Gesundheit | Krankheit auf dem Rückzug
Über 100 Masernfälle in der Schweiz
Etwas mehr als 100 Personen sind in der Schweiz 2017 an Masern erkrankt. Das sind zwar mehr als in den Vorjahren, aber weit weniger als in den Nullerjahren, als die Behörden noch 1000 bis 2000 Fälle der hoch ansteckenden Viruserkrankung im Jahr registrierten.
"Das Ziel, die Masern bis 2015 zu eliminieren, haben wir nicht erreicht", sagt Mark Witschi, Leiter der Sektion Impfempfehlungen beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) gegenüber der Nachrichtenagentur sda. "Wir sind auf dem richtigen Weg, doch die letzten Meter sind die steilsten."
Am Ziel, die Masern zu eliminieren, hält die Schweiz fest, nennt aber kein Datum. Ein gutes Zeugnis hat sie von der Weltgesundheitsorganisation WHO erhalten: Die WHO habe der Schweiz für 2016 erstmals attestiert, die Übertragungskette gekappt zu haben, sagt Witschi. Es habe nur noch sporadische Ausbrüche gegeben.
Lokale Häufungen
Lokale Häufungen hatten 2016 und auch im laufenden Jahr allerdings noch für einen Anstieg der Fallzahlen gesorgt. Bleibt die WHO auch für 2017 und 2018 bei ihrer Einschätzung, könne die Schweiz danach als masernfrei gelten, sagt Witschi.
Auch beim Impfen ist das Ziel nicht erreicht worden: 87 Prozent der Zweijährigen und 93 Prozent der 16-Jährigen sind mittlerweile mit zwei Dosen vollständig gegen Masern geimpft.
Das sind weniger als die als Ziel gesetzte Durchimpfungsquote von 95 Prozent bei Kindern - diese wäre Voraussetzung für eine Elimination der Krankheit. Vor allem Kantone mit niedriger Impfquote machten Fortschritte.
Ein Impfobligatorium will der Bund nicht, und er könnte es wegen der fehlenden gesetzlichen Grundlagen auch gar nicht einführen, wie Witschi sagt. Hingegen hätten sich vorübergehende Schulausschlüsse von nicht geimpften Kindern als effizientes Mittel erwiesen, Ausbrüche zu stoppen. Für Ausschlüsse sind die Kantone zuständig.
106 Masernfälle sind 2017 gemäss der jüngsten Ausgabe des "BAG-Bulletin" bisher gezählt worden. 80 Prozent der Fälle konnten elf Ausbrüchen in neun Kantonen zugeordnet werden. Häufungen gab es Anfang Jahr in den Kantonen Graubünden und Tessin sowie in Freiburg. Im Spätsommer waren vor allem das Wallis und Neuenburg betroffen.
Wo Ungeimpfte, da Ausbrüche
"Wo es viele Ungeimpfte gibt, gibt es auch Ausbrüche ", sagt Witschi. Das Masern-Virus wird durch Tröpfchen übertragen. "An Orten mit vielen Menschen wie Schulen und Kinder-Tagesstätten findet das Virus die Ungeschützten."
17 Prozent der im vergangenen Jahr gemeldeten Masern-Fälle mussten ins Spital, und bei 6 Prozent kam es zu einer Lungenentzündung. Zudem kam es zum ersten Masern-Todesfall seit 2009: Ein junger Mann, der wegen der Behandlung einer Leukämie ein stark unterdrücktes Immunsystem hatte, erkrankte trotz Impfung und starb.
2016 waren gegen 70 Erkrankte gezählt worden. Fast die Hälfte dieser Fälle gingen auf zwei Masernausbrüche zurück. 2015 waren über 30 Masernfälle verzeichnet worden, 2014 sogar nur etwas mehr als 20.
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar