Region | Berggemeinde kämpfen gegen die Entvölkerung

Bergdörfer ungeeignet für neue Arbeitsform?

Stoppen Workshops zu «Coworking Spaces» die Abwanderung?
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Stoppen Workshops zu «Coworking Spaces» die Abwanderung?
Foto: Shridhar Gupta/unsplash.com

Quelle: RZ 0

Die Bergdörfer kämpfen gegen die Abwanderung der Bewohner. Mit ein Grund: fehlende Arbeitsplätze mit einer zeit gemässen Infrastruktur. Eine neue Form der Zusammenarbeit soll Gegensteuer geben, doch das breite Interesse bleibt bislang aus.

In den Berggebieten lässt man nichts unversucht, um sich gegen die drohende Entvölkerung zu stemmen. Hierfür macht sich die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) mit dem Projekt «Smart Village» stark. «In deren Auftrag erarbeiten wir in Workshops die Inhalte, um die zukünftige Arbeitsweise anzustossen», sagt Emanuel ­Forny, Coach von VillageOffice. Konkret: In den Berggemeinden sollen allgemein zugängliche Räumlichkeiten mit schnellem Internetanschluss – die sogenannten «Coworking Spaces» – geschaffen werden, die es der Bevölkerung gegen Bezahlung einer Miete ermöglichen, sich dort mit Handy und Laptop einzurichten und für den Arbeitgeber zu arbeiten. Das Problem: Die bisherigen Workshops in Ernen, Eischoll und Guttet-Feschel wurden spärlich besucht, sodass die Erkenntnisse zu wenig aussagekräftig sind, um konkrete Massnahmen einzuleiten. «Wir warten noch den Workshop mit Saas-Fee ab, bevor wir Ende August sämtliche Oberwalliser Berggemeinden einladen, um ihnen die ersten Ergebnisse zu präsentieren und Ratgeber zu den erarbeiteten Themen abzugeben.»

Zurückhaltendes Oberwallis

In der Umsetzung von «Coworking Spaces» im Wallis hat VillageOffice indes mit einem Betreiber in Grimentz Erfahrungen – als Partner der Unternehmung Swiss Escape. Im Gegensatz zu den Oberwalliser Gemeinden wurde das Ganze im 475 Einwohner zählenden Dorf der Gemeinde Anniviers vor allem auf privater Basis lanciert. «Die Gemeinde spielt beim Projekt keine grosse Rolle. Die von uns benutzten Chalets werden von einem ­privaten Eigentümer gemietet», äussert sich Fanny Caloz, Mitbegründerin von Swiss Escape. Das dortige Angebot werde von Freiberuflern, Geschäftsinhabern und Aussendienstmitarbeitern genutzt, welche vorwiegend für amerikanische Technologieunternehmen arbeiten würden. «Unsere ­typischen Kunden sind zwischen 25 bis 45 Jahre alt, kommen aus Nordeuropa, USA, Singapur und Australien. Sie sind hoch qualifiziert und arbeiten in der Technik hauptsächlich als Softwareentwickler, Vermarkter und Designer», so Caloz. Bei Oberwalliser Unternehmen ist man indes skeptisch bezüglich der Telearbeit. «Zwar ist den Unternehmen ‹Homeoffice› ein Begriff. Jedoch befürchten sie, dass Mitarbeiter von anderen Aktivitäten wie Wäsche waschen, Kinder betreuen und dergleichen abgelenkt werden», so Forny. Daher stelle «Coworking» eine sinnvolle Alternative dar, von dessen Nutzen die Unternehmen jedoch noch überzeugt werden müssen. Wie zu erfahren ist, laufen seit Kurzem Bestrebungen der Firmen wie Lonza, Scintilla, MGB und Spital Wallis, um hier Anpassungen vorzunehmen.

Thomas Allet

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