Open Air | Die Schweizer Band «The Souls» im WB-Interview
«Wir haben Britney Spears weggefegt»

Gitarrist Michael Finger (links) und Sänger Jay Messerli von The Souls.
Foto: 1815.ch
Die Band aus Thun landete mit ihrem Debüt-Album «Eyes Closed» einen Grosserfolg. Der WB traf sich kurz vor ihrem Auftritt am Open Air Gampel mit Sänger Jay Messerli und Gitarrist Michael Finger zum Interview.
Der Auftritt am Open Air Gampel ist bereits euer 15. in diesem Sommer und bis Ende Jahr kommen noch zehn weitere hinzu. Könnt ihr mittlerweile allein von eurer Musik leben?
Finger: «Wir leben nicht von der Musik, wir leben für die Musik. Wir sind alle nebenher noch am arbeiten, aber mittlerweile finanziert sich unsere Musik fast selber. Und es ist ganz klar unser Ziel, den Punkt zu erreichen, an dem wir voll von der Musik leben können.»
Was für Nebenjobs habt ihr denn?
Messerli: «Da ist von allem etwas dabei. Einer arbeitet in einem Musikladen. Der andere ist noch im Studium. Einer hat einen klassischen Bürojob…»
Wie anstrengend ist es, die Musik und den Nebenjob unter einen Hut zu bringen?
Messerli: «So ein freier Sonntag zwischendurch tut schon ab und zu ganz gut (lacht). Es gibt schon Situationen, in denen man unter der Woche ein Konzert spielt und am nächsten Morgen direkt wieder arbeiten muss, was dann zum Wochenende hin schon mal ziemlich anhängen kann. Das ist auf eine schöne Art anstrengend. Die Musik erfüllt uns, weshalb der ganze Aufwand und die Zeit, die wir opfern, am Ende eigentlich gar keine Rolle spielen.»
Mit dem Album, das ihr letztes Jahr im August herausgebracht habt, seid ihr bis auf Platz 3 in den Schweizer Albumcharts vorgestossen. War das Balsam für die Seele?
Messerli: «Von den Leuten ein Feedback zu erhalten, dass das, was wir machen, ankommt, war wunderschön. Und dann haben wir in der Woche, in der unser Album herausgekommen ist, auch noch Britney Spears verheizt. Sobald unsere Scheibe herausgekommen ist, fiel Spears zurück auf Platz 4. So war der Erfolg gleich doppelt toll.»
Finger: «Wir haben Britney Spears weggefegt.»
Messerli: «Die Platzierung gab uns eine riesige Bestätigung. Auch wenn es heute nicht mehr so ist, wie vor 20 Jahren, dass man zig Tausend Scheiben verkaufen musst.»
Hat dieser Erfolg dann auch ein paar neue Türen geöffnet?
Finger: «Es hängt alles irgendwo zusammen. Auch das wir heute hier spielen können, hilft uns sicher. Wie viel, lässt sich aber kaum sagen.»
Eure Musik ist eine Mischung aus Pop und Rock. Habt ihr eine spezielle Inspirationsquelle, Vorbilder?
Messerli: «Wir sind sechs Leute in der Band und hören alle etwas anderes. Aber es gibt schon zwei, drei Musikbands, die wir alle supergut finden. The Beatles ist so eine Gruppe. Oder Coldplay und U2. Aber ansonsten hört jeder seine eigenen Gruppen, bringt seine eigenen Einflüsse hinein und lässt so am Ende den Sound, den wir machen, mit entstehen.»
Beim Hören eurer Musik fühlt man sich zurück in die Schulzeit versetzt. Mit den damit einhergehenden Sorgen wie Liebeskummer und Zweifel, mit denen sich Teenager und junge Erwachsene herumschlagen. Wie entstehen eure Songtexte?
Finger: «Das ist ganz unterschiedlich. Der eine Text kann schon mal stärker von einem einzelnen Bandmitglied beeinflusst sein und ein nächster entsteht dann in gemeinsamer Arbeit. Dabei lassen wir ganz alltägliche Gefühle mit einfliessen. Dinge, die uns beschäftigen. Die uns durch den Kopf gehen.»
Im Herbst soll eine neue Single von euch erscheinen. Was können eure Fans erwarten?
Finger: «Bis zur Veröffentlichung wird es wohl eher Winter werden.»
Messerli: «Der Song kam nach einem persönlichen Experiment von uns zustande. Wir haben von Anfang Januar bis Mitte März keinen Alkohol getrunken. Also auf etwas verzichtet, das wir ansonsten ganz gerne tun.»
Finger: «Besonders war dabei auch das Verhalten der anderen Leute, die darauf oft mit Unverständnis reagiert haben. Alkohol ist eine gesellschaftlich anerkannte Droge und wenn man darauf verzichtet, wird man von den Leuten sofort schräg von der Seite angesehen. Diese Erfahrungen haben wir dann im Song „MOVE ON“, den wir bereits in unser Konzertprogramm aufgenommen haben, verarbeitet.»
Hat sich seither euer Verhalten beim Feiern verändert?
Messerli: «Wir mussten die Abstinenz anschliessend kompensieren (Lacht). Nein, wir haben in den Jahren, in den wir bereits zusammenspielen, natürlich alle unsere Erfahrungen gemacht. Und heute können wir vielleicht nicht mehr vor oder nach jedem Auftritt feiern gehen. Aber morgen haben wir frei. Deshalb werden wir heute Abend sicher noch in Gampel anzutreffen sein.»
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar