Briger Kapuzinerkloster | Konservative Kreise mischen sich in Nachfolgeregelung ein
Kapuziner fühlen sich hintergangen
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Das Kapuzinerkloster in Brig.
Foto: zvg
Brig-Glis. Sie sprechen von unberechtigter Namensverwendung und «Irreführung der Öffentlichkeit»: Die Kapuziner wehren sich.
In einer Medienmitteilung stellt die Schweizer Kapuzinerprovinz klar, dass sie allein als Eigentümerin der Liegenschaft und der Klosteranlagen für die künftige Weiterverwendung des Klosters in Brig verantwortlich ist. Bei der Suche nach einer geeigneten Lösung für die Zeit nach ihnen bleibe man «selbstverständlich im Gespräch mit diözesanen und weltlichen Instanzen». Im vergangenen Mai gab der Orden bekannt, dass er das Briger Kloster Anfang 2018 verlassen werde. Die Kapuziner kämpfen seit Längerem mit Nachwuchsproblemen. Anlass für die ungewohnt deutlichen Worte ist die Gründung eines Vereins, der sich für eine ausschliesslich geistliche Nutzung der Klosteranlagen engagieren will. Den Kapuzinern stösst sauer auf, dass dies «ohne Rücksprache» mit dem Orden geschah und dass es für Dritte rechtlich unzulässig sei, den Namen «Kapuzinerkloster Brig» in einem Vereinsnamen zu verwenden. «Das ist eine grobe Irreführung der Öffentlichkeit.» Als der Verein die Brüder gestern über die erfolgte Gründung informierte, fühlten sich diese vor vollendete Tatsachen gestellt. Zudem hat der Verein bereits Kontakt mit dem Bischof aufgenommen. Und das Lokalradio berichtet auffällig eifrig über eine mögliche Nachfolge. Die Kapuziner wittern eine Kampagne. Durch diese Druckversuche würden laufende Verhandlungen torpediert, heisst es mit Verweis auf das Eigentumsrecht.
Seitens des Vereins wiederum zeigt man sich überrascht ob der Reaktion des Ordens, ihre Unzufriedenheit via öffentlicher Mitteilung kundzutun. Man habe sich bereits im August an die Kapuziner gewandt, sagt Rainer Pfammatter, habe aber lediglich eine unverbindliche Antwort erhalten. Der Pfarrer von St. Niklaus gilt als Vertreter des konservativen Flügels, zeigt sich aber offen, was die Nachfolge betrifft. Für Pfammatter und den Verein ist es wichtig, dass an diesem Ort auch weiterhin Messen gehalten und Sakramente wie die Beichte gespendet werden. Eine weltliche Weiterverwendung der Klosteranlagen wie deren Veräusserung auf dem Immobilienmarkt würde man bedauern. «Wenn es morgen heisst, es kämen zehn Kapuziner aus Brasilien–dann sage ich Hallelujah!» Pfammatter wünscht sich in erster Linie aber einen deutschsprachigen Orden. Man sei mit einer Gemeinde aus Österreich, deren Namen er noch nicht nennen will, im Gespräch. Der Verein wolle in erster Linie geistige Unterstützung bieten und für den neuen Orden beten. Man wolle aber auch Geld sammeln, um den Start der Geistlichen zu erleichtern.
David Biner
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