Gesundheit | Hoher Konsum im Wallis
Senioren greifen oft zu Beruhigungsmitteln
Je älter die Menschen werden, desto öfter greifen sie zu Beruhigungsmitteln. Zu diesem Ergebnis kommt laut der «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» eine Studie der Lausanner Universität über den Schlafmittelkonsum in der Schweiz.
Dabei haben die Wissenschaftler 69’005 Personen im Alter über 65 Jahre einbezogen. Die anonymisierten Daten der Krankenkasse Groupe Mutuel aus dem Jahr 2017 zeigen demnach, dass die Zahl der Verschreibungen von Medikamenten mit dem Wirkstoff Benzodiazepin mit dem Alter zunimmt: Während rund 16 Prozent der Senioren zwischen 65 und 69 diese Mittel einnähmen, seien es bei den über 80-Jährigen 26 Prozent.
Die Wissenschaftler stellen zudem fest, dass 16 Prozent der Betroffenen zu viel und über einen zu langen Zeitraum diese Medikamente schlucken. Obwohl die Schweizerische Fachgesellschaft für Geriatrie empfiehlt, bei älteren Menschen «keine Benzodiazepine als Mittel der ersten Wahl gegen Schlaflosigkeit, Unruhezustände oder Verwirrtheit» zu verordnen.
Jürg Beer, Direktor und Chefarzt des Departements Innere Medizin im Kantonsspital Baden, geht noch weiter: «Älteren Menschen sollten möglichst gar keine Benzodiazepine verschrieben werden», zitiert ihn die «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche». Denn die Nebenwirkungen dieser Medikamente hätten es in sich: Abhängigkeit, Schwindel, Gangunsicherheit und Stürze, die nicht selten mit Frakturen einher gehen. Auch können demnach Verwirrtheit und Atemnot auftreten. Aufgrund dieser Begleiterscheinungen kommt es zudem vermehrt zu Verkehrsunfällen. Die Studie zeige, dass Frauen Benzodiazepine etwa doppelt so häufig konsumieren wie Männer.
Laut der Studie gibt es grosse Unterschiede je nach Kanton. In den zwei deutschsprachigen Kantonen verschrieben Ärzte Benzodiazepine seltener als in den lateinischsprachigen. Im Wallis lassen sich Pensionierte das Medikament fast drei mal so oft verschreiben wie im Kanton Aargau. Die Forschenden sehen dafür kulturelle Gründe.
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