Telekom | Einen Tag vor der ausserordentlichen Generalversammlung
UPC-Kauf durch Sunrise geplatzt
Der Kauf von Kabelnetzbetreiberin UPC für 6,3 Milliarden Franken durch Sunrise ist in letzter Minute geplatzt. Der Widerstand der Sunrise-Aktionäre ist zu gross geworden.
Deshalb hat Sunrise die ausserordentliche Generalversammlung, auf der über die Finanzierung des Deals abgestimmt worden wäre, einen Tag vor deren Austragung abgesagt. Damit ist die grösste Übernahme der Schweizer Telekomgeschichte gescheitert.
Grund sei, dass eine deutliche Mehrheit der Aktionäre, die sich für die GV registriert haben, die zum Kauf nötige Kapitalerhöhung von 2,8 Milliarden Franken ablehne, schrieb Sunrise am Dienstag in einem Communiqué. Das Nein-Lager sei «klar grösser als 50 Prozent», sagte Finanzchef André Krause im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP, ohne genaue Zahlen zu nennen.
Die offenen Stimmen hätten das Mehrheitsbild nicht verändert, selbst wenn sie alle für die Kapitalerhöhung gewesen wären, sagte Krause. Sunrise hätte an der GV die Zustimmung von mehr als der Hälfte der abgegebenen Stimmen gebraucht, um die Kapitalerhöhung durchführen zu können.
Freenet an Spitze des Widerstands
An der Spitze des Widerstands stand der grösste Sunrise-Aktionär, Freenet. Das deutsche Unternehmen, das 24,5 Prozent an Sunrise besitzt, ist nach anfänglicher Skepsis gegenüber dem Deal im August auf Opposition umgeschwenkt. Freenet-Chef Christoph Vilanek kritisierte den Kaufpreis und die dazu nötige Kapitalerhöhung als zu hoch. Auch die Struktur des Deals sei nachteilig für die Sunrise-Aktionäre.
Zudem sah er den strategischen Sinn der Übernahme nicht mehr. Wegen der neuen Mobilfunkgeneration 5G lohne sich der Kauf des UPC-Kabelnetzes für so viel Geld nicht. Dafür 6,3 Milliarden Franken auszugeben, sei «Irrsinn», hatte Vilanek erklärt. Ins selbe Horn stiess der aktivistische Aktionär Active Ownership Capital (AOC).
Enttäuschung bei Sunrise
Verwaltungsratspräsident Peter Kurer erklärte: «Wir bedauern die Annullation der GV. Wir haben viel Zeit in die Gespräche mit unseren Aktionären investiert und sind weiterhin von den strategischen und finanziellen Gründen der Übernahme überzeugt.»
Das Scheitern sei enttäuschend, sagte Konzernchef Swantee: Mit dem Kauf von UPC hätte Sunrise ein eigenes Festnetz erworben und hätte die Kundenzahl auf einen Schlag verdoppeln können. Zudem hätte der Zusammenschluss Synergien von 280 Millionen Franken beschert. Sunrise wäre zu einer stärkeren Konkurrentin von Platzhirsch Swisscom geworden.
Nun macht Sunrise alleine weiter. Es gebe keine weiteren Verhandlungen mehr mit Liberty Global, sagte Swantee. Sunrise werde nicht mehr versuchen, die UPC-Besitzerin noch zu weiteren Zugeständnissen zu bewegen.
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