Bundesstrafgericht | Update: Groll und Stress als Motiv
Walliser Winzer wegen Brandstiftung vor Bundesstrafgericht
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Auf dem Parkplatz der Walliser Generalstaatsanwaltschaft in Sitten sind im vergangenen Dezember drei Autos nach einer Brandstiftung in Flammen aufgegangen.
Foto: lenouvelliste.ch
Ein Walliser Winzer stand am Dienstag vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona. Er wird beschuldigt, im vergangenen Dezember Säure auf den Teppich im Eingangsbereich der Walliser Staatsanwaltschaft geschüttet sowie ein Auto vor dem Gebäude in Sitten angezündet zu haben. Vor der Walliser Justiz sei er nicht zu seinem Recht gekommen, sagte er.
Das gelegte Feuer hatte sich auf sieben weitere Autos ausgebreitet. Insgesamt belaufen sich die Schäden auf 83'000 Franken. Der 51-jährige Mann wurde noch am Tag der Tat festgenommen und sitzt seither im Gefängnis in Sitten.
Während seiner Befragung vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona gab er nun an, er habe mit seiner Tat die Aufmerksamkeit der Schweizerischen Bundesanwaltschaft erregen wollen, nachdem er vor der Walliser Justiz nicht zu seinem Recht gekommen sei.
Der Familienvater besitzt ein Weingut, welches kürzlich bankrott ging. In Bellinzona führte er aus, er sei im Mai 2012 Opfer einer Attacke geworden, für die aber er angezeigt worden sei. Er habe daraufhin mehrmals vergeblich der Walliser Staatsanwaltschaft geschrieben, um Recht zu erhalten. Weil er keine Antwort auf seine zahlreichen eingeschriebenen Briefe erhalten habe, hätten sich Groll und Stress angestaut. Dies schliesslich habe zur Tat geführt, welche er bereue, erklärte der Winzer.
Zudem gab der Mann an, er habe vergeblich darum gebeten, im Fall Luca Mongelli als Kronzeuge angehört zu werden. Das Drama um Luca hatte sich 2002 in Veysonnaz ereignet. Der damals Siebenjährige und sein Bruder waren mit ihrem Hund spazieren gegangen. Die Mutter fand Luca später halb entkleidet und bewusstlos im Schnee liegend. Als der Knabe im Spital aus dem Koma erwachte, war er blind und vom Hals an abwärts gelähmt. Die Walliser Staatsanwaltschaft kam zum Schluss, dass der Hund schuld war. Die Familie hingegen war überzeugt, dass die Verletzungen von Jugendliche stammten.
Der angeklagte Winzer wird nun der Gefährdung durch Sprengstoffe und giftige Gase in verbrecherischer Absicht sowie der Brandstiftung beschuldigt. Er soll am 5. Dezember mit einer Säure-Lösung sowie einer Mischung aus Benzin und Heizöl die Walliser Staatsanwaltschaft aufgesucht haben. Die Säure soll er auf den Teppich im Eingangsbereich des Gebäudes geschüttet haben, mit der Benzin-Heizöl-Mischung soll er anschliessend ein vor der Staatsanwaltschaft parkiertes Auto angezündet haben. Das Feuer breitete sich rasch aus und zerstörte insgesamt drei Autos und beschädigte vier weitere teilweise.
Carlo Bulletti, der leitende Staatsanwalt des Bundes, forderte am Dienstag eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren. In Anbetracht einer leicht verminderten Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten beantragte Bulletti zudem eine psychiatrische Behandlung. Die Verteidigung hat einzig die Brandstiftung anerkannt und eine bedingte Strafe gefordert. Das Urteil wird schriftlich eröffnet, der Zeitpunkt ist noch offen.
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