Sion 2026 | Kommunikationspanne auf der Zielgeraden
Stahl bedauert Mörder-Post
Das umstrittene Mörder-Zitat von Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl hatte fast zwei Wochen lang niemanden gestört. Bis es die Befürworter selbst nochmals aufgriffen. Ein vermeidbarer Fehler.
Er hoffe, dass sich die Walliser «als stolze Bürger» erweisen, die «etwas Grossartiges auf die Beine stellen wollen». Und: «Es wäre schade, wenn sie zu Mördern eines derart überzeugenden Projektes würden.» Zitat Jürg Stahl.
Diese Fürsprache des SVP-Nationalrats und Swiss-Olympic-Präsidenten postete das Abstimmungskomitee «Ja zu 'Sion 2026'» auf Facebook. Ein Steilpass für die Gegner. «Gehe ich jetzt abstimmen oder morden?», fragt sich etwa FDP-Mitglied Waldemar Schön. Alt SP-Staatsrat Thomas Burgener verlangt sogar Stahls Rücktritt. «Was für eine Schande!»
Stahl selbst bedauert den Mörder-Post. Er sei zwar sehr wohl in Sorge, dass man bei einem Nein ein gutes Projekt «kaputt machen» oder «begraben» würde. Wer ihn kenne, wisse aber, dass er seine Worte sorgsam wählt. Der Ausdruck «Mörder» sei hier sicher falsch.
Gedruckt wurde das Zitat bereits vor bald zwei Wochen. Und zwar in einem Artikel über das drohende Olympia-Nein, der in verschiedenen Zeitungen der az-Medien sowie der NZZ-Regionalmedien erschienen ist; auch in der «Luzerner Zeitung». Er habe dieses Zitat damals nicht autorisiert, sagt Stahl heute; ohne den Wortlaut zu dementieren.
Der Satz hatte bis anhin auch niemanden gestört. Bis ihn das Ja-Komitee im besagten Facebook-Post selbst aufgriff, um damit eine Woche vor Abstimmungstermin nochmals zu mobilisieren. Was schnell und heftig nach hinten losging. Er wisse nicht, wer auf diese Idee kam, so Stahl.
Der Post wurde in der Zwischenzeit gelöscht. Nicolas Pillet, Leiter der Ja-Kampagne, schreibt auf Twitter, dass Stahls Aussagen falsch interpretiert und übernommen worden sind.
dab
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Kommentare
Jürg Biner, Uetendorf - ↑19↓7
Wer ist Jürg Stahl, der offensichtlich Gegner mit Stimmrecht bezüglich Sion 2026 als Projekt-Mörder bezeichnet?
Hierfür, für sein Engagement in diesem Projekt, erhielt er im Monat Mai 10'000 Franken.
Jürg Stahl ist Präsident von Swiss Olympic. Auf seiner Homepage steht, dass er für Swiss Olympic ehrenamtlich arbeitet.
Vor allem aber ist er Nationalrat - im vergangenen Jahr war er Nationalratspräsident. Was er als Nationalrat genau erhält, sagt er nicht. Bekanntlich sind es im Durchschnitt 140'000 Franken pro Jahr.
Verschwiegen gibt er sich auch bezüglich seines Einkommens in der Geschäftsleitung der Groupe Mutuel. Die NZZ berichtete, dass sich Geschäftsleitungsmitglieder dort mutmasslich zwischen 1 und 2.2 Millionen jährlich vergütet haben. Auch hier besteht eine enge und von Intransparenz geprägte fragliche Beziehung zum Wallis.
Ist er sportbegeistert? Auf jeden Fall. Braucht er für sein idealistisches Engagement nochmals zusätzliche 120'000 im Jahr - es scheint so.
Falls das Wallis Ja stimmt, und Sion 2026 auch alle weiteren Hürden nimmt, bedeutet das für den sich durch Verschwiegenheit auszeichnenden Jürg Stahl ein Einkommenszuschuss von einer runden Million. Bei einem Nein bleibt es bei einigen Zehntausend.
Einem passionierten Sportfanatiker und Idealisten könnte man solche Worte verzeihen - nicht aber einem sich häufig bedeckt haltenden Politiker, der Andersdenkende als Projekt-Mörder von einer sachlichen Stimmenagbabe abzuhalten versucht.
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