Justiz | Zermatter Schafzüchter wegen Tierquälerei verurteilt
Murmeltiere systematisch mit Feldmauspatronen vergiftet
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Putzig. «Wo Murmeltiere Schäden an Kulturland anrichten, ist der Kanton bereit, Regulationen vorzunehmen», sagt Jagdchef Peter Scheibler.
Foto: Keystone
ZERMATT. Weil Murmeltiere auf Wiesen von Schafzüchtern in Zermatt seit Jahren Schäden anrichteten, griffen diese zur Selbstjustiz und töteten die Tiere mit Giftgas. Nun sind sie von den Strafbehörden deswegen gebüsst worden.
Den Fall publik machte die «RhoneZeitung» in ihrer Ausgabe vom 16. Juni 2017. In Findeln, einem Weiler oberhalb von Zermatt, beobachteten Touristen, dass Bauern Murmeltierbauten ausräucherten und die Eingänge zu den Erdlöchern anschliessend zuschütteten. Ihre Beobachtungen meldeten sie dem WWF, der sie an den zuständigen Wildhüter weiterleitete. Die Walliser Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere erstattete nach weiteren Abklärungen im Fall schliesslich Anzeige gegen zwei Schafzüchter wegen illegaler Selbstjustiz.
Der Griff zu Giftgas
Nicht zu Unrecht, wie sich nun zeigt. Nach den polizeilichen Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Oberwallis mit Strafbefehl von Mitte September zwei Schafzüchter aus Zermatt wegen Widerhandlungen gegen das Jagdgesetz sowie der Tierquälerei schuldig gesprochen. Den beiden Bauern, die in Findeln mehrere Parzellen bewirtschaften, fügten die Murmeltiere über Jahre Schäden an ihren Wiesen zu. Durch die Erdhaufen vor den Murmeltierbauten sowie die Erdlöcher stieg die Gefahr für Unfälle von Personen und landwirtschaftlichen Maschinen.
Am 30. Mai 2017 griffen die Landwirte schliesslich zur Selbstjustiz. Sie zündeten auf einer ihrer Wiesen in neun Murmeltierbauten Feldmauspatronen. Damit die Murmeltiere nicht aus ihren Höhlen entweichen konnten, schütteten sie die Ausgänge jeweils mit Erde zu. Entzündete Feldmauspatronen erzeugen ein für Nagetiere giftiges Gas. Weil es schwerer ist als Luft, dringt es bis zu den hintersten Gängen von Bauten vor und tötet die Murmeltiere.
Ein Vorgehen, das nun von der Staatsanwaltschaft mit einem Strafbefehl quittiert wurde. Die beiden Männer sind mit auf zwei Jahre bedingten Geldstrafen von über 3000 Franken bestraft worden. Überdies müssen sie Bussen von 900 Franken sowie die Verfahrenskosten von 700 Franken bezahlen.
«Selbstjustiz wird nicht toleriert»
Bleibt anzumerken, dass die Murmeltier-Kolonie in Findeln in der Zwischenzeit vom zuständigen Wildhüter um einige Tiere dezimiert wurde, wie Peter Scheibler, Chef der Walliser Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere, auf Anfrage des «Walliser Boten» erklärt. Zudem könnte die Kolonie auch durch Jäger während der Hochjagd reguliert werden. Immerhin kann jeder Patentjäger ein Kontingent von fünf Murmeltieren schiessen. Allerdings sei das Interesse der Jägerschaft an Murmeltieren in den zurückliegenden Jahren stark geschwunden. Was mit ein Grund sein könnte, dass sich lokal zu grosse Kolonien entwickelten.
«Keineswegs toleriert werden kann eine Selbstjustiz geschädigter Bauern, eine Regulation kann nur von Jagdbehörden angeordnet und durchgeführt werden.» Angedacht sei aber seitens der kantonalen Jagdverwaltung, dass im kommenden Jahr die Regulation übergrosser Murmeltierkolonien an einzelne Jäger ausserhalb der Jagdzeit übertragen werde. «Dazu braucht es aber das Einverständnis der Jagdbehörden in Bundesbern», so Scheibler.
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