Unwetter | Zweitteuerste Naturgefahr in der Schweiz
Sensoren sollen Hagel messen und Schäden verringern
Hagel ist in der Schweiz für Versicherer die zweitteuerste Naturgefahr nach Hochwasser. Um die Vorhersage von Hagel zu verbessern und letztlich die Schäden zu reduzieren, soll nun ein Hagelmessnetz entstehen. Hinter diesem Vorhaben stehen Forscher der Universität Bern, die Versicherungsgenossenschaft Mobiliar und MeteoSchweiz.
Das geplante Hagelmessnetz soll aus insgesamt 80 vollautomatischen Hagelsensoren bestehen. Diese messen die Korngrösse, Aufprallenergie und den Zeitpunkt des Hagelschlags, wie aus einer Mitteilung der Schweizerischen Mobiliarversicherungsgesellschaft von Freitag hervorgeht.
Bereits in den nächsten Wochen werden die ersten Sensoren installiert, zuerst im Emmental und im Entlebuch. Die weiteren "Hagel- Hotspots" Jura und Südtessin sollen folgen, wie es in der Mitteilung zudem heisst. Diese vier Regionen sind in der Schweiz am stärksten von dem Wetterphänomen betroffen.
Grundsätzlich tritt Hagel kleinräumig auf und ist schwer vorhersagbar. Mithilfe der bisherigen Wetterdaten aus dem Wetterradarnetz ist es zwar möglich, Hagel in Gewitterwolken zu erkennen. Aber die Radarhageldaten konnten kaum überprüft werden, weil Beobachtungen auf dem Boden bis anhin fehlen.
Zusätzliche Informationen
Immerhin tragen Beobachtungen aus der Bevölkerung zum Kenntnisstand bei. Denn "wertvolle Hinweise" liefere die seit drei Jahren installierte Hagelmeldefunktion der MeteoSchweiz App. "Uns interessiert, wo der Hagel ankommt und wie gross die Hagelkörner sind", lässt sich Urs Germann, Leiter Radar, Satellitendaten und Nowcasting der MeteoSchweiz in der Mitteilung zitieren. Mit den neuen Hagelsensoren "gewinnen wir zusätzlich genaue Informationen", so Germann.
Die Hagelforschung und MeteoSchweiz setzen demnach künftig auf eine Kombination aus Wetterradardaten, Beobachtungen aus der Bevölkerung, Meldungen von Hagelschäden an Fahrzeugen, Gebäuden und in der Landwirtschaft - und neu die Daten der automatischen Hagelsensoren. Diese wurden von inNet Monitoring in Altdorf UR entwickelt; die Firma ist künftig auch verantwortlich für den Aufbau und die Wartung der Sensoren.
Hagelwarnungen verbessern
Nicht zuletzt weil die Sensoren die Hagelwarnungen verbessern und damit die Schäden reduzieren sollen, beteiligt sich die Mobiliar mit einer Million Franken an der Installation der Sensoren. Zudem arbeitet die Versicherungsgesellschaft mit der Forschungsinitiative des Oeschger-Zentrums für Klimaforschung an der Universität Bern im sogenannten Mobiliar Lab für Naturrisiken zusammen.
Forschungsschwerpunkte dieses Laboratoriums sind Hochwasser, Sturm und Hagel sowie deren Schadenpotential. Speziell bei der Hagelforschung ist zudem das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz mit an Bord. Die drei Institutionen wollen im Rahmen ihrer Zusammenarbeit das Phänomen Hagel besser verstehen; die nun möglichen "Messungen am Boden sollen dazu beitragen, Hagelwarnung und -prognose zu verbessern", heisst es in der Mitteilung.
Für Schäden in zweistelliger Millionenhöhe hat allein am letzten Mittwoch eine Gewitterlinie gesorgt, die am Nachmittag und Abend über die Schweiz hinweggezogen war. Sie brachte neben Überschwemmungen auch bis zu vier Zentimeter grosse Hagelkörner, die weite Teile der Kantone Zürich und Aargau sowie der Ostschweiz zeitweilig in eine weisse Winterlandschaft verwandelt haben.
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