Region | Oberwallis
Braucht es zwei Gotthardröhren?
Am 28. Februar entscheiden die Schweizer Stimmberechtigten, ob eine zweite Gotthardröhre gebaut wird. Die Gegner befürchten eine starke Zunahme des Transitverkehrs.
Der 1980 eröffnete Gotthard-Strassentunnel wird jährlich von rund fünf Millionen Personenwagen und etwa 900 000 Lastwagen benutzt. Aufgrund seines Alters und der intensiven Nutzung muss der Gotthardtunnel saniert werden. Damit die Sanierungsarbeiten durchgeführt werden können, muss der Tunnel während knapp drei Jahren vollständig gesperrt werden. Um in dieser Zeit die Nord-Süd-Verkehrsbindung weiter zu gewährleisten, hat das Parlament und der Bundesrat beschlossen, zuerst eine zweite, neue Röhre zu bauen und nachher den bestehenden Tunnel zu sanieren. Nach der Sanierung werden beide Röhren in Betrieb sein. Die Kapazität des Tunnels wird nicht erhöht: Im Gesetz ist verankert, dass immer nur eine Fahrspur pro Richtung betrieben werden darf. Diese Sanierungslösung soll rund 2,8 Milliarden Franken kosten.
Gegner: Unsinnig und teuer
Gegen den Bau einer zweiten Gotthardröhre haben jedoch eine Allianz aus Sozialdemokraten, Grünen, Grünliberalen, Verkehrsclub Schweiz und Alpeninitiative das Referendum ergriffen. Das Projekt sei finanzpolitisch unvernünftig, verfassungsrechtlich problematisch und verkehrspolitisch unsinnig. Die Steuerzahler würden am Gotthard den teuersten Pannenstreifen der Welt finanzieren, schreibt der Bündner SP-Grossrat und Co-Präsident des Vereins «Nein zur zweiten Gotthardröhre», Jon Pult, in der «Neuen Zürcher Zeitung». Mit zwei Strassenröhren am Gotthard würde die kürzeste, durchgehende vierspurige Nord-Süd-Strassenverbindung Europas durch die Schweiz führen. Über kurz oder lang würde die neu entstandene doppelte Kapazität auch genutzt werden. Die Schweiz würde zur Transithölle. Auch würde der 1994 in einer Volksinitiative angenommene Alpenschutzartikel verletzt werden, der in den Alpen eine Verlagerung des Transitverkehrs von der Strasse auf die Schiene fordert.
Alternative: Temporärer Bahnverlad
Bei einem Nein zur Lösung von Bundesrat und Parlament wird der Gotthardtunnel ohne zweite Röhre saniert. Der Tunnel bliebe für längere Zeit vollständig gesperrt. Um den Verkehr zu bewältigen, wäre je ein Bahnverlad für Lastwagen und für Personenwagen erforderlich. Während diese Lösung laut den Gegnern einer zweiten Röhre klare Kostenvorteile bringen würde, warnen die Befürworter vor einem schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnis und weisen darauf hin, dass der Gotthardtunnel alle 40 Jahre saniert werden muss. Die Verladeanlagen müssten nach der Sanierung aber ohne bleibenden Wert wieder abgerissen werden. Bei einer nächsten Sanierung muss das ganze System für teures Geld wieder neu aufgebaut werden. Der Bau einer zweiten Röhre würde bleibenden Wert schaffen. Die Sicherheit wird dank richtungsgetrenntem Verkehr sowie einem neuen Pannenstreifen klar erhöht. Das sei das Ziel und nicht, die Verkehrskapazitäten zu erhöhen. Bundesrat und Parlament empfehlen, der Änderung des Bundesgesetzes über den Strassentransitverkehr im Alpengebiet (Sanierung Gotthard-Strassentunnel) zuzustimmen.
Frank O. Salzgeber
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Kommentare
M Leutenegger - ↑1↓1
Bitte ein NEIN
Ich habe 21 Jahre lang im Kanton Uri gelebt. Die Autobahn war immer eine grosse Belastung mit ihrem Lärm und der Luftverschmutzung. Wenn wir jetzt noch eine 2. Röhre bauen, wird dies noch schlimmer. Lasst uns ein Zeichen setzten gegen den ganzen Transitwahnsinn. Denn wenn wir den Güterverkehr am Gotthard auf die Schiene bringen, werden wir es auch am Simplon schaffen! Also legt bitte ein NEIN in die Urne. Auch die Tessiner werden euch danken.
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Geri - ↑1↓1
Auf keinen Fall! Eine 2. Röhre ist das einzig richtige. (langfristig gedacht)