Bildung | 484 Lese-Punkte für Schweizer Schüler, drei Punkte weniger als der Länderschnitt

Schweizer Schulkinder schneiden in Pisa-Studie unterschiedlich ab

Einzig in Luxemburg hätten die Jugendlichen im Durchschnitt ein tieferes Ergebnis als in der Schweiz erzielt. Dass in der Schweiz zwischen Pisa 2015 und 2018 die Lesekompetenz um acht Punkte gesunken sei, deute formell aber nicht auf schlechtere Fähigkeiten hin.
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Einzig in Luxemburg hätten die Jugendlichen im Durchschnitt ein tieferes Ergebnis als in der Schweiz erzielt. Dass in der Schweiz zwischen Pisa 2015 und 2018 die Lesekompetenz um acht Punkte gesunken sei, deute formell aber nicht auf schlechtere Fähigkeiten hin.
Foto: Keystone

Quelle: SDA 03.12.19 0
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Die Schweizer Schüler haben in der Pisa-Studie unterschiedlich abgeschnitten. Während sie in Mathematik nach wie vor Spitze sind, lagen sie in Naturwissenschaft über und beim Lesen knapp unter dem OECD-Durchschnitt. Der Lehrerverband sieht Handlungsbedarf.

Im Lesen erreichten die Schweizer Schüler 484 Punkte, drei Punkte weniger als der Durchschnitt der Länder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), wie aus den am Dienstag veröffentlichten Zahlen zur neusten Pisa-Studie hervorgeht.

Kanada, Finnland, Deutschland, Belgien und Frankreich hätten statistisch signifikant besser abgeschnitten als die Schweiz. Die Leseleistungen in Österreich und Italien hätten sich nicht signifikant unterschieden. Einzig in Luxemburg hätten die Jugendlichen im Durchschnitt ein tieferes Ergebnis als in der Schweiz erzielt.

Dass in der Schweiz zwischen Pisa 2015 und Pisa 2018 die Lesekompetenz um acht Punkte gesunken sei, sei statistisch nicht signifikant und deute daher auf formeller Ebene nicht auf eine Verschlechterung der Fähigkeiten der Schüler in diesem Bereich hin, schreibt die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) in ihrem Bericht zur Pisa-Studie.

International weiter abgerutscht

Die Schweiz sei aber in Bezug auf ihre Position im internationalen Vergleich erneut abgerutscht. Und es sei eine Zunahme des Anteils an Schweizer Schülern festzustellen, die im Lesen nicht kompetent genug seien, um Herausforderungen im Alltag oder Berufsleben bewältigen zu können.

Bei den Kenntnissen in Naturwissenschaften erreichte die Schweiz 495 Punkte gegenüber dem OECD-Durchschnitt von 489 Punkten. Von den ausgewählten Vergleichsländern hätten Deutschland, Belgien, Frankreich und Österreich analoge Mittelwerte wie die Schweiz erzielt, in Finnland und Kanada seien die Leistungen besser gewesen. Schlechter abgeschnitten hätten Luxemburg und Italien.

In Mathematik dagegen liegen die Schweizer Schüler nach wie vor weit oben in der Rangliste und erreichten gute bis sehr gute Resultate. Sie wiesen 515 Punkte auf, der OECD-Durchschnitt lag bei 489 Punkten. Vor der Schweiz rangierten insbesondere die asiatischen Länder sowie Estland.

Lehrer: Gutes Zeugnis für die Schweiz

Die Ergebnisse stellten dem öffentlichen Schulsystem der Schweiz wieder ein gutes Zeugnis aus, schreibt der Dachverband Lehrer (LCH) in einer Stellungnahme vom Dienstag. Der LCH sieht aber auch noch Entwicklungspotenzial.

Neben der Unterstützung von lernschwachen Schülern sollte auch die Förderung von lernstarken noch weiter verstärkt werden. Begabungs- und Begabtenförderung unterstütze den Aufbau von Kompetenzen. Förderangebote sollten flächendeckend und auf allen Bildungsstufen verfügbar sein.

Sorgen im Zeitalter von "Fake News"

Bedenkliches hat laut LCH der Fachbereich Lesen zutage gefördert. Im OECD-Durchschnitt habe nur einer von zehn Jugendlichen zwischen Fakt und Meinung unterscheiden können. Dies sei im Zeitalter von "Fake News" beunruhigend und streiche die Bedeutung der Vermittlung von Medienkompetenzen in der Schule hervor.

Die Pisa-Ergebnisse deuten laut dem LCH auch auf einen dringenden Handlungsbedarf im Bereich der Sprachförderung von sozioökonomisch benachteiligten, fremdsprachigen Kindern an. Fachlehrpersonen für "Deutsch als Zweitsprache" brauchten ausreichend Lektionen, um fremdsprachige Schüler unterstützen zu können.

Laut der Pisa-Studie hat in der Schweiz die Zahl der Schulkinder ausländischer Herkunft zwischen 2009 und 2018 stark zugenommen. 2018 hatten in der Schweiz 34 Prozent der Schüler einen Immigrationshintergrund. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, wurden die Lese-Resultate um fünf Punkte aufgebessert.

Ein anderer wichtiger Aspekt ist laut dem Lehrerverband die Frühförderung, die für die sprachliche Entwicklung von Kindern eine zentrale Rolle spiele. Die Schweiz habe diesbezüglich einen deutlichen Rückstand.

