Unternehmerin | Fabienne Truffer belebt altes Wissen um Mondzyklen – aber nicht nur
Im Einklang mit den Energien
ERSCHMATT | Fabienne Truffer bedient drei Internetseiten. Auf der einen zeigt sie, wie man mit Schafwolle Puppen näht, auf der zweiten erklärt sie, wie der Mond zu Leichtigkeit und Gelassenheit verhilft, und auf der dritten Seite erfährt man allerhand über Schwarznasenschafe. Was hat das alles miteinander zu tun?
Fabienne Truffer ist eine quirlige Frau. Sie öffnet die Tür, hält den jungen Hund in Schach und sprudelt gleich los. Sie sei noch im Stall gewesen bei den 70 Schafen. Aber in zwei Minuten sei sie bereit für das Gespräch. Kaffee und Selbstgebackenes stehen schon bereit. Vom langen Küchentisch geht der Blick zu den Südalpen. Es ist schön bei ihr zu Hause.
Ihre Unternehmertätigkeit begann eher zufällig. Vor zwölf Jahren war ihre Tochter wenige Monate alt und wurde von Husten geplagt. Von der Mütterberatung erhielt sie den Tipp, dem Säugling ein wenig Schafwolle auf die Brust zu legen. «Ich war erstaunt, wie gut das wirkte. So begann ich, Schafwolle in kleine Kissen zu nähen, und verschenkte die an Kolleginnen», erzählt Fabienne Truffer. Das kam so gut an, dass sie immer neue Anfragen erhielt. Bald schon kamen Puppen aus Schafwolle dazu, dann Mützen, Kleidchen und Geldbörsen. Sie sagt: «Mit zwei kleinen Kindern zu Hause versinkt man manchmal im Chaos. Am Abend hatte ich oft das Gefühl, nichts erreicht zu haben. Mit den Handarbeiten hielt ich ein selbst geschaffenes Produkt in den Händen. Das gab mir ein gutes Gefühl.»
Internet als Schaufenster
Die Puppen und das Genähte in Erschmatt zu verkaufen wäre illusorisch gewesen. Das Internet öffnete ihr ein Schaufenster. Die Puppen, Engel, Zwerge und Elfen aus Schafwolle waren in der ganzen Schweiz gefragt und so entstand die Idee, auch Kurse anzubieten. «Warum nicht im Internet?», dachte sie sich. Sie besuchte einen Marketingkurs, machte sich schlau, wie man eine Internetseite vorteilhaft gestaltet, und dem Unternehmen www.fadenkorb.ch stand nichts mehr im Weg. «Meine Online-Puppenkurse können von überall besucht werden. Ich bekomme regelmässig Fotos der fertiggestellten Püppchen.» Es sei schön zu sehen, dass ihre Anregungen bei den Teilnehmerinnen Freude auslösten.
Als gelernte Kindergärtnerin beschäftigte sie sich schon länger mit dem Jahreskreis. Sie feiert mit ihren Kindern Frühlings- oder Mondfeste und gestaltet Rituale im Jahreskreis mit Naturmaterialien. So gibt sie den Veränderungen der Natur im Alltag bewusst Raum. Bei der Arbeit in der Landwirtschaft erlebt sie, wie sich die Natur selbstverständlich in Zyklen bewegt und wie der Mensch sich darin fügt. «Es käme keinem Bauern in den Sinn, im Januar zu heuen. In der modernen Arbeitswelt hingegen herrschen andere Regeln. Da muss immer alles möglich und alles sofort sein», sagt Fabienne Truffer.
Frauen – zyklische Wesen
Ganz Unternehmerin stellt sie auch ihr Zykluswissen anderen Frauen zur Verfügung. Sie brachte eine Mondagenda heraus, die auf ihrer zweiten Internetseite www.fabiennetruffer.com zu finden ist. Begleitend dazu berät sie Frauen, wie sie sich in natürlichen Zyklen bewegen können. «Ich bin nicht nur Kindergärtnerin, sondern auch Mama- oder Frauengärtnerin», sagt sie lachend. Wenn man wisse, dass es Zyklen gebe und dass es nicht immer Zeit für alles sei, gewinne man Leichtigkeit und Gelassenheit. «Bei Neumond nimmt die körperliche Energie ab. Die seelische und geistige Energie nimmt hingegen zu. Im Jahreskreis entspricht diese Energie dem Winter. Das ist nicht die Zeit, um grosse Projekte anzureissen. Der aufgehende Mond entspricht der Energie des Frühlings, alles wächst und gedeiht. So haben jede Mondphase und jeder Jahreszyklus ihre eigene Energie», erklärt sie. Wenn Frauen ihre Tätigkeiten nach Mondphasen planen würden, stiessen sie auf weniger Widerstände und Hindernisse. «Ich weiss natürlich auch, dass das nicht immer möglich ist. Aber wenn man wichtige Projekte oder Tätigkeiten danach richten kann, hilft das schon viel», ist sie überzeugt. «Im Alltag sind wir selten da, wo die Energie ist. Wir sind immer schon einen Schritt voraus. Das ist auf Dauer stressig.» Das fast in Vergessenheit geratene Wissen stellt sie nicht nur online zur Verfügung. In Workshops begleitet sie Frauen über die Kantonsgrenzen hinaus. «Frauen sind nun mal zyklische Wesen, da hilft dieses Wissen, um im Einklang mit den Kräften zu leben.»
Fabienne Truffer scheint ihr Gleichgewicht längst gefunden zu haben. Die Tätigkeiten in der Natur, in der Landwirtschaft, mit den Schafen und Hühnern bestätigen sie immer wieder in der Einsicht, dass alles seine Zeit hat. Und manchmal ist es dann auch wieder Zeit, ihre dritte Internetseite walliserschwarznasen.ch zu bewirtschaften…
Nathalie Benelli
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