Alpsömmerung | Update: Eringerkuh an Baum gebunden verendet
Nun nimmt Alpchefin Lorenz Stellung
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Die fünfeinhalbjährige Eringerkuh «Scarlett» wurde am Sonntag am Fusse eines Baumes liegend, tot aufgefunden.
Foto: zvg
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Am Montag liess Sepp Karlen die verendete Kuh per Helikopter aus dem Moosalp-Gebiet fliegen.
Foto: zvg
Weil Eringerkuh «Scarlette» am vergangenen Sonntag während der Sömmerungszeit auf der Moosalp brünstig geworden war, ist das Tier von den Hirten an einen Baum gebunden worden. Nun ist die Kuh tot.
Auf der Moosalp werden derzeit rund 140 Eringer und Milchkühe gesömmert. Zu der grossen Herde oberhalb von Törbel gehört auch eine Eringergruppe aus der Stallung von Sepp Karlen. Am vergangenen Sonntag ist ein Tier des Törbjer Eringerhalters auf der Alpe brünstig geworden. «Um grosse Unruhe in der Herde zu vermeiden, wird eine stierige Kuh normalerweise aus der Herde genommen und in die Alpstallung geführt, wo sie Ruhe hat», erklärt Karlen das übliche Vorgehen bei brünstigen Eringern.
An Baum gebunden
Die Hirtschaft auf der Moosalp habe sich jedoch dazu entschieden, die fünfeinhalbjährige Eringerkuh «Scarlette» zwar aus der Herde zu nehmen, das brünstige Tier jedoch in unmittelbarer Nähe zu den restlichen Eringerkühen mittels zweier Halfter an einem Baum festzubinden. Eine Entscheidung, die Karlen nicht nachvollziehen kann.
Er erklärt gegenüber dem «Walliser Boten», dass seine Kuh am Sonntagabend, als die Herde zurück in die Alpstallung geführt werden sollte, am Fusse des Baumes liegend, tot aufgefunden wurde. «Weil die stierige Kuh zurück zur Herde gelangen wollte, versuchte sich diese verzweifelt aus ihrer Fesselung zu lösen.»
Ein zerrissenes Halfter sowie Abwehrspuren rund um den Baum zeugten vom tödlichen Befreiungskampf, ist der erfolgreiche Züchter schockiert. Die grosse Aufregung, Stress und Panik sowie Erschöpfungzustände hätten schliesslich zu einem Herzstillstand bei seinem Tier geführt. «Derartige Dinge dürfen nicht passieren», so Karlen weiter. «Den Hirten sollte klar sein, dass eine stierige Kuh, fernab der Herde in den Stall gehört.»
Alle Möglichkeiten ausgeschöpft
Alpchefin Margot Lorenz bedauert den Vorfall zutiefst, rechtfertigt jedoch das Vorgehen der vier Kuhhirten, welche am Sonntag auf der Moosalp anwesend waren und «die selbst tief betroffen über die jüngsten Ereignisse sind». Lorenz schildert die Ereignisse wie folgt: «Nachdem die Kuh nach mehreren erfolglosen Versuchen schliesslich eingefangen werden konnte, liess sie sich unter keinen Umständen von der abschüssigen Weide, welche etwas oberhalb der Moosalp in Richtung Törbeltal liegt, in den Stall führen.»
Auch mithilfe einer weiteren Eringerkuh, habe sie sich nicht in die Alpstallung begleiten lassen. «Die Hirten, welche alle Tiere auf der Moosalp gut kennen und mit den Tieren sehr fürsorglich umgehen, haben sicher nichts unversucht gelassen, um das Tier von der Herde zu trennen und abzuführen», betont die Alpchefin.
Sicherheit des Menschen steht an erster Stelle
«Die Kuh hat sich aber immer wieder losgerissen und Gegenwehr geleistet.» Zudem sei es im Umgang mit der brünstigen Eringerkuh in erster Linie auch um die Sicherheit der anwesenden Personen gegangen. «Züchter und Halter wissen, dass stierige Kühe wild und unberechenbar sein können.»
Nach mehreren gescheiterten Versuchen, die Kuh wegzuführen, habe man diese schlussendlich an einem Baum festgebunden. «Dort wurde sie nicht sich selbst überlassen, sondern alle 30 Minuten kontrolliert. Die Hirten haben sich um die Kuh gekümmert.» Die beiden Kopfhalter seien aus Sicherheitsgründen angelegt worden. «Auch für uns war der Vorfall ein Schock.»
Lungenblutung als Ursache
Die Alpchefin bestreitet, dass «Scarlett» an einem Herzinfarkt, wie Sepp Karlen sagt, verendet ist. Der zuständige Tierarzt habe der Alpkommission bestätigt, dass das Tier an einer Lungenblutung zu Tode gekommen sei – «die nicht durch Stress und Panik ausgelöst wurde». Ferner sei beim Tier ein chronisches Herzleiden diagnostiziert worden.
Am Montag liess Sepp Karlen seine Eringerkuh sodann per Helikopter aus dem Moosalp-Gebiet fliegen. Den Verlust von «Scarlette», welche eine Enkelin von Schakira ist, der «Reine des Reines» aus dem Jahr 2012, beziffert Karlen auf mehrere Tausend Franken und als herben Rückschlag für seine Eringerzucht.
pan
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Kommentare
Peter Meierhans, Ausserberg - ↑8↓1
Verzeiht mir die Frage: Wie kann ein Tierarzt eine Lungenblutung diagnostizieren und festhalten, dass diese nicht durch Stress und Panik ausgelöst wurde? Dies bei einem angebundenen Tier das anscheinend stundenlang versuchte, zur Herde zurück zu kommen?
Ich habe selbst gesömmert und weiss wie schwer es teilweise ist, ein brünstiges Tier in die Stallung zu bringen. Bei den kräftigen Eringer wird dies noch schwerer sein. Es kurzzeitig anzubinden um es zu beruhigen ist hier das einzige Mittel. Aber stundenlang?
Ich möchte keinesfalls dem Hirten hier die Schuld zusprechen, zumal gerade in der Moosalp, mit den vielen "Besuchern", diese Arbeit nicht die leichteste ist.
Wir alle aber können aus diesem Vorfall lernen.
Dem Besitzer mein Beileid, für den Verlust eines wertvollen Tieres.
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Roland+Franziska Schalbetter, Glis - ↑78↓180
Es sollten mal auch auf den Bauernbetrieben hier im Wallis Kontrollen gemacht werden nicht nur im Thurgau, da käme vieles ans Tageslicht.
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Zehnder Damian, Zermatt - ↑87↓137
Ein Fall Für die Justiz.
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