Zeckenbefall | Alois Allet stützt die Vermutung von Schäferkollege Reto Julier. Auch seine Schafe waren betroffen
Ihre Lämmer ereilte dasselbe Schicksal
Varen | Der Zeckenbefall einer Schafherde bei Tschingeren im Mai 2019 scheint nicht der erste dieses Ausmasses gewesen zu sein. Ein Schäferkollege schildert nun einen ähnlichen Vorfall auf derselben Weide.
Auf den am Mittwoch im «Walliser Boten» publizierten Artikel über das scheinbar ausserordentlich hohe Zeckenvorkommen auf einer Weide bei Tschingeren mit insgesamt 25 verendeten Lämmern hat der Varner Schäfer Reto Julier zahlreiche Rückmeldungen erhalten. Dabei wurde unter anderem auch der Vorwurf laut, der Tierhalter habe seine Schafe vernachlässigt. Einem aufmerksamen Züchter wäre der starke Zeckenbefall bereits viel früher aufgefallen, sodass man die Lämmer hätte behandeln und retten können.
Schafe verhielten sich normal
Dem widerspricht Julier: «Kein Nutztierhalter legt seine Schafe tagtäglich auf den Rücken, um deren Unterseiten nach Zecken abzusuchen.» Bei der Schafherde der Familie Julier, die aus insgesamt 240 Tieren besteht, zeitlich schier unmöglich.
Auf der betroffenen Weide, die von einem Wasserlauf gequert wird, habe es während mehr als zehn Jahren keine vergleichbaren Vorfälle gegeben. «Deshalb waren vor und während des Weidegangs im Frühling auch keine besonderen Massnahmen angezeigt. Die Schafe wurden wie üblich jeden Tag aus einiger Entfernung beobachtet. Sie verhielten sich normal, waren munter.» Nichts habe auf den enormen Befall hingewiesen.
Lämmer von Raben angegriffen
Auf exakt derselben Weide musste Alois Allet vor mehr als 40 Jahren eine fast identische Erfahrung machen. Der ehemalige Schafhalter aus Leukerbad, der die Weide bei Tschingeren von 1977 bis 1984 gepachtet hatte, hat sich aufgrund der Berichterstattung im «Walliser Boten» bei Reto Julier gemeldet und ihn von seinem Erlebnis im Jahr 1977 unterrichtet.
«In der ersten Woche auf der Weide wurden selbst die stärksten Lämmer immer schwächer», gibt Allet auf Anfrage an. Den enormen Vitalitätsverlust habe er sich trotz der täglichen Kontrollen lange nicht erklären können. «Vor dem Weidegang waren die Jungtiere kerngesund», versichert Allet, der schliesslich den Rat erhalten hat, die geschwächten Jungtiere, die auf der Wiese kauernd bereits von Kolkraben angegriffen wurden, unterseitig zu begutachten.
Zecken waren damals unbekannt
Was Schäfer Allet dann entdeckte, liess ihn schaudern. Er erinnert sich: «Die Tiere waren mit Zecken übersät, die Bäuche zeigten sich von den Viechern brandschwarz.»
«Da anno 1977 in der Region noch nichts von Zecken bekannt war, habe ich mich mit meinem Problem an einen Giftmischer gewandt, der damals im ganzen Oberwallis unterwegs war.» Dieser habe ihm empfohlen, die Schafe mit einem chemischen Mittel zur Parasitenbekämpfung zu behandeln. «Nachdem ich eine Badewanne auf der Weide installiert hatte, wurden die Tiere während drei bis vier Tagen in der Flüssigkeit gebadet. Nur dadurch konnte ich die Lämmer retten.» Alois Allet ist wie Reto Julier überzeugt davon, dass die Lämmer von den vielen Zecken innert kürzester Zeit dahingerafft wurden. «In acht Tagen», so Allet, «war ein kerngesundes Lamm plötzlich dem Tod nahe.»
Perrine Andereggen
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