Prix Sommet 2018 | Die UBS Wallis sucht nach anpassungsfähigen Unternehmen
Sitten | Was tun, wenn das lange Zeit erfolg reiche Geschäftsmodell eines Unternehmens auf einmal nicht mehr funktioniert? Diesem Thema widmet die UBS Wallis den diesjährigen Prix Sommet: Betroffene Unternehmen können ihre Strategien aufzeigen und sich von Experten beraten lassen.
Die Wahl des Standorts der Pressekonferenz für den Prix Sommet 2018 ist kein Zufall: Präsentiert sich die UBS Wallis für gewöhnlich in offenen, klar strukturierten Räumen mit moderner Einrichtung, die einen Hauch von Sterilität ausstrahlen, aber auch Transparenz und Geradlinigkeit. So lud die Bank für einmal in eine Buchhandlung: «La Liseuse» an der rue des Verges 14 in Sitten. Im Ladeninneren reihen sich wohin das Auge reicht Bücher: sie füllen die Wandregale bis knapp unter die Decke und türmen sich auf den Ausstelltischen. An den wenigen buchfreien Flächen prangen kunstvolle Poster.
«Unsere grösste Herausforderung ist es, weiter-
zuexistieren»
Alles wirkt ein wenig chaotisch, dafür aber auch umso lebendiger. Der Laden scheint beinahe zu atmen. Doch für viele dieser kleinen Buchhandlungen ist in den vergangenen zehn Jahren die Luft deutlich dünner geworden. Manchen ist gar völlig die Puste ausgegangen. Denn ihr Geschäftsmodell, der Verkauf von Büchern, wird stark von Angeboten aus dem Internet konkurrenziert. «Unsere grösste Herausforderung ist es, weiterzuexistieren», bringt es die Chefin von «La Liseuse», Françoise Berclaz, auf den Punkt. Internetriesen wie Amazon verfügen über ein schier endloses Sortiment und versenden Bücher überall hin. Dazu kommt starke Konkurrenz in Form von grossen Ladenketten. Wollen kleine Buchläden wie «La Liseuse» überleben, müssen sie ihr Geschäftsmodell hinterfragen und anpassen.
Alle sind betroffen
Mit derselben Herausforderung sehen sich im Verlaufe der Jahre alle Unternehmen irgendwann einmal konfrontiert – auch im Wallis: Manche abrupt, bei anderen halten die Veränderungen schleichend Einzug. «In solchen Situationen sind die Unternehmen gezwungen, zu reagieren», sagt Iwan Willisch, Regionaldirektor von UBS Wallis. Doch
wie? Lösungsansätze sind oft nicht ganz einfach zu finden. «Vor diesem Hintergrund will der Prix Sommet interessierten Unternehmen die Möglichkeit bieten, ihre aktuellen Herausforderungen zu analysieren und anschliessend in Zusammenarbeit mit Spezialisten neue Lösungsansätze auszuarbeiten», so Willisch. Die Unternehmen können in einem ersten Schritt eine Auslegeordnung ihrer aktuell grössten Herausforderungen machen. «In einer zweiten Phase wird der Prix Sommet eine Plattform des Austauschs sein, um bereits gemachte Erfahrungen und Lösungsansätze mit anderen Walliser Unternehmen zu teilen», sagt Willisch weiter.
Mitmachen dürfen alle Unternehmen, die aktuell mit Herausforderungen konfrontiert sind – insofern sie folgende vier Kriterien erfüllen: Der Geschäftssitz des Unternehmens liegt im Wallis; es werden mindestens fünf Mitarbeiter beschäftigt (Vollzeitäquivalente); der Jahresumsatz liegt über 500 000 Franken; die Mehrheit des Kapitals befindet sich in Privatbesitz. Die Branche spielt keine Rolle. Genauso wenig wie die Etappe des Anpassungsprozesses, in der sich das Unternehmen befindet.
In der Buchhandlung «La Liseuse» setzt man auf die richtige Mischung aus populären Büchern und etwas schwieriger zugängliche, anspruchsvollerer Literatur, so Berclaz. Und auf die persönliche Beratung, für die man als Buchhändlerin nie zu viele Bücher lesen könne. mas
nachgefragt
Iwan Willisch, inwiefern hat sich der Prix Sommet im Laufe der Jahre verändert?
«Früher honorierte der Preis die von Unternehmen geleistete Arbeit. Mit Themen wie Nachfolgeregelung, geteilter Unternehmensführung, Digitalisierung oder in diesem Jahr Disruption haben wir den Blick verstärkt auf die Zukunft gerichtet. Wir wollen einen Mehrwert schaffen und Diskussionen anregen.»
Einen Teil dieses Mehrwerts schafft man mit externen Spezialisten, die die Unternehmen beraten sollen. Wie sieht dies konkret aus?
«Wir arbeiten mit Spezialisten aus den jeweiligen Branchen zusammen. Die können das KMU bei spezifischen Problemen beraten und zusätzlich noch eine Makrosicht hineinbringen. Das Coaching der teilnehmenden Betriebe wird anschliessend das ganze nächste Jahr fortgesetzt.»
Welche Branchen sehen Sie im Wallis von einer Disruption Ihres Geschäftsmodells betroffen?
«Da gibt es viele: Der Detailhandel und Apotheken kämpfen gegen Konkurrenz aus dem Internet. Die Medienbranche steht im Wandel. Dasselbe gilt für Reisebüros. Und auch in der Automobilbranche könnte es in den nächsten Jahren zu grösseren Veränderungen kommen.»
Interview: mas
Prix Sommet
Der Prix Sommet wird von der UBS Switzerland AG in Partnerschaft mit dem «Walliser Boten», dem «Nouvelliste» und «Kanal 9» organisiert. Bereits seit mehr als drei Jahrzehnten werden Walliser Unternehmen oder Institutionen, die durch ihre Aktivitäten, Produktion oder Innovation herausstechen, ausgezeichnet.
Sobald die bis zu fünf Finalisten der diesjährigen 33. Ausgabe bekannt sind, werden sie in den regionalen Medien vorgestellt. Am 5. Dezember folgt dann eine Abendveranstaltung, an der sich die Finalisten einem breiten Publikum präsentieren können. Bei dieser Gelegenheit findet auch die Preisverleihung statt: dotiert ist der Prix Sommet mit 10 000 Franken.
Anmeldeschluss ist der 20. Juli. Unternehmen können sich direkt auf der UBS-Homepage anmelden. Die Experten des Prix Sommet werden aber auch aus eigener Initiative eine Reihe von Unternehmen vorschlagen.
mas
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