Walliser, Waadtländer und Genfer Grüne fordern ein Verbot

Chlortransporte der Lonza unter Beschuss

Blick ins Lonza-Werksgelände mit dem Umschlagsterminal für die mit der Bahn angelieferten Rohstoffe. (Foto: keystone)
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Blick ins Lonza-Werksgelände mit dem Umschlagsterminal für die mit der Bahn angelieferten Rohstoffe. (Foto: keystone)
Foto: zvg

Quelle: 1815.ch /zen 24.01.15 5
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Rund 350 Kesselwagen verflüssigtes Chlor werden jährlich per Bahn zur Syngenta in Monthey und zur Lonza in Visp transportiert. Der Bund will bis Ende 2015 die Risiken solcher Transporte vertieft untersuchen, während die Grünen der Kantone Wallis, Waadt und Genf gar ein Verbot fordern.

Die Grünen der Kantone Genf, Waadt und Wallis fordern das Ende von Chlor-Transporten mit der Bahn. Sie lancierten am Mittwoch eine an Bundesrat sowie National- und Ständerat adressierte Petition. Die Westschweizer Grünen prangern vor allem die Gefahren der Transporte an.

Das verflüssigte Chlor werde per Bahn von Genf über Lausanne, Vevey und Montreux zu zwei Walliser Firmen transportiert, sagte am Mittwoch Nicolas Walder, Vize-Präsident der Genfer Grünen, vor den Medien. Der kleinste Austritt könne dramatische Konsequenzen für die Anwohner haben. Für Menschen könne das Einatmen einer hohen Chlorgas-Konzentration tödlich sein.

Syngenta und Lonza im Wallis auf dem Prüfstand

Mit den beiden Walliser Firmen sind zum einen das Werk von Syngenta in Monthey sowie die Lonza-Werke in Visp gemeint, bestätigt Daniel Bonomi vom Bundesamt für Umwelt auf Anfrage des «Walliser Boten» solche Transporte ins Wallis. Er leitet ein Anfang 2015 gestartetes Projekt des Bundes. In diesem werden angesichts der möglichen künftigen Risiken bei Chlortransporten bis Ende 2015 gemeinsam mit allen Beteiligten verschiedene Massnahmen analysiert, um die Risiken zu beschränken.

«Untersucht wird in diesem Zusammenhang die gesamte Strecke der Chlortransporte am Genferseebogen bis ins Oberwallis. Nur hier und im Raum Basel werden solche Bahntransporte im grösseren Umfang in der Schweiz durchgeführt. Am Genferseebogen haben wir es etwa mit Lieferungen in der Grössenordung von einem Kesselwagen Chlor pro Tag in Richtung Wallis zu tun», erklärt Bonomi.

Unter Einbezug der Werke in Visp und Monthey, der Transporteure, der Kesselwagenhalter, der betroffenen Kantone sowie des Bundesamtes für Verkehr sollen bis Ende Jahr Optionen wie bauliche Massnahmen, Beschränkung und Steuerung der Transporte sowie weitere Verbesserungen an Bahnkesselwagen vertieft untersucht werden. «Auch die Produktion am Ort des Verbrauchs und die Beschaffung über andere Transportwege werden geprüft», so Bonomi.

Lonza reagiert mit Unverständnis

In den Lonza-Werken in Visp nimmt man die politische Forderung der Grünen zum jetzigen Zeitpunkt mit Unverständnis zur Kenntnis. «Die Schweizer Industrie kämpft unter anderem mit Herausforderungen wie hohen Rohstoff- und im Verhältnis zum Ausland hohen Energiepreisen sowie teurem Schweizer Franken. Eine Umsetzung dieser Forderung würde weiter zu einer Verschlechterung der industriellen Rahmenbedingungen und somit zur Deindustrialisierung beitragen», sagt Renzo Cicillini, Mediensprecher des Lonza-Standortes Visp, gegenüber dem «Walliser Boten».

Die Lonza-Werke in Visp beziehen Chlor vorab aus dem grenznahen Ausland, grösstenteils aus Frankreich. «In Visp kommt es als ein sehr wichtiger Baustein in der Chemie in einer Vielzahl von Prozessen in der Synthese zum Einsatz. Ohne dieses Rohmaterial können viele chemische und pharmazeutische Produkte nicht hergestellt werden», erklärt Cicillini.

Produktion in Visp zu teuer

Würde die Forderung der Grünen umgesetzt und Chlortransporte verboten, stellt dies für Visp einen Wettwerbsnachteil dar. Laut Cicillini hat Lonza Visp Studien und Anlaysen zur Produktion von Chlor in Visp durchgeführt. «Die Eigenproduktion hat sich als nicht wirtschaftlich herausgestellt.» Die Hauptgründe seien insbesondere bei den schlechteren Rahmenbedingungen beim Strom gegenüber dem Ausland zu finden. «In Deutschland wird diese Industrie massiv unterstützt, da diese fast keine Netzkosten, keine Nordgrenze und sehr geringe Abgaben bezahlen müssen. Ähnlich ist dies auch in Frankreich und Italien», so Cicillini.

