Krankheit | Einen speziellen Aktionsplan gegen das neue Coronavirus gebe es nicht
BAG äussert sich beunruhigt über Dynamik und Entwicklung von Virus
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat sich "eher beunruhigt" über die Dynamik und Entwicklung des Coronavirus geäussert. Die Behörde bereitet sich darauf vor, Massnahmen zu treffen, auch wenn unmittelbar keine Bedrohung für die Schweizer Bevölkerung besteht, wie BAG-Sektionsleiter Patrick Mathys zu Radio SRF sagte.
Falls die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am (heutigen) Donnerstag den Gesundheitsnotstand ausrufen sollte, so habe dies vor allem eine Signalwirkung. Es rüttle die Weltgemeinschaft auf, diesen Ausbruch ernst zu nehmen, sich vorzubereiten und koordiniert dazu beizutragen, ihn unter Kontrolle zu bringen, sagte Mathys, der Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit im BAG ist, weiter.
Unmittelbar geschehe in der Schweiz nichts. "Was wir nicht wissen und was wir nicht vorwegnehmen können, ist, ob die WHO mit der Ausrufung des Gesundheitsnotstands allenfalls weiterführende Empfehlungen aussprechen würde", sagte Mathys.
Das BAG wäre vorbereitet, um solche Massnahmen umzusetzen. Einen speziellen Aktionsplan gegen das neue Coronavirus gebe es nicht. Es gebe aber diverse Konzepte wie beispielsweise den Pandemieplan, aus dem man sich in der Schweiz bedienen könnte.
Die Zahl der nachgewiesenen Fälle der neuen Lungenkrankheit in China ist inzwischen auf 571 gestiegen. Seit dem Ausbruch der Krankheit sind 17 Todesfälle bestätigt.
Das Virus hat sich aber mittlerweile in grossen Teilen Chinas und auch über die Landesgrenzen hinaus verbreitet. Die Krankheit war bereits in Japan, Südkorea, Taiwan, Thailand und den USA nachgewiesen worden. In Europa gab es bis Mittwoch noch keine Nachweise der Krankheit.
Vorerst keine "internationale Notlage"
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat trotz der rasanten Zunahme von Infektionen mit einem neuartigen Virus in China vorerst keine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" ausgerufen. Ein Expertenrat, der die WHO berät, sah dafür am Mittwoch keinen Anlass, wollte aber am Donnerstag weiter tagen.
Die WHO-Experten empfahlen, den Informationsaustausch zwischen den Staaten zu verbessern. Mit einer offiziellen "Notlage" könnten weitere konkrete Empfehlungen an Staaten verbunden sein, um die Ausbreitung über Grenzen hinweg möglichst einzudämmen. Zu solchen Empfehlungen kann beispielsweise gehören, dass Reisende auf Krankheitssymptome geprüft werden sollen, und dass medizinisches Personal besser geschützt werden soll.
Bislang sind 17 Menschen an einer durch das Coronavirus verursachten Lungenerkrankung gestorben, wie die Regierung der chinesischen Provinz Hubei, in der die schwer betroffene Elf-Millionen-Metropole Wuhan liegt, am Mittwoch berichtete. Nach Angaben der chinesischen Ausgabe der "Global Times" wurde die Lungenkrankheit bei bislang 544 Menschen nachgewiesen.
Auch ausserhalb Chinas wurden weitere Infektionen mit dem Coronavirus bekannt. Erstmals wurde ein Fall in den USA gemeldet. Nachgewiesene Fälle gibt es auch in Japan, Südkorea, Taiwan und Thailand. In Europa gibt es bislang keine Nachweise.
Mit der gerade laufenden Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Ausbreitung der Viruskrankheit. Bei der grossen jährlichen Reisewelle sind einige Hundert Millionen Chinesen unterwegs.
Es wird vermutet, dass das neue Coronavirus von einem Fischmarkt in der zentralchinesischen Metropole Wuhan kommt, auf dem auch Wildtiere verkauft wurden. Man gehe zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die Quelle ein Wildtier auf dem Markt gewesen sei, sagte Gao Fu, Direktor des chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle. Demnach gab es zunächst Übertragungen vom Tier zum Menschen, bevor das Virus sich an seinen neuen Wirt anpasste und es zu Übertragungen zwischen Menschen kam.
Zahl in China steigt auf 620 Fälle
Die Zahl der bestätigten Fälle der Lungenkrankheit in China ist von 571 auf mindestens 620 gestiegen. Das berichtete das chinesische Staatsfernsehen am Donnerstag. Die Zahl der Todesfälle lag demnach unverändert bei 17.
Damit sind seit Ausbruch der Krankheit weiterhin 17 Todesfälle bestätigt. Laut der offiziellen Angaben gibt es unter den nachgewiesenen Erkrankungen 95 schwere Fälle. Sie alle liegen in der Provinz Hubei mit der besonders stark betroffenen Metropole Wuhan.
