Justiz | Abtrennung des Strafverfahrens von Franz Beckenbauer wird scharf kritisiert.
«Am Schluss gewinnt die Wand»
Der ehemalige Präsident des Deutschen Fussballbundes (DFB) hat die Bundesanwaltschaft für die Abtrennung des Strafverfahrens von Franz Beckenbauer scharf kritisiert. «Das ganze Verfahren ist so abwegig, dass sich eigentliches jedes Wort darüber verbietet», sagte der 74-Jährige gegenüber der deutschen Nachrichtenagentur dpa.
«In diesem Zusammenhang ist das Wort 'Rechtsstaat' in der Schweiz nur noch eine Beleidigung.» Die seit 2015 laufenden Ermittlungen rund um die Fussball-WM 2006 seien von Beginn an "Unsinn" gewesen. «Sie rennen schon seit längerer Zeit mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Wand - und am Schluss gewinnt die Wand.»
Die Bundesanwaltschaft hat am Samstag die Abtrennung des Beckenbauer-Verfahrens von dem gegen die anderen Beschuldigten bestätigt. Ermittelt wird ausser gegen Beckenbauer und Zwanziger auch noch gegen dessen einstigen Nachfolger an der DFB-Spitze, Wolfgang Niersbach, den früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt sowie den Ex-Generalsekretär des Weltverbands FIFA, Urs Linsi.
Die Schweizer seien «Getriebene», sagte Zwanziger mit Blick auf den Verjährungstermin. Bis zum 27. April 2020 müsste ein erstinstanzliches Urteil fallen. Dann jährt sich die im Zentrum der Ermittlung stehende Überweisung der 6,7 Millionen Euro vom DFB über die FIFA an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus zum 15. Mal. Die Summe war vom DFB als Beitrag zu einem WM-Kulturprogramm deklariert worden, das es letztlich nicht gab.
Deshalb war in der Schweiz gegen die damaligen WM-Macher um Beckenbauer ein Verfahren wegen des Verdachts des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung, der Geldwäscherei sowie der Veruntreuung eröffnet worden. Laut Zwanziger, der für den 15. August eine Pressekonferenz angekündigt hat und im Falle einer Anklageerhebung mit juristischen Konsequenzen droht, steht allerdings nur noch der Verdacht des Betrugs im Raum.
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar