Gefahrengut | Verschiedene Massnahmen sollen grössere Sicherheit garantieren
Chlor-Güterwagen im Bahnhof Brig entgleist
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Umstritten. Durch die Umsetzung verschiedener Massnahmen sollen Chlortransporte sicherheitstechnisch auf ein neues Level gehoben werden.
Foto: Symbolbild wb
Brig. Vergangene Woche ist im Bahnhof Brig ein Güterwagen, der zuvor mit Chlor beladen war, entgleist. Der Unfall ist glimpflich ausgegangen.
Beschriebener Vorfall ereignete sich am Freitag, 1. September 2017, am frühen Morgen. Der Güterzug war Richtung Lausanne/Genf unterwegs. Nach Auskunft der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) sprang ein Wagen bei einer Weiche Ausgang Bahnhof Brig Richtung Visp aus den Schienen; in der Folge entgleiste der Zug. Das geladene Chlor wurde bereits zuvor bei der Lonza in Visp abgeliefert. Zum Zeitpunkt der Entgleisung war der Wagen leer, allerdings noch nicht entgiftet, wie es vonseiten der SUST heisst.
Unfälle im Zusammenhang mit Chlortransporten würden immer ein gewisses Gefahrenpotenzial bergen, im vorliegenden Fall sei allerdings alles glimpflich ausgegangen. Personen wurden keine verletzt. Lediglich am Rollmaterial entstand Schaden. Die SUST-Untersuchung zur genauen Unfallursache ist am Laufen.
350 Kesselwagen jährlich
Die Grossverbraucher im Wallis importieren Chlor hauptsächlich aus Frankreich und transportieren es entlang der Genferseeroute per Bahn. Jährlich sind dies rund 350 Kesselwagen verflüssigtes Chlor, welches auf diesem Weg nach Monthey zur Syngenta und zur Lonza in Visp gelangt. In der Vergangenheit hatten sich in der Schweiz nur wenige Unfälle mit Gefahrengütern ereignet. In keinem dieser Unfälle gab es schwerwiegende Umwelt- oder Personenschäden. Chlortransporte waren zudem nie involviert.
Trotzdem geben die Chlortransporte per Bahn seit Jahren zu reden. Eine Anfang 2015 durch die Grünen der Kantone Wallis, Waadt und Genf ans eidgenössische Parlament gerichtete Petition mit der Forderung, die Transporte zu stoppen, wurde abgeschmettert. Dafür hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) im September 2016 ein Massnahmenpaket präsentiert, um die Chlortransporte auf der Schiene noch sicherer zu machen. In einer gemeinsamen Erklärung haben sich die Unterzeichner (scienceindustries, SBB, VAP Verband der verladenden Wirtschaft, das Bundesamt für Verkehr BAV und das BAFU) zur Umsetzung bis Ende 2018 verpflichtet.
«Dank dieser Massnahmen können wir das Thema Sicherheit auf ein neues Level heben», gibt Lonza-Sprecher Renzo Cicillini Auskunft. Denn nach wie vor sei das Werk Visp auf den Rohstoff Chlor, zur Medikamentenproduktion beispielsweise, angewiesen. Eine Zulieferung von Chlor über die Simplonroute von Italien her sei derzeit, wegen fehlender Anbieter, kein Thema. Aber: «Das ist ein laufender Prozess, und wir sind stetig daran, diesbezüglich Lösungen zu finden.»
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