Region | Empfehlungen für risikoarmen Alkoholkonsum
Alkoholempfehlungen: Nationalrat Ruppen befürchtet Bevormundung
Nationalrat Franz Ruppen ist nicht einverstanden mit den neuen Alkoholempfehlungen des Bundes. Er sieht die Gefahr einer Bevormundung der Bürgerinnen und Bürger.
Im letzten Jahr korrigierte die Eidgenössische Kommission für Alkoholfragen (EKAL) ihre Empfehlungen für einen risikoarmen Alkoholkonsum nach unten. Gesunde Männer, so die EKAL, sollen demnach maximal nicht mehr als zwei Standardgläser Alkohol pro Tag zu sich nehmen, gesunde Frauen höchstens eines. Ausserdem sollen jede Woche mehrere alkoholfreie Tage eingeschaltet werden. Mit Standardglas ist die in einem Restaurant normalerweise ausgeschenkte Alkoholmenge gemeint, also eine Stange Bier, ein Glas Wein oder ein Gläschen Schnaps. Wie die NZZ damals berichtete, bedeutet dies eine Reduktion der empfohlenen Menge um ein Glas pro Tag für beide Geschlechter, ausserdem war in den alten Empfehlungen nur von einem alkoholfreien Tag pro Woche die Rede.
«Nicht global anwendbar»
Bei den neuen Empfehlungen berief sich die EKAL damals auf «neue wissenschaftliche Erkenntnisse», aufgrund derer man die Empfehlungen nach unten korrigiert habe. Für SVP-Nationalrat Franz Ruppen ist dies jedoch kein valides Argument. «Die zugrunde liegenden Studien und wissenschaftlichen Erkenntnisse, die die EKAL heranzieht, lassen sich weder für alle Länder gleichermassen noch spezifisch auf die Schweiz anwenden», sagt er. «Fakt ist weiter, dass in der Schweiz kein alkoholpolitischer Notstand herrscht. Im Gegenteil: Der Konsum alkoholischer Getränke ist seit Jahren rückläufig.» Die Statistiken des Bundes geben Ruppen recht: Konsumierten 1992 noch 30 Prozent der Männer täglich Alkohol, waren es 2017 noch knapp 15 Prozent, bei den Frauen, die täglich trinken, sank der Anteil im gleichen Zeitraum von 11,5 auf knapp sieben Prozent. «Die Trinkempfehlungen der EKAL wurden somit ohne Not, ohne neue Evidenzen und ohne landesspezifische Erkenntnisse pauschal nach unten korrigiert», betont der SVP-Nationalrat denn auch.
Bevormundung befürchtet
Darum hat sich Franz Ruppen in dieser Angelegenheit nun an den Bundesrat gewandt. «Ich möchte von der Regierung wissen, ob sie tatsächlich der Ansicht ist, dass es Aufgabe des Staates ist, die Bürger zu erziehen und ihnen zu sagen, was und wie viel sie essen und trinken sollen», sagt Ruppen. «Zudem will ich geklärt haben, ob mit solchen ‹Empfehlungen› nicht die Gefahr der Bevormundung der Bürger besteht.» Denn, so der Politiker, Empfehlungen von heute könnten schnell zu Verboten von morgen werden. «Darum verlange ich auch Auskunft vom Bundesrat darüber, ob im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum in der Schweiz eine Gesetzesrevision geplant ist», so Franz Ruppen. Laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) trinken in der Schweiz rund vier Prozent der über 15-Jährigen regelmässig zu viel. Rund jede fünfte über 15 Jahre alte Person konsumiert Alkoholisches punktuell risikoreich.
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Martin Meul
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