Politik | Nur 19,6 Prozent Gemeinderätinnen im Wallis
Stagnierender Frauenanteil
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Stillstand. Obwohl sich die Zahl der Grossratskandidaturen von Frauen fast verdoppelt hat, ist der Mandatsanteil von Frauen zurückgegangen.
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Wallis. Der Frauenanteil in den Gemeinderäten und im Parlament stagniert. Das zeigt die Broschüre «Frauen in der Politik», die heute vom kantonalen Amt für Gleichstellung und Familie (KAGF) herausgegeben wird.
2016 wurden 241 Frauen in die Gemeindeexekutive gewählt – gleich viele wie 2012. Die Zahl der Kandidatinnen ihrerseits hat abgenommen (825 gegenüber 862). Der Frauenanteil in den Gemeinderäten ist zudem in den letzten drei Legislaturperioden weitgehend unverändert geblieben. Die Hürde von 20 Prozent Gemeinderätinnen scheint unüberwindbar zu sein: Gegenwärtig werden 19,6 Prozent der Gemeinderatssitze von Frauen besetzt. Im Oberwallis sehen die Zahlen noch schlechter aus: 15,2 Prozent der Oberwalliser Gewählten sind Frauen, gegenüber 23 Prozent im Mittel- und Unterwallis. In 31 von 126 Gemeinden gibt es gar überhaupt keine Frauen in der Exekutive: 24 Gemeinden im Oberwallis und sieben im Mittel- und Unterwallis (darunter die Städte Naters und Monthey). In den Generalräten hingegen wurden Fortschritte erzielt. Die politische Vertretung der Frauen ist dort am zufriedenstellendsten (33,9 Prozent der Sitze).
Kandidaturen auf Grossratssitze fast verdoppelt
Die Zahl der Frauenkandidaturen für einen Grossratssitz hat sich fast verdoppelt, nämlich von 45 auf 76 (11 auf 16 im Oberwallis; 34 auf 60 im Mittel- und Unterwallis). Die Zahl der Männerkandidaturen ihrerseits ist ähnlich geblieben (203 gegenüber 205 im Jahr 2013). Schlussendlich wurden aber nur 25 Frauen gewählt (zwei davon im Oberwallis). Bei insgesamt 130 Grossratssitzen im Parlament liegt der Anteil an Grossrätinnen damit bei 19,2 Prozent. Das Wallis belegt somit hinter Neuenburg den letzten Rang in der Westschweiz. Auf Schweizer Ebene gibt es nur in St. Gallen, Glarus, Nidwalden und Schwyz weniger Frauen unter den Abgeordneten als im Wallis. Bei den Ersatzpersonen hat die Zahl der Frauenkandidaturen leicht zugenommen (71 gegenüber 67 im Jahr 2013), während die Zahl der Männerkandidaturen stark zugenommen hat (181 gegenüber 145 im Jahr 2013). Die Zahl der schlussendlich gewählten Suppleantinnen ist von 43 auf 34 gesunken; die Frauen machen 26,2 Prozent der Gewählten aus. Bei den Suppleantinnen haben vor allem das Mittel- und Unterwallis verloren, nämlich von 34 Gewählten auf 25.
Mehr Sichtbarkeit für Frauen
Das kantonale Amt für Gleichstellung und Familie bedauert diese Situation. Es erinnert daran, dass es Mittel und Wege gebe, damit die Interessen der Bevölkerung sowohl von den Männern als auch von den Frauen vertreten werden können. Zunächst einmal müssten den Frauen günstige Bedingungen geboten werden, damit sie sich politisch engagieren können. Anders gesagt: Sie sollten Familie, Beruf und Politik gut unter einen Hut bringen können. Dann seien aber auch die Parteien gefragt: Um die Chance auf eine Wahl zu haben, müssten die Kandidatinnen frühzeitig verpflichtet und innerhalb der Parteien geschult und unterstützt werden. Ausserdem sollen sie auf den Listen gut platziert werden. Parteien und Medien müssten ihnen zudem mehr Sichtbarkeit verleihen. Schliesslich sollten sich aber auch die Frauen selbst trauen, den Schritt in die Politik zu wagen. Um sie auf diesem Weg zu unterstützen, bietet das KAGF verschiedene Seminare und Schulungen an, bei denen es unter anderem um das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht (www.gleichstellungfamilie.ch).
wb
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