Dem Umstand, dass Chlortransporte höchste Sicherheitsstandards verlangen, trägt man in Visp schon seit Jahren Rechnung. «Es ist festzustellen, dass die Bahn das sicherste Transportsystem ist und dass genau bei den Chlortransporten die höchsten Standards an Rollmaterial eingesetzt werden. Es wurden in den letzten Jahren spezielle Chlorwagen entwickelt und eingesetzt, die das Risiko erheblich verringert haben», sagt Cicillini. Lonza hat bereits seit einigen Jahren acht spezielle CPR-Kesselwagen (Crash Protected Rail Tank Car) für den sichereren Transport von Chlor zugemietet, welche den Lieferanten für den Transport zur Verfügung gestellt werden.

 

Tödlich in geringen Mengen

In der chemischen Industrie ist Chlor ein Baustein für die Herstellung von Rohstoffen für Alltagsgegenstände wie z.B. Möbel und Haushaltsgeräte. Es wird zudem zur Herstellung verschiedener Kunststoffe und Baumaterialien verwendet. Chlorierte Produkte kommen auch bei der Erzeugung von Medikamenten und Pflanzenschutzmitteln zum Einsatz.

Der Transport grosser Mengen findet nur auf der Schiene statt, da der Transport auf der Strasse gefährlicher ist und deshalb in der Schweiz gesetzlich auf kleine Mengen beschränkt wurde. Ein Unternehmen im Kanton Baselland verfügt über eine Produktionsanlage zur Herstellung von Chlor. Das übrige in der Schweiz benötigte Chlor wird von europäischen Anlagen, insbesondere aus Frankreich bezogen. Von dort wird es über den Genferseebogen zu den Grossverbrauchern im Kanton Wallis transportiert.

Chlor, das unter Druck verflüssigt transportiert wird, ist unter Normalbedingungen ein Gas mit stechendem Geruch. Es reagiert sehr leicht und ist für Menschen giftig, vor allem wenn es eingeatmet wird. Das eingeatmete Gas reagiert in der Lunge zu Salzsäure und führt bereits in geringen Mengen zum Tod. Das Gas ist schwerer als Luft und breitet sich bei einer Freisetzung bodennah über mehrere hundert Meter aus und kann somit - ohne Schutzmassnahmen - nicht nur unmittelbar am Unfallort wohnende Menschen gefährden.

24. Januar 2015, 08:00
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Kommentare

  • Lonzianer - vor 10 Jahre ↑1↓1

    Lonza Werk sofort schliessen, den diese mühsamen Grünen werden uns sicher Arbeitsplätze schaffen, so wie ich sie vielleicht kenne. Zudem werden sie uns sicher den Euro wieder auf 1.20 Fr bringen, so wie ich sie vielleicht kenne. Wasser predigen, aber Wein trinken ,so kenne ich sie.

    antworten

  • Quincy - vor 10 Jahre ↑1↓0

    Wenn die Grünen und Linken so weitermachen mit ihrem immer neuen Pseudoumweltschutzgejammer und ihren immer neuen Forderungen, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn die Lonza schon bald einmal den Laden schliesst. Und wenn das dann so weit ist, werden es genau dieselben Kreise sein, die am lautesten schreien wegen den Massenentlassungen. Hoffen wir mal nicht, dass es jemals soweit kommt !!!

    antworten

  • rollover - vor 10 Jahre ↑0↓0

    Umweltschutz in ehren. Wer ernährt denn unsere Familien wenn noch mehr Arbeitsplätze verschwinden. Wohl am wenigsten die grünen mit ihrem Anhang. Anscheinend wollen die hier ein Reservat eirichten so wie die weissen mit den Indianern. Wie lange müssen wir uns solchen Scheiss eigentlich noch gefallen lassen. Politiker tut endlich mal was anstatt immer nur zu lafern.

    antworten

  • schorsch - vor 10 Jahre ↑0↓0

    grüne, landschaftsschützer und ähnlich selbsternannte bewahrer und beschützer einer welt, wie sie in ihren märchenhaften traumwelten auszusehen hat, werden uns noch alle vertreiben, bis das wallis ein einziger naturpark ist...

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    • Walliser - vor 10 Jahre ↑0↓0

      ist ja schon ein Naturpark , Skigebiete gehen ein ,im Sommer auf den Pässen ist Tote Hose ,nur mehr Kontrollen ,Schikanen ,die Leute kommen nicht mehr....wir sind stur, keine freundlichkeit ,noch mehr Gesetze ,Verbote,Schade...

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