Sport | Bergspezialist mit Ambitionen
«Bin ein anderer Fahrertyp als Cancellara»
Kilian Frankiny ist der erste Oberwalliser Radrennfahrer, der einen Profivertrag erhält. Am Samstag startet der Bergspezialist mit dem Schweizer Team an der Tour de l’Avenir.
Kilian Frankiny, Sie kommen eben zurück von der Tour de l’Ain, einer viertägigen Rundfahrt in Frankreich. Wie ist es gelaufen?
Im Gesamtklassement erreichte ich den siebten Schlussrang. Damit bin ich sehr zufrieden. Es waren auch einige sehr starke Profifahrer am Start.
Ein weiterer Erfolg also nach dem Gewinn der prestigeträchtigen Aosta-Rundfahrt im Juli. Als 22-Jähriger fahren Sie beim BMC Development-Team heuer Ihre letzte Saison. Danach sind Sie zu alt für den Nachwuchs. Wie geht es weiter?
Was sicher ist: Im nächsten Jahr fahre ich bei den Profis. Unklar ist noch in welcher Mannschaft. Ich habe Angebote von verschiedenen World-Tour-Teams. Mein Manager Christian Baumer und ich analysieren die verschiedenen Offerten und entscheiden dann, wo ich mich am besten weiterentwickeln kann.
Was heisst weiterentwickeln?
Meine Stärke ist das Bergfahren. Aber ich habe auch Schwächen: das Zeitfahren, das Fahren im Flachen und der Sprint. Daran will ich arbeiten.
Wie sieht der Trainingsalltag eines Radprofis aus?
Wenn keine Rennen stattfinden, absolviere ich immer drei Trainingstage und anschliessend einen Ruhetag. Dann folgt wieder ein Dreier-Trainings-Block. Die drei Trainingstage sind so aufgebaut, dass ich die Trainingsdauer von Tag zu Tag steigere. Zum Beispiel drei Stunden am ersten Tag, dann vier Stunden und schliesslich fünf Stunden. Am Ruhetag sind dann anderthalb bis zwei Stunden Training vorgesehen.
Also auch am Ruhetag wird trainiert?
Ja, einfach reduziert. Ein Tag komplett ohne Velo ist sehr selten. Nur nach längeren Rundfahrten oder nach einem sehr strengen Trainingsblock kann es vorkommen, dass ich einen Ruhetag einschiebe.
Und im Winter?
Dann sind wir in Spanien oder in Italien im Trainingslager.
Sie haben 2014 die Matura gemacht. Wann war Ihnen klar, voll auf die Karte Radsport zu setzen?
Das war mit 16 oder 17 Jahren. Neben dem Spitzensport studiere ich aber seit zwei Jahren an der Fernuni Wirtschaft.
Welche Radrennfahrer sind Ihre Vorbilder?
Meine Vorbilder sind Bergspezialisten wie Tejay van Garderen vom BMC Team oder auch Vincenzo Nibali, der schon die Tour de France, den Giro d’Italia und die Vuelta gewonnen hat.
Und Fabian Cancellara?
Er ist ein ganz anderer Fahrertyp als ich es bin. Deshalb ist er nicht unbedingt ein Vorbild. Aber natürlich freuen mich seine Erfolge.
Wie viele Rennen fahren Sie pro Jahr?
In diesem Jahr im Nachwuchsbereich sind es so 40 bis 50 Rennen. Nächste Saison bei den Profis werden es rund 70 bis 80 Renntage sein.
Steht im nächsten Jahr bei den Profis für Sie schon eine grosse Rundfahrt auf dem Plan wie der Giro d’Italia, die Vuelta oder die Tour de France?
Im ersten Jahr ist es sehr selten, dass ein Neuprofi schon an einer dreiwöchigen Rundfahrt mit dabei ist. Man will die jungen Fahrer nicht verheizen. Ich werde wohl an einer mittleren Rundfahrt wie etwa der Tour de Suisse dabei sein.
Sie verzichten auf die U23-Weltmeisterschaften, weil die flache Strecke Ihnen nicht liegt. Dafür werden Sie an den Europameisterschaften im September starten. Wie sehen Sie Ihre Chancen?
Das Rennen hätte eigentlich in der Region um Nizza stattfinden sollen. Wegen des Attentats wurde es jetzt in die Bretagne verschoben. Die Anstiege der neuen Strecke sind kürzer, was mir weniger entgegenkommt.
Wo ist Ihr nächstes Rennen?
Am Samstag startet die achttägige Tour de l’Avenir, das grösste U23-Rennen der Welt. Es ist ein Nationenrennen. Wir sechs Schweizer fahren zusammen in einem Team.
Und Ihr Ziel?
Aufgrund meiner jüngsten Resultate bin ich Leader im Schweizer Team. Mein Ziel ist es, die Tour de l’Avenir zu gewinnen.
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