Saas-Fee | Grosse Herausforderungen für Bergbahnen
Am Fuss des Allalin liegen die Nerven blank
Hinter den Kulissen der Saastal Bergbahnen brodelt es gewaltig: Aktionäre misstrauen dem Verwaltungsrat und Mitarbeiter prangern interne Missstände an. Und mit dem Start einer Enthüllungsplattform droht neues Ungemach.
Während auf den Pisten von Saas-Fee Skifahrer ihrem Hobby frönen, sind die Verantwortlichen, mit den neuen Investoren Peter und Markus Schröcksnadel, hinter der Postkartenfassade mit zahlreichen offenen Baustellen konfrontiert: Nach wie vor sorgt die vor gut zwei Jahren eingeweihte Spielbodenbahn bei so manchem Einheimischen für rote Köpfe (die RZ berichtete). Zur Erinnerung: Die 10er-Gondelbahn wurde mit insgesamt 19,9 Millionen Franken abgerechnet. Branchenkenner zweifeln daran: Die Bahn könne höchstens 16 Millionen Franken gekostet haben. Sie stützen sich dabei auf Erfahrungswerte und Vergleichsprojekte. Pikant: Die Bahn wurde mit öffentlichen Geldern mitfinanziert. Seit Langem hält sich deshalb bei Aktionären (und kantonalen Politikern) der hartnäckige Verdacht, dass es sich beim Projekt, welches für das Subventionsbegehren eingereicht wurde, nicht um das tatsächlich realisierte Projekt handelt (redimensioniert). Bereits an der letzten GV der Saastal Bergbahnen sorgte die Angelegenheit für Gesprächsstoff.
Versteckspiel bis nach Sitten
Dazu ist nun eine Sonderprüfung im Gespräch, welche von der IG «Perle der Alpen» (Gruppe von Aktionären) auch schon öffentlich angekündigt wurde. Ob es aber lediglich bei der «Drohung» bleibt oder ob der Antrag hinsichtlich der nächsten GV von Ende März Tatsache wird, ist offen. IG Präsident Stefan Zurbriggen war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. In den Überlegungen der IG spielt womöglich auch die Nähe zu ehemaligen und aktuellen Verwaltungsratsmitgliedern eine Rolle. Eine weitere Hürde: Antrag auf Sonderprüfung kann laut Aktienrecht nur von Aktionären gestellt werden, die mindestens zehn Prozent der Aktien haben. Unabhängig davon wehrt sich der VR-Vizepräsident der Saastal Bergbahnen AG Simon Bumann und verweist auf eine externe Prüfung, welche die Rechnungen für korrekt befunden habe. Auch die Revisionsgesellschaft habe keine Ungereimtheiten oder Differenzen festgestellt. «Und der Verwaltungsrat ist nach Einsichtnahme auf keine Widersprüche gestossen», teilt er schriftlich mit. Das aber beantwortet nicht die entscheidende Frage, ob es zwischen dem tatsächlich realisierten Projekt und dem ursprünglichen Eingabeprojekt physische Unterschiede gibt. Antwort darauf könnte ein entsprechender Vergleich liefern, wofür aber ein Einblick in das ursprüngliche Eingabedossier für die öffentlichen Subventionen nötig wäre. Diese Unterlagen will Bumann der RZ aber nicht zeigen. Auch der zuständige Staatsrat Christophe Darbellay ist intransparent und verweigert den Einblick. Paradox: Er versteckt sich dabei ausgerechnet hinter dem kantonalen Öffentlichkeitsgesetz (!) und verweist auf einen entsprechenden Artikel, wonach es sich um ein überwiegend privates Interesse im Sinne eines Berufs- bzw. Geschäftsgeheimnisses handle. Er beteuert aber, die Schlussabrechnung sei von der zuständigen Dienststelle für korrekt befunden worden.
«Misstrauen und Überwachung»
Dieses «Versteckspiel» hat zur Folge, dass zahlreiche Fragen offen bleiben: Falls es, wie die Kritiker behaupten, tatsächlich zu Unregelmässigkeiten gekommen sein sollte, was wurde auf dem Baukonto gebucht? Wohin sind die Gelder geflossen? Was wissen die ehemaligen und aktuellen Verantwortlichen darüber? Auch in einem internen Mitarbeiterbrief zuhanden der Geschäftsleitung wird an der Rechtmässigkeit des Sachverhalts gezweifelt. «Auch das öffentlich-politische Interesse an einer Abklärung dürfte nicht unerheblich sein», heisst es dort. Weiter ist im Schreiben von betriebsinterner «Misstrauens- und Überwachungskultur» die Rede. Bumann weist diese Vorwürfe mit aller Vehemenz zurück. Man habe aber Verständnis dafür, dass immer noch eine gewisse Unsicherheit bei den Mitarbeitern bestehe, «wir sind jedoch bestrebt, neues Vertrauen aufzubauen».
Was weiss «Saasileaks»?
Licht ins Dunkel und das Schweigen brechen könnte womöglich «Saasileaks». Wie die RZ weiss, beabsichtigt eine Gruppe von kritischen Saasern den Aufbau eines Internetblogs, welcher noch in diesen Tagen in Betrieb gehen soll. In Anlehnung an «Wikileaks« von Julian Assange oder Whistleblower Edward Snowden sollen darin interne und brisante Dokumente zu verschiedenen Themen rund um die Bergbahnen, das politische Saastal und der Tourismusorganisation aufgeschaltet werden. Zudem soll sich im Blog auch die Öffentlichkeit jederzeit aktiv an der Diskussion beteiligen können.
Peter Abgottspon
Artikel
Kommentare
Martin+ Monika Arnold, Ried-Brig - ↑23↓3
Und was sagen die Saasini dazu, dass sie selber kaum Geld in "ihre" Bahnen investieren ? Wird der Saasiblog diese Frage klären ?
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gerold Baudinot, Saas-Almagell - ↑15↓12
Die Titel des Artikels sind reisserisch und versprechen viel. Liest man die dazugehoerigen Abschnitte stellt man fest viel heisse Luft und kein konkreter Beweis der These. Im Gegenteil. Die Fakten der zwei Pruefungen erzaehlen eine andere Geschichte.
Ich nehme nicht Partei aber der Artikel ist einfach schlecht recherchiert. Ein schlechtes Beispiel von Thesenjournalismus.
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Jonathan Kepinsky, Zermatt - ↑28↓10
Zudem: Leben und wohnen in Saas Balen bis Saas Fee ist nur möglich wenn man diesem Clan angehört, sonst wird man abgesägt und quasi ausgeschafft.
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Jonathan Kepinsky, Zermatt - ↑30↓15
Es geht nicht, dass Steuergelder in die Saas Fee Bahnen hineinfliessen. Dann gleichzeitig ganz vermögende Leute aus aller Welt, das Saison Abo fast geschenkt bekommen Das geht nun nicht!
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Jonathan Kepinsky, Zermatt - ↑25↓8
Die Saisonkarte ist mindestens 3x zu günstig!
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