Tourismus | Billigangebote machen Preise kaputt
Droht einigen Bergbahnen bald die Schliessung?
![Auch die Zermatt Bergbahnen wollen auf die Saison 2017/2018 hin auf saisonal abgestufte Preisen im Ausflugssegment setzen.](/site/assets/files/0/76/01/29/890/06_vs_6_4c_071.650x0n.jpg)
Auch die Zermatt Bergbahnen wollen auf die Saison 2017/2018 hin auf saisonal abgestufte Preisen im Ausflugssegment setzen.
Foto: wb
Laut einer neuen Studie könnte die Schliessung von Bergbahnen nach einem weiteren schlechten Winter für einige Skigebiete bald zur Realität werden.
Philipp Lütolf, Wirtschaftsprofessor an der Hochschule Luzern, hat in einer Studie analysiert, wie rund 50 Schweizer Bergbahnen nach dem Tourismusjahr 2016/17 dastehen. Sein Fazit gegenüber «Schweiz am Wochenende»: «Wenn sich die Ertragslage nicht verbessert, werden zwei Drittel der Bahnen die notwendigen Investitionen nicht aus eigener Kraft stemmen können.»
Die Gründe dafür: Wintersport in der Schweiz war erneut zu wenig beliebt. Die Skifahrertage, also die Anzahl Personen, die eine Bergbahn an einem Tag mindestens einmal nutzte, lagen fast 26 Prozent tiefer als noch vor acht Jahren. «Die Frankenaufwertung hat dazu geführt, dass die Schweiz nicht mehr mithalten kann mit den Nachbarländern», so Lütolf. Zudem kam der Winter zu spät. An den wichtigen Weihnachtstagen lag kaum Schnee.
Die Bergbahnen St. Moritz beispielsweise verdienten im letzten Geschäftsjahr so wenig, dass sie ihre Anlagen erste nach 45 Jahren wieder ersetzen könnten. Üblicherweise müsste ein Betrieb seine Anlagen alle 30 Jahre erneuern. Können diese Betriebe ihre Einnahmen nicht erhöhen, müssen die Aktionäre zur Kasse gebeten werden.
Drei schlechte Jahre
Der Schweizer Wintertourismus hat zwei mittelmässige und drei richtig schlechte Jahre hinter sich. «Nochmals fünf schlechte Jahre verträgt es nicht. Dann dürfte es manchen Gemeinden doch zu teuer werden. Sie würden ihr Skigebiet verkleinern oder ihre Bergbahn tatsächlich schliessen», meint Lütolf in der «Schweiz am Wochenende».
Derweil sei die Branche inzwischen dabei, sich gegenseitig mit Billigangeboten die Preise kaputt zu machen. In seiner Studie hat der Wirtschaftsprofessor dazu einige Berechnungen angestellt. Falls die Preise um durchschnittlich 15 Prozent sinken würden, hätte die Branche rein gar nichts davon, wenn die Skifahrertage um 20 Prozent zunehmen würden. Ihre Einnahmen blieben gleich gross.
Um einem solchen Szenario zu entgehen, bieten andere Bergbahnen «dynamic pricing» an. «Viele scheinen einfach Preisabschläge zu gewähren, wenn der Gast früh bucht. Das ist aber noch kein dynamic pricing», so Lütolf. Dazu würde nämlich auch gehören, dass die Preise in der Hochsaison deutlich steigen könnten. «Ob sich die Bergbahnen das trauen und die Gäste das akzeptieren – das wird sich noch zeigen müssen.»
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