«Sion 2026» | Hans Stöckli, SP-Ständerat und Komitee-Vize, über ein allfälliges Defizit
«Das Wallis muss keine Garantie abgeben»
![Glaubt an die Walliser. Auch die vielen Abgänge im Kandidaturkomitee lassen Hans Stöckli unbeirrt.](/site/assets/files/0/76/01/49/566/11_vs_6_4c_021.650x0n.jpg)
Glaubt an die Walliser. Auch die vielen Abgänge im Kandidaturkomitee lassen Hans Stöckli unbeirrt.
Foto: keystone
Wallis. Der Präsident des Kandidaturkomitees Jean-Philippe Rochat ist an den Panama Papers gestrauchelt, Initiator Christian Constantin gegen Rolf Fringer. Jean-Michel Cina, der einstige Promotor aus der Politik, macht jetzt als SRG-Präsident Abstimmungskampf gegen die NoBillag-Initiative. Es bleibt: Hans Stöckli, Berner SP-Ständerat und Vizepräsident des Kandidaturkomitees.
Hans Stöckli, namhafte Kapitänehaben das Schiff schon verlassen: Ist das Kandidaturkomitee bereits gescheitert?
«Im Gegenteil. Am vergangenen Freitag hat der Bundesrat dem Projekt mit der Eröffnung der Vernehmlassung erneut einen Beitrag von 994Millionen Franken zugesichert. Gleichzeitig ist die Eidgenossenschaft der Trägerorganisation beigetreten. Die private Struktur des Komitees wird nun von einer öffentlichen ergänzt.»
Aber dieser Übergang geht mitvielen Nebengeräuschen über dieBühne – Christian Constantin etwa schnappte sich nicht nur Namensrechte an den Spielen, er trat auch verbal mit Kritik nach.
«Die Olympia-Kandidatur Sion 2026 ist aus einer Fusion dreier privater Projekte aus dem Wallis mit Constantin als Vater, dem Waadtland und Bern entstanden. Klar, ohne diese Störfeuer wäre es einfacher. Aber alle wollen, dass dieses einmalige und starke Projekt zu einem Erfolg wird.»
Der zuständige Walliser Staatsrat Frédéric Favre zeigt sich bemüht, seine Unerfahrenheit lässt sich aber nur schwer wegdiskutieren. Ist das Projekt für ihn nicht eine Nummer zu gross?
«Ich stelle mit Freude fest, dass sich die Walliser Regierung mit Frédéric Favre, aber auch mit seinen Kollegen Christophe Darbellay und Roberto Schmidt intensiv für die Spiele einsetzt. In den kommenden Wochen wird ihre Rolle noch wichtiger. Ich bin überzeugt, dass sie die Kandidatur im Wallis erfolgreich weiterbringen.»
Die grossen Aushängeschilder und Werbeträger fehlen noch, wen wünschen Sie sich?
«Es braucht Persönlichkeiten aus der Wirtschaft, der Kultur und vor allem aus der Welt des Sports. Diese zu motivieren, wird eine der wichtigen Aufgaben in der kommenden Phase sein.»
Abfahrts-Olympiasieger Pirmin Zurbriggen zum Beispiel?
«Ich möchte meinen Walliser Kollegen nicht vorgreifen und keine Namen nennen. Aber eins ist für mich klar: Wenn irgendwo in der Schweiz diese Olympia-Begeisterung entfacht werden kann, dann im Wallis.»
«Leider hat die SP Oberwallis ohne Kenntnis des Projekts eine negative Haltung eingenommen»
Hans Stöckli
Bis jetzt hält sich die Begeisterung im Wallis aber in Grenzen.
«Die Botschafter haben sich bisher noch nicht aus dem Starthäuschen gestürzt, aber wir werden an diesen Persönlichkeiten Freude haben.»
Gegenwind kommt vor allem seitens Ihrer Partei, der SP, orchestriert von Peter Bodenmann. Wie wollen Sie die Genossen umstimmen?
«Leider hat die SP Oberwallis ohne Kenntnis des Projekts eine negative Haltung eingenommen. Die SP im Unterwallis ist da offener für Diskussionen, an denen ich mich auch beteiligen werde.»
Was bleibt, ist die Angst, auf grossen Defiziten sitzen zu bleiben. Welche Garantie geben Sie den Wallisern?
«Auch das Wallis muss keinen einzigen Franken an die Durchführungskosten leisten und auch keine Garantie abgeben. Allein der Bund will sich mit 827 Mio. Franken an diesen beteiligen – und die eingebaute Reserve von 215 Mio. bildet die limitierte Bundesgarantie. Jetzt sind wir zusammen mit dem IOC daran, das Budget im Detail zu überarbeiten, um die Kosten noch zu senken. Sollte das IOC noch mehr Garantien verlangen, könnten gewisse Risiken wie Schlechtwetter durch private Versicherungen abgedeckt werden. Der Kanton Wallis wird sich an den Sicherheitskosten und den Investitionen im Wallis beteiligen. Diese sind überschaubar, weil die Olympischen Winterspiele grundsätzlich auf bestehenden Anlagen durchgeführt werden.»
Interview: David Biner
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