Raron | Streit zwischen Tierschützern und Winzer führt zu Strafanzeige

Heftige Diskussionen wegen Rebnetzen

Todeskampf eines Vogel, der in einem Rebnetz gefangen ist.
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Todeskampf eines Vogel, der in einem Rebnetz gefangen ist.
Foto: zvg

Das zusammengeknüllte Netz fand Winzer Urs Schmid auf dem Rebgut.
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Das zusammengeknüllte Netz fand Winzer Urs Schmid auf dem Rebgut.
Foto: zvg

Quelle: 1815.ch 05.11.15 3
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Tausende Vögel sterben jeden Herbst qualvoll, weil sie sich in löchrigen oder schlecht gespannten Netzen verheddern. Im Oberwallis macht eine anonyme Tierschützer-Gruppe deshalb mobil gegen einen Rarner Winzer - dieser hat nun Strafanzeige eingereicht.

Viele Netze in Schweizer Rebbergen sind nach wie vor falsch gespannt und können zur tödlichen Falle für Vögel und Igel werden. Auch im Oberwallis spielen sich immer wieder Dramen ab.

«Seit Jahren problematisch»

Eine Gruppe von Tierschützern beschäftigt sich seit einiger Zeit mit diesem Thema: «Die Benetzung der Rebberge ist in unserer Region seit Jahren problematisch», erklärt der Sprecher der Verbündeten - sie wollen alle anonym bleiben. «Per Social Media sind wir mit mehreren Tierschutzorganisation verbunden. Also kann man die genaue Anzahl an Personen nicht genau beziffern. Vor Ort sind wir eine private Gemeinschaft von einigen Familien - den ersten toten Vogel fanden wir Mitte Oktober in einem Rebnetz in Raron.»

Konkret geht es um das Rebgut des Rarner Winzers Urs Schmid, der im Oktober darüber informiert wurde, dass seine Netze nicht nach den Richtlinien verlegt worden sind. Dieser habe daraufhin dem Natur- und Vogelschutzverein Oberwallis (NVO) versichert, dass die Netze anschliessend korrekt verlegt wurden, wie er auf Anfrage von 1815.ch bestätigt. «Ich will natürlich nicht, dass Vögel oder Kleintiere sich in den Netzen verfangen und sterben müssen. Aber ich wusste vorher schlichtweg nicht, dass wir die Netze nicht optimal verlegt hatten, wir haben dies natürlich umgehend nachgeholt. »

Die Tierschützer sehen das anders: «Man soll die Rebnetze über dem Boden spannen und keine losen Netzteile auf dem Boden liegen lassen. Die Netze von jenem Winzer lagen jedoch am Boden und wurden mit Steinen und Brettern beschwert», bemängelt die Gruppe. «Wir rechnen erfahrungsgemäss mit noch einigen Opfern in nächster Zeit, falls nicht sofort gehandelt wird.»

Zwei Vögel gerettet

Beim Rebstück in Raron handelt es sich um eine Spätlese der Germanus Kellerei von St. German - diese findet alle zwei bis drei Jahre statt; die Netze bleiben voraussichtlich bis Anfang Dezember montiert. Nach Aussagen der Vogelschützer ist es das einzige Rebstück, welches noch Früchte trägt. «Vor allem die Vögel stürzen sich in dieser Zeit gerne auf diese süssen Früchte, da die Natur nicht mehr so viele Leckereien zu bieten hat.»

Bisher habe man zwei Vögel retten können, bei einem sei es zu spät gewesen. «Auch zwei Igel haben sich im Netz verheddert: einem musste ein Beinchen amputiert werden, da sich das Netz zu stark in das Fleisch eingefressen hatte.»

Gruppe will anonym bleiben

Mit dem Besitzer der Rebberge stand die Tierschützer-Gruppe zwar in Kontakt, doch wollte man in der Korrespondenz keine Namen nennen, weil sie sich vom Winzer «verbal bedroht fühlen». Sie bildeten die Facebookgruppe nach eigenen Angaben zum Schutz der Vögel, um nach Möglichkeit die Netze zu kontrollieren.

