Verkehr | Preisniveau steigt durchschnittlich um 1,1 Prozent
Der Skiticket-Markt ist in Bewegung
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Ausblick. Jede zweite Bahnunternehmung ändert ihre Preise für die Wintersaison 2017/2018 nicht.
Foto: Archiv WB
Schweiz. Die klassischen Ein- und Mehrtageskarten bilden nach wie vor das Rückgrat des Schweizer Skiticket-Markts. Doch die Seilbahnunternehmungen bieten immer mehr flexible Produkte an. Auch bei den Saison-Abos ist einiges in Bewegung.
Viele Seilbahnunternehmen haben in den vergangenen Monaten in Bahntechnik, Beschneiungsanlagen und Gastrobetriebe investiert. In den letzten Jahren waren es jeweils ungefähr zwischen 300 und 500 Millionen Franken. Auch dieses Jahr dürften sich die Aufwendungen in dieser Grössenordnung bewegen, so die Schätzung von Seilbahnen Schweiz (SBS).
Die Investitionen in Komfort, Pistenangebot und Schneesicherheit werden aber nur sehr moderat auf die Skipasspreise überwälzt. Gemäss der Erhebung von SBS bei rund fünfzig grossen, mittleren und kleinen Skigebieten steigt das Preisniveau für die Ein- und Sechstagespässe auf kommenden Winter im Durchschnitt um 1,1 Prozent. Erfreulich für die Schneesportfans: Jede zweite Bahnunternehmung ändert die Preise nicht, und gut zehn Prozent der untersuchten Bahnen senken sie sogar.
Saison-Abos über Crowdfunding
Interessant ist der Blick auf die Sparte Saisonabonnement: Hier ist seit letztem Winter sowohl bezüglich Preis als auch Vertriebsart einiges in Bewegung. Auslöser war die Lancierung der «WinterCARD» der Bergbahnen von Saas-Fee. Sowohl der tiefe Preis als auch der in der Seilbahnwelt bislang unübliche Vertriebsweg über eine an Mindestverkaufszahlen geknüpfte Crowdfunding-Aktion lösten ein grosses Echo aus.
Auf den kommenden Winter hin haben nun andere Bahnen mit speziell günstigen Saisonpass-Angeboten nachgezogen, zum Beispiel 25 Skigebiete in der Westschweiz mit dem gemeinsamen «Magic Pass» oder die vier grossen Berner Oberländer Skigebiete mit ihrem «Top4-Skipass». Bewegung auch im Bündnerland: Die Bergbahnen von Brigels etwa hatten diesen Frühling nach dem Crowdfunding-Prinzip ein Jahres-Abo zu einem Sonderpreis angeboten; die verlangte Mindestverkaufszahl wurde erreicht, und die Aktion ist zustande gekommen.
Entwickelt wurden auch neue Saisonprodukte für spezifische Gäste-gruppen. Blatten-Belalp lanciert eine Familienkarte zu einem Pauschalpreis; auch diese Online-Aktion ist an eine Mindestverkaufsmenge gebunden. Für junge Erwachsene wiederum gibts attraktive Saisonangebote, darunter die «Mont4Card» der Region 4 Vallées oder der «BorderPass» des Skigebiets Portes du Soleil. Selbst ganz kleine Gebiete wagen sich ans Crowdfunding, zum Beispiel Ste-Coix Les Rasses im Jura mit dem Saison-Abo «T’es royé».
Die Tourismusfachwelt beobachtet gespannt, wie der Markt auf die neuen tiefpreisigen Saisonangebote reagiert. Im Zentrum steht die Frage, ob das Ziel der Anbieter erreicht wird, mittels tiefer Saison-Abopreise unter dem Strich nachhaltig mehr Einnahmen zu generieren. Zum Beispiel, weil Stammgäste, die bisher vielleicht jährlich eine Woche Skiferien im Ort verbracht haben, dank dem Saison-Abo nun an zusätzlichen Tagen auf die Piste gehen und so dem Wintersportgebiet mehr Einnahmen bescheren als vorher.
Vermehrt auch tagesvariable Preise
Seit ein paar Jahren ist zudem ein Trend Richtung dynamische Preisgestaltung zu beobachten: Skidestinationen bieten neben den traditionellen Fixpreis-Tageskarten vermehrt Tickets mit tagesvariablen, nachfragebasierten Preisen an; dies meist über Online-Kanäle. Solche Angebote ermöglichen es den Bahnen, Tage mit erwarteter schwächerer Nachfrage preislich zu fördern und so die Auslastung zu erhöhen. Trendsetzer hier war Laax Weisse Arena. Mit Pizol und Blatten-Belalp testen zudem zwei Skigebiete OnlineTageskarten mit je nach Wetterprognose unterschiedlichen Preisen. Auch Stundenkarten, wie sie zum Beispiel die Bahnen in Arosa-Lenzerheide, Zermatt, Flumserberg oder Melchsee-Frutt anbieten, zeugen vom Trend hin zu flexibleren Angeboten.
Fazit: Der Skiticket-Markt bewegt sich. Es gibt immer mehr flexible Angebote, der Gast hat eine grössere Auswahl. Auf absehbare Zeit dürften die klassischen Tages- und Mehrtageskarten aber das wichtigste Produkt in der Angebotspalette bleiben. Weil es daneben immer mehr neue Preissysteme gibt, werden Aussagen zur Entwicklung des Preisniveaus auf der Basis von Ein- und Mehrtagespässen tendenziell an Aussagekraft verlieren.
wb
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