Landwirtschaft | Schäfer Reto Julier aus Varen sagt, dass er 25 Schafe wegen massiven Zeckenbefalls verloren hat
«Die Zecken hingen wie Trauben an den Bäuchen der Lämmer»
Varen | Reto Julier und dessen Familie haben Ende Mai insgesamt 24 Lämmer sowie ein einjähriges Schaf verloren. Der erfahrene Varner Tierhalter ist überzeugt, dass die Jungtiere aufgrund eines immensen Zeckenbefalls und schlussendlich wegen Blutarmut eingegangen sind.
Gemäss Reto Julier hält dessen Familie insgesamt 240 Weisse Alpenschafe, welche jeweils im Frühling auf verschiedenen Weiden rund um Varen und Leuk gehalten werden, bevor sie schliesslich zur Sömmerung auf die Gemmi zügeln.
Die betroffene 60-köpfige Schafherde, bestehend aus Muttertieren und deren rund zwei Monate alten Lämmern, weidete nach den Wintermonaten in der Region Tschingeren oberhalb von Leuk. «Nach etwa zehn Tagen bemerkten wir zahlreiche Tiere, die apathisch im Gras lagen», erzählt Julier immer noch fassungslos. «Zuerst dachte ich an einen Blitzeinschlag, der die Lämmer niedergestreckt hat.»
Doch weit gefehlt. Eine genaue Begutachtung der enorm geschwächten Jungtiere vor Ort offenbarte den Tierhaltern, dass die Unterseiten der Tiere massiv von Zecken befallen waren. «Grob geschätzt waren es 300 Zecken pro Tier. Wie Trauben hingen sie, mit Blut vollgesogen, an den Bäuchen der Lämmer», so Julier, der bis dato nichts Vergleichbares gesehen hat. «18 Tiere waren wegen der Zeckenbisse bereits eingegangen oder mussten noch auf der Weide von ihren Qualen erlöst werden.»
«Schneeweisse» Schleimhäute
Nachdem der ungewöhnliche Zeckenbefall auf der Weide, welche die Schäferfamilie bereits seit mehr als zehn Jahren nutzt, entdeckt worden war, sollten die Tiere zu deren Schutz möglichst rasch wieder in den Stall umgesiedelt und behandelt werden. «Der Kreislauf einiger Lämmer war derart schwach, dass sie immer wieder zusammensackten und bewusstlos wurden.» Die Familie hat aufgrund des Ereignisses schliesslich insgesamt 24 Lämmer sowie ein einjähriges Schaf verloren. «Überlebt haben nur die stärksten Jungtiere.»
Julier erzählt weiter, dass auf der Weide freilich immer wieder Zecken aufgetreten sind. «Aber niemals so viele wie in diesem Frühling.» Die Schleimhäute der verendeten Tiere seien «schneeweiss» gewesen, was gemäss dem erfahrenen Schäfer und Alppräsidenten der Gemmi ganz klar auf Blutarmut schliessen lasse. Sein Tierarzt, der einige der Kadaver kontrolliert habe, habe ihm gegenüber bestätigt, dass die Lämmer aufgrund von Anämie, verursacht durch Zeckenbisse, zugrunde gegangen seien. «Auch der Veterinär hat einen solch massiven Befall noch nie gesehen.»
Wie weiter mit der Weide?
Reto Julier treibt nun die Frage um, ob es sich im vergangenen Mai um ein einmaliges Phänomen gehandelt hat oder ob man das Terrain aufgrund der Vielzahl von Zecken aufgeben müsse. «Ich kann es mir nicht leisten, eine eineinhalb Hektar grosse Weide nicht mehr zu nutzen», sagt Julier. «Kann man das Terrain möglicherweise behandeln, um das grosse Zeckenvorkommen zu reduzieren», fragt sich Julier, der gleichzeitig sagt, dass es schmerzlich gewesen sei, mit anzusehen, wie die Lämmer dahinvegetieren mussten.
Über den Veterinär hat er bei einem Zeckenspezialisten Rat gesucht. Derzeit wartet er noch auf eine Rückmeldung. «Der finanzielle Schaden – die Behandlungs- und Futterkosten nicht mit eingerechnet – beträgt durch den Verlust rund 6000 Franken.» Auf diesen Kosten wird er wohl sitzen bleiben.
Perrine Andereggen
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