Schliesslich weist der LCH darauf hin, dass in vielen Kantonen radikale Abbaumassnahmen den lange erarbeiteten, nachhaltigen Erfolg des Schweizer Bildungswesens bedrohten. Grössere Klassen führten zu schlechteren Beziehungen, ungesunden Raumverhältnissen und eingeschränkter individueller Förderung.

Mit der Pisa-Studie werden seit dem Jahr 2000 die Kompetenzen der 15-jährigen Schüler getestet. Rund 600'000 Schüler aus 79 Ländern haben am Test 2018 teilgenommen.

03. Dezember 2019, 18:00
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Lehrerverband: Handlungsbedarf bei Lesekompetenz

Der Dachverband Lehrer Schweiz (LCH) hat sich erfreut über die positiven Resultate der Schweizer Schüler in der Pisa-Studie geäussert. Handlungsbedarf herrsche in den Bereichen Lesekompetenz, Frühförderung, Nutzung digitaler Technologien in der Schule sowie der Begabungs- und Begabtenförderung.

Die Ergebnisse stellten dem öffentlichen Schulsystem der Schweiz wieder ein gutes Zeugnis aus, schreibt der LCH in einer Stellungnahme vom Dienstag.

Im internationalen Vergleich hätten die teilnehmenden Schüler ein hervorragendes Ergebnis in Mathematik, überdurchschnittliche Resultate in Naturwissenschaften und durchschnittliche Werte in der Lesekompetenz erzieht. Diese Resultate bedeuteten für die Lehrpersonen eine klare Bestätigung ihrer Arbeit. Sie würden an Schweizer Volksschulen im internationalen Vergleich sehr erfolgreich, leistungsorientiert und mit grossem Engagement unterrichten.

Der LCH sieht noch Entwicklungspotenzial. Neben der Unterstützung von lernschwachen Schülern sollte auch die Förderung von lernstarken noch weiter verstärkt werden. Begabungs- und Begabtenförderung unterstütze den Aufbau von Kompetenzen. Förderangebote sollten flächendeckend und auf allen Bildungsstufen verfügbar sein. Potenzialförderung für alle sei ein Merkmal für den gelungenen Umgang mit Heterogenität als Teil von Schul- und Unterrichtsentwicklungsprozessen.

Bedenkliche Entwicklung beim Lesen

Bedenkliches hat laut LCH der Fachbereich Lesen zutage gefördert, der nach 2000 und 2009 im Jahr 2018 zum dritten Mal als Schwerpunkt umfassender getestet worden sei. Geprüft worden sei der Umgang der Jugendlichen mit unterschiedlichen digitalen Textquellen. Im OECD-Durchschnitt habe nur einer von zehn Schülern zwischen Fakt und Meinung unterscheiden können. Dies sei im Zeitalter von "Fake News" beunruhigend und streiche die Bedeutung der Vermittlung von Medienkompetenzen in der Schule hervor.

Die Schweiz liege bei der Lesekompetenz nur im Mittelfeld. Rund ein Viertel der getesteten Schüler hätten die Mindestkompetenz im Lesen nicht erreicht. OECD-weit sei zudem eine Abnahme der Lesefreude festgestellt worden.

 

Die Pisa-Ergebnisse deuten laut dem LCH auf einen dringenden Handlungsbedarf im Bereich der Sprachförderung von sozioökonomisch benachteiligten, fremdsprachigen Kindern an. Fachlehrpersonen für "Deutsch als Zweitsprache" brauchten ausreichend Lektionen, um fremdsprachige Schüler unterstützen zu können. Ein anderer wichtiger Aspekt sei die Frühförderung, die für die sprachliche Entwicklung von Kindern eine zentrale Rolle spiele. Die Schweiz habe diesbezüglich einen deutlichen Rückstand.

Rückstand beim Einsatz digitaler Geräte

Die Pisa-Studie habe auch den Einsatz digitaler Geräte in der Schule erfasst. Die Schweiz habe dabei einen signifikant geringeren Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) als der OECD-Durchschnitt verzeichnet. Unter den Referenzländern zeichne sich vor allem Finnland durch einen überdurchschnittlichen Einsatz von ICT in der Schule aus.

Trotz Investitionen in den letzten Jahren herrsche in der Schweiz weiterhin Handlungsbedarf. Wichtig sei dabei, nicht mit einmaligen Sonderbudgets zu agieren, sondern fortlaufend in die Nutzung digitaler Technologien in den Schulen zu investieren. Im Zentrum dürfe dabei nicht bloss die Anschaffung von Geräten stehen, sondern die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen und die Erstellung innovativer Lehrmittel.

Schliesslich weist der LCH darauf hin, dass in vielen Kantonen radikale Abbaumassnahmen den lange erarbeiteten, nachhaltigen Erfolg des Schweizer Bildungswesens bedrohten. Grössere Klassen führten zu schlechteren Beziehungen, ungesunden Raumverhältnissen und eingeschränkter individueller Förderung.

Die Integration von lernschwachen Kindern werde in grossen Klassen stark behindert beziehungsweise verunmöglicht. Gefordert werden auch bessere Rahmenbedingungen für den Lehrerberuf. Denn die Qualität der Schule hänge stark von der Qualität der Lehrpersonen ab. sda

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