanitäre Hilfe

Weiter Tausende im Grenzgebiet

Türkisches Militär soll griechischen Medien zufolge Flüchtlinge und Migranten regelrecht dazu drängen, die Grenze in Richtung EU illegal zu überwinden.
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Türkisches Militär soll griechischen Medien zufolge Flüchtlinge und Migranten regelrecht dazu drängen, die Grenze in Richtung EU illegal zu überwinden.
Foto: Keystone

Quelle: SDA 07.03.20 0
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Weil weiter viele Migranten an der türkisch-griechischen Grenze und an der Ägaisküste ausharren, intensiviert die Internationale Organisation für Migration (IOM) ihre humanitäre Hilfe. Am Samstag und Sonntag will sie dort 20 000 Hilfsgüter wie Decken und Kleidungsstücke verteilen.

In einer am späten Freitagabend verschickten Stellungnahme hiess es, ausserdem sei zusätzliches Personal in die Grenzregionen entsandt worden. Bisher habe man in knapp einer Woche in der türkische Grenzprovinz Edirne und an der Küste rund 8000 Hilfsartikel verteilt.

Die IOM ist nach eigenen Angaben auch an der Ägäisküste aktiv, wo Menschen regelmässig versuchen, per Boot nach Griechenland und damit in die EU zu gelangen.

Wie viele Flüchtlinge und andere Migranten eine Woche nach der einseitigen Öffnung der Grenzen des Landes zur EU weiterhin dort sind oder dorthin streben, ist unbekannt. Am vergangenen Wochenende war aus UN-Quellen noch von rund 13 000 Migranten im Grenzegebiet die Rede, am Freitag berichtete ein türkischer TV-Sender ohne Quellenangaben von etwa 5000. Die Situation sei fluide, die Menschen seien in Bewegung. In der IOM-Mitteilung heisst es, die Zahlen seien schwer zu schätzen. Die IOM spricht von "Tausenden ungeschützten Migranten", die in rauen Bedingungen übernachten müssten und keinen guten Zugang zu Nahrungsmitteln, Obdach und Sanitäranlagen hätten. "Viele bleiben dort, nachdem sie weite Strecken gewandert sind, mit ihren Habseligkeiten, Kindern und Babys auf dem Rücken."


Türkei will "gefährliche" Überfahrten durch Ägäis stoppen

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Küstenwache seines Landes angewiesen, Boote mit Flüchtlingen und Migranten an der Überfahrt nach Griechenland zu hindern.

Auf "Anordnung des Präsidenten" werde keine Erlaubnis zum Überqueren der Ägäis mehr erteilt, teilte die Küstenwache am Freitagabend im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Zur Begründung verwies sie auf die "Gefahren" der Überfahrt.

Die Küstenwache stellte zugleich klar, dass das neue Vorgehen in der Ägäis keinen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik darstelle. Die Türkei hindere weiterhin keine Flüchtlinge und Migranten daran, das Land auf eigenen Wunsch zu verlassen. Die Anordnung beziehe sich nur auf die Überfahrten durch die Ägäis.

Erdogan hatte vergangene Woche nach der Eskalation der Lage in der nordsyrischen Provinz Idlib die Grenzen zur EU geöffnet. Dies sorgte für einen starken Flüchtlingsandrang an der türkisch-griechischen Grenze und führte zu neuen Spannungen zwischen Ankara und Brüssel.

Erdogan wird laut der deutsche Zeitung "Die Welt" am Montag zu Gesprächen über den Flüchtlingsstreit in Brüssel erwartet. Die EU und die Türkei hatten im März 2016 ein Flüchtlingsabkommen geschlossen, nachdem 2015 hunderttausende Flüchtlinge über die Balkan-Route nach Mitteleuropa gekommen waren.

Ankara verpflichtete sich dabei, alle auf den griechischen Ägäis-Inseln ankommenden Flüchtlinge zurückzunehmen und stärker gegen Schlepperbanden vorzugehen. Die EU versprach der Türkei im Gegenzug Milliardenhilfen, eine beschleunigte Visa-Erleichterung und die Modernisierung der Zollunion.


EU nennt vor Erdogan-Besuch Bedingungen für Flüchtlingshilfen

Kurz vor einem Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Brüssel hat die EU Bedingungen für Hilfen in der Flüchtlingskrise gestellt. Weitere Finanzhilfen könne es nur geben, wenn "die erpresserische Politik Ankaras durch die Entsendung von Flüchtlingen in Richtung EU eingestellt wird", sagte EU-Haushaltskommissar Johannes Hahn der "Welt" vom Samstag.

Erdogan wies die Küstenwache an, Migranten an Überfahrten per Boot nach Griechenland zu hindern - dies sollte aber kein Kurswechsel im Flüchtlingsstreit sein.

Die EU sei prinzipiell zu "weiteren Finanzhilfen zur Unterstützung der Flüchtlinge in der Türkei" bereit, sagte Hahn. Diese würden jedoch "deutlich geringer" ausfallen als im bisherigen EU-Flüchtlingsabkommen mit der Türkei.

Erdogan reist laut der deutschen Zeitung "Die Welt" am Montag zu Gesprächen nach Brüssel. Zentrales Thema sei die aktuelle Krise an der griechisch-türkischen Grenze. Die türkische Präsidentschaft bestätigte eine bevorstehende Reise Erdogans nach Belgien, nannte aber keine Details.

Kein Kurswechsel

Erdogan hatte vergangene Woche nach der Eskalation der Lage in der nordsyrischen Provinz Idlib die Grenzen zur EU für geöffnet erklärt. Dies sorgte für einen starken Flüchtlingsandrang an der türkisch-griechischen Grenze und führte zu neuen Spannungen zwischen Ankara und Brüssel.

Die EU wirft der Türkei vor, die Flüchtlinge und Migranten gegenüber Brüssel als Druckmittel zu missbrauchen. Die Türkei wiederum beschuldigt die EU, ihre Zusagen aus dem im März 2016 geschlossenen Flüchtlingsabkommen nicht einzuhalten.

Unabhängig von dem Streit wies Erdogan die türkische Küstenwache nun an, keine Überfahrten von Flüchtlingen durch die Ägäis mehr zuzulassen. Grund seien die "Gefahren" solcher Bootsfahrten. Die türkische Küstenwache wirft Griechenland vor, solche Boote absichtlich in Gefahr zu bringen. Die griechischen Behörden weisen dies zurück.

Die türkische Küstenwache stellte zugleich klar, dass die neue "Anordnung des Präsidenten" für die Ägäis keinen Kurswechsel in der Flüchtlingskrise darstelle. Die Türkei hindere weiterhin keine Migranten daran, das Land auf eigenen Wunsch zu verlassen.

Lage an Landgrenze angespannt

An der Landgrenze zwischen Griechenland und der Türkei blieb die Lage angespannt. Die griechische Polizei setzte auch am Samstag Tränengas und Wasserwerfer gegen Flüchtlinge ein, die versuchten in der Grenzprovinz Edirne Zäune zu durchbrechen, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Die Flüchtlinge und Migranten warfen Steine. Auch türkische Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein.

Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis bezeichnete den EU-Türkei-Flüchtlingspakt im US-Sender CNN am Freitag als "tot". Schuld sei Ankara, das entschieden habe, "komplett gegen die Vereinbarung zu verstossen". Die Türkei habe Flüchtlinge zu Lande und zu Wasser "aktiv" bei ihren Bemühungen unterstützt, nach Griechenland zu gelangen.

Die EU und die Türkei hatten im März 2016 ein Flüchtlingsabkommen geschlossen, nachdem 2015 hunderttausende Flüchtlinge über die Balkan-Route nach Mitteleuropa gekommen waren. Ankara verpflichtete sich, alle auf den griechischen Ägäis-Inseln ankommenden Flüchtlinge zurückzunehmen und stärker gegen Schlepperbanden vorzugehen.

Die EU versprach der Türkei im Gegenzug Milliardenhilfen, eine beschleunigte Visa-Erleichterung und die Modernisierung der Zollunion.

07. März 2020, 18:00
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Infos

Waffenruhe in syrischer Provinz Idlib wird eingehalten

Die mit Russland vereinbarte Waffenruhe in der syrischen Provinz Idlib wird nach Aussage des türkischen Verteidigungsministers Hulusi Akar eingehalten. "Seit Inkrafttreten des Waffenstillstands ist keine einzige Verletzung aufgetreten", sagte Akar am Samstag.

Die Türkei werde aber das Recht auf Selbstverteidigung in Anspruch nehmen, wenn es einen Angriff auf ihre Streitkräfte oder Stützpunkte in der Region gebe, machte der Verteidigungsminister deutlich.

Dagegen hatte die Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag mitgeteilt, dass bei Gefechten zwischen syrischen Regierungstruppen und Kämpfern einer islamistischen Rebellengruppe in der Provinz nahe der türkischen Grenze 15 Menschen getötet worden seien.

Die Türkei hatte die Waffenruhe am Donnerstag mit Russland vereinbart. Geplant ist auch ein Sicherheitskorridor. So sieht das Abkommen gemeinsame Patrouillen türkischer und russischer Streitkräfte um die Schnellstrasse M4, die sich quer durch Idlib von Ost nach West erstreckt, ab dem 15. März vor.

Die Türkei habe begonnen, an Details für den Sicherheitskorridor um die Strasse herum zu arbeiten, sagte Akar. Er fügte hinzu, dass eine russische Militärdelegation nächste Woche Ankara besuchen werde, um die nächsten Schritte zu besprechen.

Letzte Rebellenbastion

Idlib ist nach neun Jahren Bürgerkrieg in Syrien die letzte Rebellenbastion. Seit Dezember versuchen Regierungstruppen mit russischer Hilfe, auch dieses Gebiet unter ihre Kontrolle zu bringen. In der Region ist das benachbarte Nato-Mitglied Türkei mit Tausenden Soldaten präsent.

Zuletzt drohte der Konflikt zu einer direkten Konfrontation zwischen Russland und der Türkei zu werden. Die Regierung in Ankara steht im syrischen Bürgerkrieg hinter mehreren Rebellengruppen, Russland hinter Präsident Baschar al-Assad.

Idlib grenzt an den Süden der Türkei. Die Regierung in Ankara rechnet damit, dass Hunderttausende Menschen aus dem Kampfgebiet in die Türkei fliehen wollen. Das Land hat bereits rund 3,6 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen. sda

Rauchbomben und Tränengas an griechisch-türkischer Grenze

Türkisches Militär soll griechischen Medien zufolge Flüchtlinge und Migranten regelrecht dazu drängen, die Grenze in Richtung EU illegal zu überwinden. Der griechische Staatssender ERT zeigte am Samstag Videos, auf denen zu sehen ist, wie türkische Soldaten Menschen mit Schlägen und Tritten Richtung griechischer Grenze treiben.

Die Bilder dokumentierten ausserdem einen Rauchbomben- und Tränengasregen, der von der türkischen Seite Richtung griechischer Grenzer über den Zaun abgefeuert wurde.

Während der Nacht hätten Flüchtlinge und Migranten versucht, den Grenzzaun in Brand zu setzen, um nach Griechenland zu gelangen, hiess es weiter. Laut griechischen Sicherheitskräften wurden von Freitag- bis Samstagmorgen wieder etliche Grenzübertritte verhindert. 27 Personen seien festgenommen worden. sda

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