Zermatt | Luxus-Heli Angebot soll gestrichen werden
Alpenschützer fordern Flug-Stopp
Zusammen mit Hertz und Volvo hat die Air Zermatt ein exklusives Erlebnispaket gezimmert. Mountain Wilderness kritisiert es allerdings als ressourcenintensivstes Skivergnügen der Schweiz.
Die beiden traditionsreichen Unternehmen Air Zermatt und Hertz haben im gemeinsamen Jubiläumsjahr 2018 eine Partnerschaft gestartet. Während das Walliser Helikopterunternehmen sein 50-Jahr-Jubiläum feiern konnte, blickt der amerikanische Autovermieter Hertz sogar auf eine 100-jährige Geschichte zurück. Ebenfalls in dieser Kooperation mit dabei ist die Automarke Volvo. «Das gemeinsame Ziel von Volvo und Air Zermatt, Leben zu schützen und Leben zu retten, ist eine starke Verbindung – sowohl in der Luft wie auch auf der Strasse», steht dazu in einer Medienmitteilung von Volvo Schweiz. Und Roberto Delvecchio, Verkaufs- und Marketingdirektor von Hertz Schweiz, sagt: «Wir sind eine Partnerschaft eingegangen, weil die Air Zermatt einen Superjob macht. Denken wir nur an die jährlich rund 1700 Rettungseinsätze.» Im Zuge dieser Partnerschaft wurden auch exklusive Erlebnispackages geschnürt wie der Hertz Prestige Collection Flight der Air Zermatt. Bei diesem Helikopterrundflug können die Passagiere in einer Stunde gleich mehrere Schweizer Naturschönheiten besichtigen, wie das Matterhorn, das Eiger-, Mönch- und Jungfrau-Trio und abschliessend den Aletschgletscher. Ein anderes Angebot bringt Kunden «Mit Hertz und Air Zermatt direkt ins Skivergnügen». Bei diesem fahren die Gäste mit dem luxuriösen Volvo-Geländewagen von Hertz nach Raron. Von dort geht es per Helikopter der Air Zermatt in einer Viertelstunde direkt auf die Skipisten von Zermatt.
Kritik vom Alpenschutzverein
Weit weniger begeistert von den erwähnten Angeboten ist Mountain Wilderness. Die Alpenschutzorganisation hat sich schon seit Jahren den Kampf gegen den Helikoptertourismus auf die Fahne geschrieben. Kein Wunder, kritisiert sie das Package «Mit Hertz und Air Zermatt direkt ins Skivergnügen» massiv: «Das betreffende Angebot ist für Mountain Wilderness Schweiz symbolisch für eine Ignoranz gegenüber Umweltproblemen unserer Zeit», sagt Maren Kern, Geschäftsleiterin von Mountain Wilderness Schweiz. «Während Zehntausende Menschen in der Schweiz und weltweit für den Klimaschutz auf die Strassen gehen, wird für völlig überdimensionierte, umweltschädliche Mobilität als Freizeitvergnügen geworben.» Um gleich nachzudoppeln: «Dieser Spass verursacht maximalen Lärm und ist maximal ressourcenintensiv.» Verbunden ist die Kritik mit der Aufforderung an die betroffenen Unternehmen, das Angebot aus Respekt vor der Natur unverzüglich aus dem Produktportfolio zu streichen. Delvecchio von Hertz wollte die Kritik von Mountain Wilderness nicht kommentieren. Von der Air Zermatt gab es bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme.
Kurdirektor: keine Bedenken
Bedenken, dass derartige Exklusivangebote aus ökologischen Gründen dem Image der Destination Zermatt schaden könnten, teilt Daniel Luggen nicht. Der Zermatter Kurdirektor betont, wie wichtig der ÖV und nachhaltiger Tourismus für Zermatt sind: «Wir versuchen, den ökologischen Fussabdruck so klein wie möglich zu halten.» Trotzdem hätten auch derartige Angebote ihren Platz und Luggen erinnert an die Verhältnismässigkeit: «Das exklusive Arrangement von Hertz und der Air Zermatt ist für einige wenige gedacht, da wollen wir jetzt keine Spassbremse sein. Ich glaube, wir in Zermatt finden eine sehr gute Balance darin, einerseits den Touristen die Natur erlebbar zu machen und gleichzeitig den Umweltschutzgedanken nicht aus den Augen zu verlieren.»
Frank O. Salzgeber
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