Flugunfall | Bergung abgeschlossen
Alle Opfer des Flugzeugabsturzes am Piz Segnas geborgen
Alle 20 Todesopfer des Absturzes der historischen Ju-52 sind drei Tage nach dem Unglück geborgen worden. Während die Bergungsarbeiten beendet sind, laufen die Untersuchungen zur Ursache weiter. Die Ju-Air will indes ihre beliebten Oldtimer noch im August wieder abheben lassen.
Ju-Air-Sprecher Christian Gartmann sagte gegenüber Radio SRF, dass der Flugbetrieb mit den beiden verbliebenen Maschinen desselben Typs am 17. August wieder aufgenommen werden solle. "Es sei denn, es kämen bis dahin Fragezeichen auf, was die Sicherheit des Flugbetriebes betrifft", wie Gartmann präzisierte. Ju-Air, die von Dübendorf ZH aus operiert, hatte nach dem Absturz den Betrieb auf freiwilliger Basis vorübergehend eingestellt.
Die Flüge seien aus Pietätsgründen gestoppt worden, sagte Gartmann der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Aber es sei auch darum gegangen, den Mitarbeitenden der Ju-Air eine Pause zu gönnen, damit sie etwas Distanz zu den Ereignissen gewinnen können. Nur so könnten sie ihrer Arbeit auch wieder gewissenhaft nachgehen.
Kein Grounding
Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) nahm von den Absichten der Ju-Air Kenntnis, wie es mitteilte. Solange kein erhärteter Verdacht eines technischen Defektes vorliege, könne das Bazl kein Grounding der Ju-Air-Flotte anordnen. Sollten sich bis zur Wiederinbetriebnahme der Flieger neue Erkenntnisse ergeben, würde die Behörde aber Massnahmen treffen und wenn nötig ein Flugverbot erteilen.
Die Betreiberin der historischen Flugzeuge müsse ausserdem sicherstellen, dass Besatzungen und Bodenpersonal "mental in der Lage sind, einen sicheren Flugbetrieb zu gewährleisten", wie das Bazl weiter festhielt. Dies dürfte laut dem Ju-Air-Sprecher zwei Wochen nach dem Unglück der Fall sein.
"Wir werden mit allen Mitarbeitenden ein Gespräch führen", sagte Gartmann dazu. Wer sich nicht in der Lage fühle, werde nicht eingesetzt. "Niemand würde deswegen schräg angeschaut", so Gartmann weiter.
Die Nachfrage nach Rundflügen mit den von Liebhabern "Tante Ju" genannten Fluggeräten ist laut dem Sprecher fast ungebrochen. Einzelne Personen hätten ihre Buchungen aber annulliert oder verschoben. "Wir verstehen die Verunsicherung und werden uns kulant zeigen", sagte Gartmann.
Die Bergungsmannschaften konnten am Dienstag ihre Arbeit am Unglücksort in den Bündner Bergen abschliessen. In einem vereinten Effort hatten Angehörige der Kantonspolizei Graubünden, der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust), der Rega, der Luftwaffe, des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) die sterblichen Überreste, die persönlichen Gegenstände der Toten sowie die Wrackteile geborgen.
Im Einsatz waren ausserdem Feuerwehr, Zivilschutz, das Care Team Grischun sowie Vertreter von Gemeinde und Kanton, wie die Bundesanwaltschaft (BA) mitteilte. Sie ist aufgrund des Luftfahrtgesetzes für die juristische Aufarbeitung des Unglücks zuständig. Das Bazl hob die Luftraumsperre um den Piz Segnas am Dienstagabend auf. Auch die Wanderwege wurden wieder freigegeben.
Strafverfahren eröffnet
Als nächstes steht nun die formelle Identifizierung der Opfer an. Die Sust führt ihre Abklärungen zur Absturzursache fort. Diese Arbeiten dürften mehrere Wochen oder Monate in Anspruch nehmen.
Die Bundesanwaltschaft hat zudem im Rahmen des üblichen Vorgehens ein Strafverfahren gegen Unbekannt eröffnet. Es geht um den Verdacht der Störung des öffentlichen Verkehrs und der fahrlässigen Tötung, wie BA-Sprecherin Linda von Burg auf Anfrage sagte.
Die Ju-52 mit der Bezeichnung HB-HOT war auf dem Rückweg von einer zweitägigen Erlebnisreise in Locarno am Samstagnachmittag am Piz Segnas oberhalb von Flims zerschellt. Alle 20 Insassen, 17 Passagiere und drei Besatzungsmitglieder, kamen dabei ums Leben.
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar