Justiz | Lämmer waren für islamisches Schlachtritual bestimmt
Schafzüchter wegen Schächtung verurteilt
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Verboten. Das Schlachten von Tieren ohne vorherige Betäubung ist in der Schweiz untersagt.
Foto: symbolbild keystone
Ein Schafzüchter aus dem Oberwallis hat auf seinem Hof zwei Lämmer geschächtet. Obwohl er dies abstreitet, hat er einen Strafbefehl der Staatsanwaltschaft akzeptiert, der ihn wegen Widerhandlung gegen das Tierschutzgesetz verurteilt.
Am Nachmittag des 5. April 2017 verkaufte X.* drei im Oberwallis wohnhaften muslimischen Männern zwei Lämmer. Sie erwarben die Tiere zu je 150 Franken für ein islamisches Schlachtritual. Nach dem Handel wurden die Lämmer im Aussengehege des Landwirtschaftsbetriebs geschächtet, indem ihnen bei lebendigem Leibe ohne vorherige Betäubung zunächst in die Halsschlagader gestochen wurde. Anschliessend wurde ihnen die Kehle durchgeschnitten. Das ausfliessende Blut liess man auf dem mit Stroh bedeckten Boden versickern.
«Mit Melken beschäftigt»
Diese Darstellung des Tathergangs bestreitet der verurteilte Schafzüchter. «Richtig ist, dass ich einem mir unbekannten Mann, der mit dem Fahrrad zu meinen Betrieb fuhr, zwei Lämmer verkauft habe», sagt der Landwirt, der seinen Namen aus Angst vor Repressalien nicht in der Zeitung lesen will, auf Anfrage des «Walliser Boten».
«Der Mann erklärte, er werde die Lämmer mit einem Auto abholen. Stattdessen kamen zwei weitere Männer mit dem Fahrrad zum Hof gefahren. Während ich im Stall mit Melken beschäftigt war, haben die Männer die Lämmer auf dem Hof ohne mein Wissen geschächtet.» Dass der Auslauf blutverschmiert war, habe er erst beim Eintreffen der Polizei festgestellt.
Die Untersuchungsbehörden qualifizierten die Schilderungen des Tathergangs durch den Schafzüchter als Schutzbehauptung. «Den Aussagen der drei Männer stand meine gegenüber. Mir hat man keinen Glauben geschenkt. Aber ich habe meine Lehre daraus gezogen und werde künftig keine Lämmer mehr an Moslems verkaufen.»
Mit Strafbefehl von Mitte September 2017 hat die Staatsanwaltschaft Oberwallis X. wegen Widerhandlung gegen das Tierschutzgesetz schuldig gesprochen. Er wurde mit einer auf zwei Jahre bedingten Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu je 30 Franken bestraft. Überdies muss er eine Busse von 300 Franken und die Verfahrenskosten von 450 Franken bezahlen. Der Schafzüchter hat das Urteil akzeptiert, obwohl er sich unschuldig fühlt. «Ein Weiterzug an die nächste Instanz hätte nur wieder Kosten verursacht, mit wenig Aussichten auf einen Freispruch», so X.
Schächtverbot in der Schweiz
Bleibt anzumerken, dass das Schächten von Tieren in der Schweiz seit 1894 verboten ist. Das Schweizervolk nahm ein Jahr zuvor eine entsprechende Initiative des Schweizerischen Tierschutzvereins gegen den Willen des Bundesrats und des Schweizer Parlaments an. Die Bundesverfassung wurde nach Annahme der Initiative wie folgt ergänzt: «Das Schlachten der Tiere ohne vorherige Betäubung vor dem Blutentzug ist bei jeder Schlachtart und Viehgattung ausnahmslos untersagt.» Es hatte zur Folge, dass seither alles Koscherfleisch aus dem Ausland in die Schweiz importiert werden muss. Sämtliche Anläufe religiöser Glaubensgemeinschaften in der Schweiz, das Schächtverbot seither wieder aufzuweichen oder das Schächten gänzlich zu gestatten, liefen bis anhin ins Leere.
*Name der Redaktion bekannt
zen
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