Zauberer | In 52 Wochen durch 26 Kantone
Der magische Spinner
![Anspruchsvolles Publikum. Zauberer Lionel mit einer fünften Klasse aus Sissach.](/site/assets/files/0/76/01/40/960/15_vs_6_4c_122.650x0n.jpg)
Anspruchsvolles Publikum. Zauberer Lionel mit einer fünften Klasse aus Sissach.
Foto: zvg
Derzeit berichtet Lionel Dellberg sowohl im WB als auch auf 1815.ch regelmässig über seine ausgefallenen Auftritte. Der Zauberer reist innerhalb eines Jahres durch die ganze Schweiz.
Die fünfte Etappe meines Projekts 52/26, in dem ich während 52 Wochen alle 26 Schweizer Kantone verzaubere, brachte mich in die fünfte Klasse der Primarschule in Sissach. Erwartet hatte mich im Kanton Basel-Landschaft die zauberverrückte Klasse des Primarlehrers Kevin Stieger. Lehrer Stieger greift bei der Erziehung seiner Schützlinge neben der pädagogischen Trickkiste auch hin und wieder mal in die Zauberkiste. Der passionierte Zauberer belohnt seine Schülerinnen und Schüler ab und zu mit einem Zaubertrick, den die Nachwuchshexer dann selber erlernen dürfen.
Auf der Suche nach der Relevanz
Klar taucht angesichts dieses zauberhaften Bonus die Frage nach einem möglichen Malus auf. Obwohl die Magie auch in diesem Bereich mit dem Nagelbrett, der Voodoo-Puppe oder gar der Guillotine reichlich Möglichkeiten bieten würde, bleibt doch zu bezweifeln, dass diese Methoden mit dem Lehrplan 21 zu vereinbaren sind. Aus diesem Grund verzichtet wohl auch besagter Herr Stieger auf deren Einsatz. Für mich als Zauberer bietet eine zauberverrückte Klasse aber selbstverständlich paradiesische Voraussetzungen, und dies obwohl ich kaum für diese Klientel zaubere. Kinderauftritte gehören nicht zu meinem Einsatzgebiet. Der Grund liegt darin, dass sich meine Auftritte sowohl sprachlich wie auch thematisch stark an der Erwachsenenwelt orientieren.
Gesellschaftliche, wirtschaftliche und auch kulturelle Zusammenhänge, die oft Teil meiner Auftritte sind, werden von Kindern kaum verstanden. Hierauf basiert auch mein magisches Verständnis: Effekte und Geschichten sind immer dann interessant, wenn sie für die Zuschauer relevant sind. Auf der Suche nach der Relevanz für Fünftklässler landete ich schliesslich beim Fidget Spinner. Der Hype rund um dieses simple Spielzeug mit einem Kugellager in der Mitte ist seit Anfang dieses Jahres ungebremst. Der Handkreisel, eigentlich dazu da, die Nerven der hyperaktiven Kinder zu beruhigen, hat in jüngster Vergangenheit wohl der einen oder anderen Lehrkraft den letzten Nerv gekostet. Mich kostete der Fidget Spinner ein paar graue Hirnzellen und eine ausgeprägte Zeigefinger-Muskulatur.
Nachdem ein Schüler aus einem Kartenspiel frei eine Karte gewählt hatte und diese zwischen den Händen verborgen hielt, liess ich den Fidget Spinner über seinen Händen rotieren. Durch die Rotationsgeschwindigkeit verschwammen die Arme des Spinners zu einem wahren Farbenmeer. Wie durch Zauberhand sortierten sich die Farben langsam zu einem roten Herzen und einer 7. Als die Schülerinnen und Schüler dies bemerkten, sprangen sie auf, um das ganze Schauspiel aus nächster Nähe und aus allen Winkeln zu betrachten. Von wo sie auch schauten, die Farben sortierten sich zur magischen 7 und zum roten Herzen. Als der Schüler schliesslich seine Karte drehte, lag auf seiner Hand die Herz 7; die Karte, die er vorher völlig frei gewählt hatte.
Workshop für die Nachwuchs-Magier
Nach meinen magischen Interventionen tat ich es Herrn Stieger gleich und belohnte die Klasse für ihre ungeteilte Aufmerksamkeit mit einem Zaubertrick. In einem gut 20-minütigen Workshop lernte der Zaubernachwuchs, wie man Würfel durch Becher, Tassen und andere Behälter wandern lässt. Sollte dies der einen Leserin oder dem anderen Leser nützlich erscheinen, empfehle ich einen Besuch bei der fünften Klasse in Sissach. Nach dem Geheimnis wird man aber vergeblich fragen. Wie alle Zauberer wissen auch die jungen Magier/innen, dass man einen Zaubertrick niemals verrät, koste es was es wolle.
Meine magische Fantasie lebe ich auf der nächsten Etappe erneut in Basel aus. Dieses Mal zaubere ich in Basel-Stadt. Ich bin auf eine WG-Party mit dem Titel «Magical Italian Night» eingeladen. In der Hoffnung auf Pasta und Magie mit Biss sende ich magische Grüsse in die Heimat.
Lionel Dellberg
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