Gemeinden | Der Zentralisierung Einhalt gebieten
«Platz zu haben wird künftig ein Wettbewerbsvorteil sein»
Der Erhalt einer dezentralen Besiedlung ist in der Regionalpolitik des Bundes verankert. Der Verein Region Oberwallis setzt sich vehement dafür ein und sieht den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen als Schlüssel dazu. An der Delegiertenversammlung in Lax äusserte sich der Verein über Vorteile und Chancen für die Entwicklung der Region.
Immer häufiger wird im politischen Diskurs die Zentralisierung von Leistungen diskutiert: Im Dezember 2017 etwa die Zentralisierung der Physiotherapieschule Leukerbad nach Sitten, die der Staatsrat schliesslich abgewendet hat. «Basis der dezentralen Besiedelung bilden neben der Lebens- und Wohnqualität auch die Arbeitsplätze. Wenn sie wegfallen, wird der Sog der Zentren weiter zunehmen und ganze Dorfschaften aussterben lassen», befürchtet Gilbert Loretan, Präsident Verein Region Oberwallis in seinem Jahresbericht.
Die Digitalisierung bietet zunehmend Chancen, um der Zentralisierung zu begegnen. Mitarbeitende bewegen sich immer seltener an einen fixen Arbeitsort. Die Forschung geht unter dem Titel «Arbeitswelt 4.0» davon aus, dass sich dieser Trend verstärken wird. «Die Argumentation, dass eine Zentralisierung die Effizienz steigert und damit die Qualität erhöht werden kann, greift zu kurz und ist nicht mehr zeitgemäss», betont Loretan. Vielmehr müsse es das gemeinsame Ziel sein, qualifizierte Mitarbeitende im Wallis zu beheimaten und ihnen Jobs mit zeitgemässen Rahmenbedingungen anzubieten.
Während sich in ersten Schweizer Städten Widerstand gegen die Verdichtungstendenzen breitmacht, hat das Wallis noch Raum. «Platz zu haben wird künftig ein Wettbewerbsvorteil sein», ist Loretan überzeugt. «Dazu müssen wir jedoch die dezentrale Besiedelung aufrechterhalten, ja sogar aktiv fördern.» Der Vorstand hat den Staatsrat aufgefordert, bei den künftigen Standortdiskussionen die Aufrechterhaltung von dezentralen Arbeitsplätzen stark zu gewichten und ihn ersucht zu prüfen, ob aktuell zentralisierte Arbeitsplätze dezentral angesiedelt werden könnten. «Mit den landwirtschaftlichen Zentren wird dies seit Jahren erfolgreich praktiziert», sagt Loretan.
Als politisches Gewissen der Region hat sich der Verein mit einer Vielzahl weiterer Themen beschäftigt. Dazu zählt die Finanzierung der 3. Rhonekorrektion, der Ausbau der Bahninfrastruktur 2035 oder das Projekt Grimselbahn. Im Anschluss an den Geschäftsteil präsentierte Jörg Solèr, Standortleiter der Lonza AG in Visp, das Projekt «Ibex». Das innovative Konzept für die Pharma- und Biotech-Kundschaft verbindet Flexibilität beim Anlagenausbau mit massgeschneiderten Geschäftsmodellen und der Nutzung des Kompetenz- und Service-Netzwerks der Lonza in Visp. Es handelt sich um eines der grössten industriellen Projekte im Wallis der letzten Jahrzehnte und soll mehrere hundert neue Arbeitsplätze schaffen.
Der Verein Region Oberwallis umfasst alle 63 Oberwalliser Gemeinden und ist verantwortlich für politische Prozesse, Vernehmlassungen und Stellungnahmen sowie die Verabschiedung des Leitbilds und des Umsetzungsprogramms der Region Oberwallis. Die Geschäftsführung des Vereins nimmt die RW Oberwallis AG (RWO AG) wahr.
pd/map
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