Zuvor hatte das Staatsfernsehen berichtet, dass der Verkehr aus Wuhan gekappt werde. China stoppte ab Donnerstag alle Flüge und Züge aus der Millionenstadt.
Strikte Beschränkungen für zwei weitere chinesische Städte
Im Kampf gegen die Lungenkrankheit haben die chinesischen Behörden strenge Beschränkungen für zwei weitere Millionenstädte erlassen, Huanggang und Ezhou. Zusammen mit den Bewohnern der bereits abgeriegelten Metropole Wuhan gelten die Beschränkungen damit für fast 20 Millionen Menschen.
Nach Angaben der Stadtregierung vom Donnerstag soll der öffentliche Verkehr in der 75 Kilometer östlich gelegenen Stadt Huanggang von Mitternacht an gestoppt werden. In Huangang leben rund sieben Millionen Menschen.
Es werden keine Busse, Bahnen und Fernbusse mehr verkehren. Auch sollen die Bewohner die Stadt nicht verlassen, hiess es in einer Mitteilung. Ähnliche Restriktionen gelten für die benachbarte Stadt Ezhou mit einer Million Einwohnern.
Nur mit Sondergenehmigung
Wie der staatliche Fernsehsender CCTV am Mittwoch unter Berufung auf den Krisenstab in Wuhan berichtete, dürfen die Bewohner die Stadt, in der das Virus zuerst aufgetreten war, ab Donnerstagvormittag um 10:00 Uhr (03.00 Uhr Schweizer Zeit) nur noch mit einer Sondergenehmigung verlassen.
Zudem wurden die Menschen aufgefordert, nur noch mit Schutzmasken in die Öffentlichkeit zu gehen. Wer in Hotels, Restaurants, Einkaufszentren oder Parks keine Maske trage, werde bestraft, berichtete die Zeitung "China Daily".
Das Virus hat sich aber mittlerweile in grossen Teilen Chinas und auch über die Landesgrenzen hinaus verbreitet. Die Krankheit war bereits in Japan, Südkorea, Taiwan, Thailand und den USA nachgewiesen worden. In Europa gab es bis Mittwoch noch keine Nachweise der Krankheit.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte wegen der Lungenkrankheit am Mittwoch ihren Notfallausschuss einberufen. Trotz der rasanten Zunahme von Infektionen rief die WHO vorerst keine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" aus. Ein Expertenrat der WHO wollte aber am Donnerstag weiter tagen.
Die globale Impfallianz Gavi rechnet damit, dass die Entwicklung eines Impfstoffes gegen die neue Lungenkrankheit mindestens ein Jahr dauern wird. Noch seien die Gefahren durch das Coronavirus auch schwer abzuschätzen, sagte der Gavi-Geschäftsführer und Epidemiologe Seth Berkley der Nachrichtenagentur DPA in Berlin.
Genom sequenziert
"Die gute Nachricht ist, dass Forscher das Genom des Virus bereits sequenziert und veröffentlicht haben. Das hat es mehreren Organisationen rund um die Welt möglich gemacht, mit der Arbeit an einem Impfstoff zu beginnen", sagte er.
Das neue Virus gehört zur selben Art wie jenes, das 2002/2003 die Sars-Pandemie ausgelöst hat. Damals kamen etwa 800 Menschen dadurch ums Leben. Das neue Virus soll nach derzeitigem Stand eine harmlosere Variante sein.
Sars-Viren gehören zu den Coronaviren, die oft harmlose Erkrankungen wie Erkältungen verursachen. Allerdings gehören auch Erreger gefährlicher Atemwegskrankheiten wie Mers dazu. Eine Pandemie ist eine länder- und kontinentübergreifende Ausbreitung einer Infektionskrankheit.
Impfstoff wohl frühestens in einem Jahr verfügbar
Die Entwicklung eines Impfstoffes gegen die in China ausgebrochene neue Lungenkrankheit wird nach Einschätzung der globalen Impfallianz Gavi mindestens ein Jahr dauern.
Noch seien die Gefahren durch das Coronavirus auch schwer abzuschätzen, sagte der Gavi-Geschäftsführer und Epidemiologe Seth Berkley der Nachrichtenagentur DPA in Berlin. "Die gute Nachricht ist, dass Forscher das Genom des Virus bereits sequenziert und veröffentlicht haben. Das hat es mehreren Organisationen rund um die Welt möglich gemacht, mit der Arbeit an einem Impfstoff zu beginnen", sagte er.
Impfstoffe, die gegen Coronaviren schützen, seien weitaus leichter zu entwickeln als Vakzine gegen Krankheiten wie Malaria oder HIV. "Trotzdem wird es bis zu ersten klinischen Versuchen Monate dauern und mindestens ein Jahr, bevor ein Impfstoff zur Anwendung verfügbar ist", sagte Berkley.
Die globale Impfallianz Gavi ist weltweit engagiert, um den Impfschutz gegen Krankheiten zu verstärken und Staaten im Gesundheitswesen zu beraten.
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