Herdenschutz | Hirtin soll die Schafe im Sommer 2015 rund um die Uhr betreuen

Augstbord-Schäfer wappnen sich gegen Angriffe des Wolfs

Werden Schwarznasenschafe ungeschützt gesömmert, können sie leicht zur Beute von Wölfen werden. (Keystone)
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Werden Schwarznasenschafe ungeschützt gesömmert, können sie leicht zur Beute von Wölfen werden. (Keystone)
Foto: Keystone

Quelle: 1815.ch 09.04.15 1
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Die Schäfer der Augustbord-Region sömmern ihre Tiere im kommenden Sommer in einer Herde von 500 Tieren unter ständiger Behirtung. So soll ein Desaster wie im vergangenen Sommer verhindert werden, wo zwei Wölfe an die 100 Schafe rissen oder verletzten.

Die Schafsömmerung im Törbeltälli und auf der Bürchneralp wird in diesem Sommer auf eine völlig neu Grundlage gestellt. «Die Burgeralpen der Gemeinden Törbel und Bürchen werden zusammengelegt. Eine Herde von rund 500 Tieren, zum grossen Teil Schwarznasen, von Schäfern aus Törbel, Bürchen und vereinzelt aus Unterbäch werden in diesem Sommer zum ersten Mal unter ständige Behirtung gestellt», erklärt Moritz Schwery, Verantwortlicher des Kantons für Belange des Herdenschutzes im Oberwallis. «Zudem wird mit der Umstellung auf Behirtung auch eine gleichmässigere Beweidung und dadurch eine bessere Ausnutzung der Alpe angestrebt.»

Offene Türe für Ginals-Schäfer

Im Ginals bei Unterbäch hingegen wollen die Schafhalter grossmehrheitlich an der unbehirteten Sömmerung wie bisher festhalten. «Sollte es dort allerdings wieder zu Angriffen von Wölfen kommen, steht diesen die Möglichkeit offen, ihre Tiere in die grosse Herde zu integrieren», sagt Schwery.

Die neue Organisation der Schafsömmerung ist das Resultat von sieben Sitzungen während des vergangenen Winters. Lanciert wurde das Projekt von der Dienststelle für Landwirtschaft sowie von Agridea. Die in der Folge gebildete Projektgruppe unter der Leitung von Rolf Kalbermatten hat in Zukunft die Federführung in der Umsetzung der beschlossenen Massnahmen. In der Projektgruppe sind aber auch Vertreter der Gemeinden Törbel, Bürchen und Unterbäch vertreten. «Ziel ist es, dass diese in Zukunft eigenständig agiert. Natürlich wird der Kanton bei Bedarf beratend zur Seite stehen», sagt Schwery.

Deutsche Hirtin mit Hütehunden

Als Hirtin konnte eine Frau aus Deutschland verpflichtet werden. «Sie hat bereits Erfahrungen mit Schafherden gesammelt und ist motiviert. Die Betreuung einer derart grossen Herde in den Hochalpen wird aber auch für sie sicherlich zur Herausforderung werden.» Die Hirtin soll ihre Arbeit am 21. Juni aufnehmen und am 16. September beenden. Sie wird die Tiere nach Vorgaben des Bundes beaufsichtigen, damit die beteiligten Schäfer von den Höchstbeiträgen für die Schafsömmerung profitieren.

Die Herde wird in fünf Sektoren geführt. Begonnen wird im Törbeltälli. Je nach Witterungsbedingungen ist es möglich, dass einzelne Sektoren zweimal beweidet werden. «Primäres Ziel ist es aber, dass jeder Sektor einmal gut abgeweidet wird», so Schwery.

Rund um die Uhr

Die Hirtin wird unterstützt von Hütehunden und nicht etwa von Herdenschutzhunden, welche in Gebieten mit starkem Wandertourismus nicht erwünscht sind. «Um die grosse Herde besser zusammenzuhalten werde aber auch Zäune unter Mithilfe der Schäfer gestellt. Das wird der Hirtin die Arbeit erleichtern», erklärt Schwery. Sollte es Gefahr von Wolfsangriffen geben, werden die Tiere abends in einer Nachtkoppel zusammengezogen.

Die Hirtin wird sich rund um die Uhr in der Nähe der Herde aufhalten. «Dank Unterstützung der Gemeinden Törbel und Bürchen sollten der Hirtin angemessene Unterkünfte zur Verfügung stehen. Gleichzeitig steht aber die Idee im Raum, eine neue Unterkunft für Hirten zu erstellen.» Bei akuter Gefahr von Wolfsangriffen kann man sich auch vorstellen, dass die Hirtin während einer befristeten Zeit in einem Zelt in unmittelbar neben der Herde übernachtet.

Gesicherte Finanzierung

Durch die Behirtung entstehen Kosten von über 20'000 Franken (Hirtenlohn, Zaunmaterial, Unterkunft). «Diese werden zum grossen Teil über die Sömmerungsbeiträge gedeckt. Gleichzeitig beteiligen sich aber auch die Burgergemeinden Törbel und Bürchen mit der Zurverfügungstellung der Unterkünfte und der Beteiligung an den Materialkosten an den Kosten», lobt Schwery die gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden, die dem Projekt gebenüber positiv eingestellt sind. «Die Schäfer haben somit mit dem neuen Sömmerungssystem nicht mehr finanzielle Aufwände als in den Jahren zuvor.»

Urs Juon: «Projekt mach absolut Sinn»

Für Törbels Gemeindepräsidenten Urs Juon «macht das Projekt absolut Sinn. Alle Projektbeiligten in Törbel und Bürchen wollen sich keinesfalls nochmals einer Situation aussetzen, wie das im Sommer 2014 der Fall war. Dazumals mussten wir uns Vorwürfe gefallen lassen, keine Schutzmassanahmen gegen den Wolf getroffen zu haben.» Mit dem nun aufgegleisten Sömmerungsplan sei das Bestmögliche zum Schutz der Schafe im Verbund mit Bürchen gemacht worden, wertet Juon die regionale Lösung als sehr positiv.

Urs Joun stellt aber auch unmissvertändlich klar, dass Herdenschutz nicht eine Befürwortung des Wolfes bedeute. «Wir müssen Massnahmen treffen, um die Tiere zu schützen. Sollte es allerdings trotz der grossen Anstrengungen wieder zu Übergriffen wird es schwierig, die beteiligten Schäfer bei der Stange zu halten.»

Rolf Kalbermatten: «Schafalpplanung umsetzen»

«Fakt ist, dass wir unsere Schafe nicht mehr konventionell auf Standweiden sömmern können. Das zeigte der letzte Sommer, als wir nach zahlreichen Wolfsangriffen die Tiere vorzeitig abalpen mussten», sagt der Präsident der Törbjer Schafzuchtgenossenschaft und Projektleiter Rolf Kalbermatten. «Also ist Handlungsbedarf zwingend nötig. Deshalb versuchen wir in diesem Jahr die Vorgaben, die in der Schafalpplanung festgeschrieben sind, umzusetzen.»

Mit dem System der Umtriebsweiden mit ständiger Behirtung erhofft sich Kalbermatten einen gewissen Schutz der Schafe, «denn einen klassischen Herdenschutz stellt auch die Hirtin mit Hunden keinen dar. Die Erfahrungen dieses Sommers werden nun zeigen, wo der Hebel zu allfälligen Verbesserungen angesetzt werden muss. Wir hoffen, dass dem Pilotprojekt Erfolg beschieden ist, ansonsten wird es für die Zukunft schwierig unter den gegebenen Umständen die Schäferei weiterzubetreiben.»

zen
09. April 2015, 08:00
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Kommentare

  • schorsch - vor 10 Jahre ↑5↓0

    habe den "zaun" gesehen - das wird nicht lange gut gehen, leider...

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