Im Gespräch | Chrigel Glanzmann und Fabienne Erni von «Eluveitie» im WB-Interview
«Ein Saxophon ist zehn Mal exotischer»
Mandola, Dudelsäcke und keltische Harfen: Diese Instrumente sind zu bewundern, wenn die Schweizer Death-Metal-Band «Eluveitie» auf der Bühne steht und mit düsteren Klängen und mittelalterlichen Melodien begeistert. Ein Gespräch mit Gründer Chrigel Glanzmann und Sängerin Fabienne Erni.
Chrigel, du wurdest im Juni mit Verdacht auf Hirnhautentzündung ins Spital eingeliefert, ihr musstet sogar einen Auftritt absagen. Bist du inzwischen wieder wohlauf?
Chrigel: «Eigentlich war es eine Lungenentzündung. Darauf enstand eine Infektion im Blut, die auf die Hirnhaut geschlagen hat. Inzwischen geht’s mir aber wieder gut»
Es heisst, ihr werdet hierzulande unterschätzt und im Ausland abgefeiert. Seht ihr das auch so?
Chrigel: «Ja, lange Zeit war das so. Wir hatten schon jahrelang grosse Konzerte im Ausland gespielt, bis man in der Schweiz auf uns aufmerksam wurde. Aber natürlich sind wir nach wie vor eine Metal-Band und deshalb sicher weniger populär als ‘Bligg’ beispielsweise.»
Fabienne: «Ich konnte keinen grossen Unterschied zwischen Auftritten im Ausland und in der Schweiz feststellen. Aber ich bin ja auch erst seit 2017 Teil der Band.»
War es schwierig für dich, in dieser neunköpfigen Band Fuss zu fassen?
Fabienne: «Für mich war es tatsächlich ein Riesenschritt. Es hat vieles in meinem Leben verändert und ich durfte als Sängerin von ‘Eluveitie’ so viele neue Sachen erleben. Aber klar, es war auch eine Challenge, in eine Gruppe zu kommen, die sich untereinander bereits kannte. Als die anderen noch auf Tour waren etwa, habe ich daheim Songs gelernt. Ich habe mich jedoch sehr schnell wohl gefühlt. Das finde ich wichtig, weil wir so häufig miteinander unterwegs sind.»
Chrigel, du hast «Eluveitie» im Jahr 2002 gegründet. Seitdem hat es einige Wechsel in der Besetzung gegeben. Hat sich euer Sound dadurch auch verändert?
Chrigel: «Wir hatten tatsächlich viele Besetzungswechsel, vor allem in den ersten Jahren, als wir sehr schnell grösser geworden sind. Aber eigentlich hat sich unsere Musik nie verändert. Ich möchte nicht werten, aber die Atmosphäre innerhalb der Band ist familiärer geworden. Das ist schön und ich geniesse es total. Bei der Aufnahme des letzten Albums, das gab es in unserer Geschichte noch überhaupt nie, waren wir jeweils fast vollständig im Studio. Einfach nur, um da zu sein.»
«Eluveitie» könnte man mit «der Helvetier» übersetzen…
Chrigel: «Als ich die Band gegründet habe, war für mich klar, dass ich einen Namen in gallischer Sprache möchte, weil es dem Konzept entspricht. Ich habe mir alte Inschriften angesehen und bin so auf den Namen ‘Eluveitie’ gestossen und fand diesen passend. Streng übersetzt bedeutet es ‘Ich, der Helvetier’. Das war damals ein Familienname.»
Zwischen Death-Metal, mittelalterlichen Klängen und keltisch-akustischem Folk: Man könnte euren Sound als düster empfinden. Wie würdet ihr ihn beschreiben?
Fabienne: «Wenn ich ‘Eluveitie’ höre, sehe ich Landschaften wie hier im Wallis vor meinem inneren Auge: Berge, eine steinige und schroffe Umgebung.»
Chrigel: «Genau, der Bezug zur Natur, Respekt und Verständnis dafür, ist uns sehr wichtig.»
Auf der Bühne spielt ihr zum Teil exotische Instrumente. Wie kommt man auf die Idee, keltische Harfe oder Dudelsack zu spielen?
Chrigel: «Nun, das ist wohl Ansichtssache. Ich finde ein Saxophon zehn Mal exotischer, als unsere Instrumente. Denn die Geburtsstunde des Saxophons war definitiv nicht in unseren Breitengraden. Die Instrumente hingen, die wir spielen, sind hier verwurzelt. Es gibt sogar einen Schweizer Dudelsack. Unsere Idee war ganz einfach, Metal mit keltischer Folksmusik zu verschmelzen. Unsere Instrumente sind Standard in dieser Hinsicht.»
Die Death-Metal-Szene ist auch im Oberwallis nicht schlecht vertreten. Kennt ihr vielleicht einheimische Bands?
Chrigel: «Wenn ich ein wenig nachdenke, habe ich tatsächlich eine Band vor Augen, aber mir fällt beim besten Willen ihr Name nicht mehr ein.»
Ihr habt schon morgen euren nächsten Auftritt am Open Air Gambarogn. Reist ihr nun direkt weiter oder habt ihr noch Zeit, euch unters Volk zu mischen?
Fabienne: «Jetzt gehen wir erst mal etwas essen und schauen uns ein wenig auf dem Festivalgelände um. Ich war vor ein paar Jahren ja schon mal am Open Air Gampel, deshalb bin ich schon gespannt, ob es immer noch gleich aussieht. Anschliessend übernachten wir im Nightliner und am Freitagmorgen um sieben Uhr geht’s weiter.»
Erkennen euch die Leute, wenn ihr euch auf dem Gelände bewegt?
Fabienne: «Mich nur manchmal und je nach Land. Vielleicht wegen der roten Haare. Chrigel wird definitiv öfter erkannt.»
Chrigel: «Nur dank meiner Mütze…»
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