«Eines Tages fand ich alle Netze säuberlich zu einem Haufen eingeknüllt auf dem Boden. Das hätte uns an jenem Tag fast die Spätlese gekostet! Das ist Sachbeschädigung an Privateigentum», erklärt der in der Rebbaukommission der Gemeinde sitzende Schmid, der auch via Facebook nach Hinweisen suchte. «Die Gemeinde leitete mir nur kurze Zeit später eine Mail weiter, die mich über die falsch montierten Netze aufklärte - der Absender: anonym.» Dieses Verhalten ärgert Schmid - er hat deshalb den Verdacht, dass die Mitglieder der Gruppe selbst mutwillig Hand an seinen Netzen angelegt haben könnten.

Strafanzeige eingereicht

Der Winzer will sich nicht mit Anonymitäten herumschlagen und hat vor über einer Woche Strafanzeige bei der Kantonspolizei eingereicht, die Korrespondenz der Gruppe leitet er jeweils direkt an die Polizei weiter. «Ich lasse mich nicht anonym per Mail beschimpfen!», erklärt er seine Vorgehensweise.

«Es ist mir ein Rätsel, weshalb sich die Gruppe nicht namentlich zu erkennen gibt», erklärt er. «In einem persönlichen Gespräch hätte ich mit der Gruppe sicherlich vieles klären können.» Die Kantonspolizei Wallis versucht nun, die Tierschützer ausfindig zu machen, so Schmid weiter. «Leider ist es schwierig, weil sie eine Mailadresse verwenden, deren IP nicht klar zugeordnet werden kann.»

«Kein Einzelfall»

Angesprochen auf den konkreten Fall in Raron sind falsch gespannte Netze über Reben für Martin Eyer vom 300 Mitglieder umfassenden NVO ein Problem, dass für Vögel und Kleintiere auch in anderen Regionen tödlich enden kann, wie er gegenüber 1815.ch erklärt: «Raron ist kein Einzelfall.»

Die Broschüre 'Alles vernetzt' gebe viele Ratschläge, um das Risiko von Schäden an Tieren zu minimieren. «Ich möchte aber betonen, dass wir keine Polizisten sind, welche die Rebberge ständig kontrollieren. Wir wollen nur die Tiere schützen.»

Rechte und Pflichten der Winzer

Die erwähnte Broschüre der Forschungsanstalt Agroscope, die dem Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartement (EVD) unterstellt ist, beschreibt laut Eyer klar die Rechte und Pflichten beim Anbringen von Rebnetzen und wurde in Zusammenarbeit mit Pro Igel, dem Schweizer Tierschutz sowie der Vogelwarte Sempach erarbeitet.

«So hat der Bewirtschafter natürlich das Recht, seine Kulturen vor drohendem Schaden zu schützen. Er steht aber auch in der Pflicht.» Die Winzer seien jeweils verpflichtet, durch ihre Güter zu gehen, um die Netze auf verhedderte Vögel zu kontrollieren und diese gegebenfalls zu befreien. Allfällige Mängel an den Netzen müssen sofort behoben werden, sonst können tierschutz-rechtliche Konsequenzen nach sich gezogen werden.

«Weiter zitiere ich aus dem Merkblatt, dass unsachgemäss angebrachte und gar noch scharfkantige Rebschutznetze ein Strafverfahren wegen Tierquälerei nach sich ziehen kann», so Eyer.

https://www.youtube.com/watch?v=03Oqwy-I-M0

rul
05. November 2015, 07:00
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Kommentare

  • Antiwolf - vor 10 Jahre ↑4↓2

    grüsse an die grünen Wolfsfreunde , ihr verschwindet mit euren Wölfen und wir helfen euch die anderen Tiere schützen. Auge um Auge .....

    antworten

    • Paul - vor 10 Jahre ↑0↓4

      Komisch nur, dass der Schweizer Förster Verband für den Wolf plädiert.

  • Angela - vor 10 Jahre ↑4↓8

    Ich finde bei Spaziergängen jedes Jahr Vögel, die tot in Netzen hängen. Ich kann nicht begreifen, warum solche Netze gespannt werden. Müssen wir den wirklich so gierig sein und nehmen den Verlust von Lebewesen in Kauf nur um 3 Trauben zu retten?

    antworten

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