Tourismus | Raumplanerische Grundlagen fehlen
Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz erhebt Einsprache gegen die Zweiterschliessung des Klein Matterhorns
Der Ausbau des Klein Matterhorn, dem höchsten erschlossenen Gipfel der Schweiz, nimmt kein Ende. Neu ist eine 3S-Bahn von Testa Grigia auf das Klein Matterhorn geplant, um die höchste Alpenquerung auch für Nicht-Skifahrer zugänglich zu machen. Nach Ansicht der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) fehlen wichtige raumplanerische Grundlagen für die Bewilligung der neuen Bahn; zudem verdient die Hochgebirgslandschaft grösstmögliche Schonung.
Die geplante Umlaufbahn mit zehn Gondeln soll Testa Grigia auf 3458.5 m ü.M. mit dem Klein Matterhorn auf 3820.5 m ü.M. verbinden und wäre damit das derzeit höchstgelegene touristische Bauprojekt in den Schweizer Alpen. Doch gegen den Bau der neuen Bahn sprechen gewichtige Gründe, lässt die SL in einem Schreiben verlauten. Zwar treffe es zu, dass das fragliche Gebiet durch die bestehenden Gebäude bereits vorbelastet sei. Diese bestehende Erschliessung stelle jedoch keinen Freibrief für alle möglichen weiteren Erschliessungen dar, so die Stiftung.
Vielmehr sei die bauliche Dichte in dieser extremen Höhenlage bereits zu hoch und dürfe nicht weiter intensiviert werden. Die bestehenden grossen Betonbauten im Gipfelbereich des Klein Matterhorn seien störende Fremdkörper, welche die Silhouette des Berges nicht nur aus nächster Nähe verändern, sondern auch von weither sichtbar sind (z.B. Randa oder Täsch im Mattertal, Aussichtspunkt Gornergrat). Hinzu komme, dass für die Bewilligung der Bahn wichtige raumplanerische Grundlagen fehlen würden: So kämen zwar die Tal- und die Bergstation in einer touristischen Nutzungszone zu liegen, nicht aber Teile der mit orangen Kugeln markierten Seilkonstruktion, also der zentralen Teile der Bahn. Auch fehle ein Bedarfsnachweis, heisst es in dem Schreiben weiter.
Der Rechtsstreit um die Zonenplanung am Klein Matterhorn liegt erst wenige Jahre zurück: 2014 hatte der Staatsrat eine Beschwerde verschiedener Umweltverbände (darunter auch die SL) gegen die Zonenplanung teilweise gutgeheissen und sich in seinem Entscheid bewusst für eine sehr zurückhaltende Einzonung ausgesprochen. Die SL befürchtet zudem eine weitere Intensivierung des Tourismus in der Gipfelzone. Wird die 3S-Bahn gebaut und somit zusätzliche Gäste – insbesondere Nicht-Skifahrer – angelockt, wird bald der Ruf nach zusätzlichen Attraktionen im Gipfelbereich (z.B. Skywalk-Projekt) laut werden.
Solche Funpark-Elemente seien insbesondere im Hochgebirge höchst kritisch und unerwünscht. Eine solche «Disneylandisierung» der höchsten Alpengipfel lehnt die SL, wie bereits mehrfach deutlich gemacht, vollumfänglich ab.
pd/noa
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