Skandal | Unter Aufsicht der Kantonspolizei
Präfekt muss Haus räumen
![Von der Kapo überwacht. In diesen Stunden läuft die Räumung.](/site/assets/files/0/76/01/31/469/buerchen.650x0n.jpg)
Von der Kapo überwacht. In diesen Stunden läuft die Räumung.
Foto: Walliser Bote
Es ist ein einmaliger Vorgang in der Walliser Polit-Geschichte: Auf richterliche Anordnung und unter Überwachung der Kantonspolizei muss Thomas Imesch, Präfekt des Bezirks Westlich Raron, in diesen Stunden das Haus in Bürchen räumen, in dem er seit Monaten wohnt. Er hat dem Besitzer bis heute weder Miete noch den vereinbarten Kaufpreis bezahlt.
Grotesker geht es nicht: Zwei Arbeiter einer Zügelfirma laden Möbel und Inventar in den Umzugswagen, während Imesch in seinem Haus sitzt. Ab und an schaut er aus dem Fenster. Das Ganze unter Aufsicht zweier Agenten der Kantonspolizei, welche die gerichtlich angeordnete Hausräumung überwachen.
Im Skandal um den Präfekten des Bezirks Westlich Raron (der «Walliser Bote» hat mehrfach berichtet) kommt es damit heute Mittwoch zum traurigen Höhepunkt. Seit April bewohnt er in Bürchen ein Einfamilienhaus. Genauso lange wartet der eigentliche Besitzer auf den vereinbarten Kaufpreis oder eine Miete. Einen dazwischen geschlossenen Vergleich mit dem Besitzer hat Imesch nicht eingehalten. Gemäss der richterlichen Anordnung muss Imesch das Haus jetzt verlassen – eigentlich hätte er dies schon bis am Dienstagabend, 18.00 Uhr, tun müssen.
Nicht nur die Geduld des Hauseigentümers ist dabei längst erschöpft. Das Verhalten des Präfekten hat für ihn auch finanzielle Folgen. In den Monaten seines Aufenthalts hat Imesch das Haus umbauen lassen, aber auch hier die Arbeiter bis heute nicht bezahlt. Weil das Haus immer noch Alleineigentum des Besitzers ist, wird wohl er für die Arbeiten aufkommen müssen. Die Rede ist von fast 100'000 Franken. Auch die Kosten der Vollstreckung muss er vorschiessen, gemäss richterlicher Anordnung sind sie ihm von Imesch aber zu ersetzen. «Auch dieses Geld können wir wohl abschreiben», sagt die Partnerin des Besitzers mit Tränen in den Augen. «Wie alles andere auch.» Imeschs «Hausbesetzung» mit den offen stehenden Rechnungen stellt für die Betroffenen eine existenzielle Bedrohung dar.
So wie es rückblickend scheint, dürfte die bisherige Wohnsituation von Anfang so geplant gewesen sein. Zusammen mit einem Partner hat Imesch eine Schein-AG gegründet, die bis heute nicht existiert, aber über die damals der Vorverkaufsvertrag abgewickelt worden ist. Weder Imesch noch sein Partner konnten das Geld aufbringen und die AG, die dafür haftet, existiert nicht.
In der Zwischenzeit hat der zuständige Staatsrat Frédéric Favre den Präfekten aufgefordert, die Angelegenheit schnellst möglich zu klären. Die Kantonsregierung ist die Behörde, welche die Präfekten ernennt, und sie gegebenenfalls auch wieder des Amtes enthebt. Und auch die Gemeinde Bürchen ist nun in den Fall involviert. Falls Imesch nach der Räumung keine Bleibe findet, muss ihm die Gemeinde eine zur Verfügung stellen. Man hat ihm in der Zivilschutzanlage ein Feldbett reserviert.
David Biner / Martin Schmidt
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Kommentare
Christian Schnidrig, Naters - ↑164↓34
ICH PRÄFEKT - ICH CHEF - ICH KÖNIG?
Unglaubliche Geschichte! Einer der 40 Jahre in der Politik (CSPO) und 8 Jahre als Gemeindepräsident (Bürchen) fungierte... Noch unglaublicher, dass man ihn trotz obigem Fall nicht direkt des Amtes enthebt.
Wobei: "Präfekte" und "Vizepräfekte" könnte man dabei gleich für alle Bezirke sein lassen...
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