Literatur | Autor Beat Hüppin liest aus «Talwasser»
«Weichet für den Fortschritt»
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Beat Hüppin zog die Anwesenden in seinen Bann.
Foto: zvg
So könnte die Schlagzeile einer Schweizer Zeitung aus dem Jahre 1920 lauten, die damit das Weichen der Bevölkerung gegen die Wirtschaftsmächtigen benennt. Beat Hüppins Lesung seines Romans «Talwasser» in der Gemeindebibliothek von Zermatt – ein lebendiger Zeitsprung.
Es riecht nach Büchern und Holz. An diesem Abend riecht es, wie es in einer Bibliothek riechen soll. In einem kleinen Raum, mit Holz verkleidet und gemütlich eingerichtet, in der alten Dorfbibliothek von Zermatt. Eine fast verschworene Gemeinschaft hat sich hier nach Einladung von «Kultur Zermatt» zusammengefunden, um dem Autor Beat Hüppin während der Lesung zu seinem Roman «Talwasser» zu lauschen.
Die Geschichte führt die Zuhörer in die Zeit um den ersten Weltkrieg, als im Schwyzer Innerthal der Bau der damals weltweit größten Staumauer in Angriff genommen wurde und das Leben der Bewohner für immer veränderte. Die fiktive Familie Dobler verkörpert dabei das Hadern der Menschen, die der Veränderung teils begeistert, teils verängstigt gegenüberstehen. Mit der Tradition im Rücken blicken sie unsicher dem Fortschritt entgegen. Dreihundert Einwohner, eintausend Arbeiter. Nicht mal die Kirche sollte verschont werden. Gesprengt sollte sie dem Stausee Platz schaffen. Der Pfarrer lässt sich dann auch nur mit Gewalt vor dem sicheren Ertrinken retten.
Die Zuhörer lassen sich nur allzu gern in diese Zeitepoche entführen. Die rustikale Sprache des Schwyzer Autors, gespickt mit zahlreichen Helvetismen, baut ein stabiles Gerüst, auf welchem der Zuhörer authentisch in die Vergangenheit blicken kann.
pd/map
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